Miles Flint 03 - Die Tödlichen
dabei keinen Erfolg haben, würde er die Bilder mit denen der verbliebenen Verbrecherdatenbanken vergleichen und notfalls sogar mit allen anderen Datenbanken, die ihm in seinem System mit physiognomischen Daten dienen konnten.
So schnell die Computer auch arbeiten mochten, es gab Millionen Gesichter, mit denen dieses eine verglichen werden musste. Außerdem würde Flint nachforschen müssen, ob derartige Modifikationen überhaupt für Menschen verfügbar waren.
Falls nicht, musste er herausfinden, ob es eine außerirdische Spezies gab, deren Angehörige sich als Menschen tarnen konnten.
Zwar hatte er noch nie von einer derartigen Spezies gehört, aber das hatte nichts zu sagen. Die meisten Außerirdischen innerhalb des bekannten Universums gehörten nicht der Allianz an und reisten folglich auch nicht zum Mond. Und er hatte bisher auch noch nie einen Grund gehabt, sich mit allianzfremden Datenbanken zu beschäftigen.
Flint wusste nicht einmal, was er von der Videoaufzeichnung zu halten hatte. Falls sie nicht manipuliert worden war (und er würde auch das erst noch überprüfen müssen), dann brachte das die Sachlage ziemlich durcheinander. Der Mörder hatte zwar mit Carolyn gesprochen, aber das war keine Garantie dafür, dass sie das Hauptziel dieses Anschlags gewesen war.
Immerhin hatte der Mörder die Wohnung der Lahiris aufgesucht, einen Ort, an dem sie seit Jahrzehnten nicht mehr gelebt hatte. Richter Lahiri hatte mit Außerirdischen gearbeitet. Das Gleiche galt für Dr. Lahiri. Der Richter hatte schon einen geschlagenen Eindruck gemacht, als der Mörder noch nichts anderes getan hatte, als seine Frau festzuhalten.
Vielleicht war der Mörder hinter dem Richter hergewesen, nicht hinter Carolyn. Oder hinter der Ärztin. Flint hatte ihre Reaktion auf die Ankunft des Mörders nicht gesehen. Nach allem, was er bisher wusste, konnte dieser Mord auch eine Vergeltungsmaßnahme für irgendeine fehlgeschlagene medizinische Behandlung gewesen sein.
Aber, wie DeRicci zu sagen pflegte, ein guter Ermittler sucht nach den Anomalien. Und die Anomalie in diesem Fall war Carolyn. Sie war seit Jahrzehnten nicht in dieser Wohnung gewesen, und den Lahiris war es gut ergangen. Sie tauchte wieder auf, und binnen weniger Tage waren alle tot.
Wenn Flint diese letzte Information nur irgendwie an DeRicci weitergeben könnte; aber das war unmöglich, wollte er sich selbst nicht noch mehr kompromittieren. Er konnte sie nicht einmal durch die Spionageprogramme zu ihr schicken, die er in den Systemen der Detective Division hinterlassen hatte.
Flint würde diesen Mörder allein finden müssen, und bisher wusste er nicht einmal, wo er anfangen sollte.
25
A natolya hörte das Geräusch zuerst.
In Begleitung von Collier und ihren Leuten stand sie in dem breiten Korridor. Das Team hatte soeben den Linktest abgeschlossen; sie waren wieder aktiviert und arbeiteten korrekt, und Anatolya hatte noch nie in ihrem Leben eine größere Erleichterung verspürt.
Dann hörte sie das Geräusch. Stimmen, erhoben und doch nur ein leises Summen, nicht wütend, aber auch nicht ruhig. Wie Leute, die über irgendeine Wendung im Leben verärgert waren, die diskutierten und einander aufhetzten. Keine Stimme erhob sich über das allgemeine Murmeln; kein Wort erklang lauter als die anderen.
Gianni rückte näher an sie heran. Die übrigen Mitglieder ihres Teams blickten einander an. Die Stimmen zerrten auch an ihren Nerven.
Collier blieb neben ihr, doch sein Gesicht war von einer geisterhaften Blässe befallen.
»Ich denke, wir sollten umkehren«, sagte er.
Aber Anatolya schüttelte den Kopf. Solche Spielchen konnten sie mit ihr nicht treiben. Sie hatten ihr die Erlaubnis erteilt, den Hafen zu verlassen, und nun wollten sie ihr Angst einjagen, damit sie es doch nicht tat.
Sie ging weiter, und die anderen folgten ihr. Die Schilder, die im oberen Bereich der Wände angebracht waren, informierten sie in leuchtender Schrift darüber, dass der Ausgang nur noch ein paar Meter entfernt war. Sie möge sich vergewissern, dass ihre Papiere in Ordnung waren, hieß es, da sie anderenfalls nicht wieder in den Hafen zurückkehren dürfe.
Generische Botschaften für generische Reisende – von denen niemand sich an diesem Hafenausgang eingefunden hatte. Sie waren alle zum Hauptausgang umgeleitet worden, als Anatolya und ihre Leute sich aufgemacht hatten, den Hafen zu verlassen. Die Hafenbehörde hatte sich bemüht, möglichst unauffällig zu handeln, aber das
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