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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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sollte der führende Repräsentant der Vereinigten Menschenwelten eigentlich ebenfalls in diesem Raum zugegen sein.
    »Wo ist Roderick Jefferson?«, erkundigte sich Ogden über ihren Link bei Sorenson.
    »Sein Assistent behauptet, er sei nicht auffindbar.«
    »Tja, dann umgehen Sie den Assistenten!«, antwortete Ogden. »Das ist ein Notfall.«
    Sie ging weiter in den Raum hinein und beugte sich im Gehen nach vorn. Das war nicht die höflichste Geste, die sie machen konnte – die höflichste Geste wäre gewesen, die Stirn auf den Tisch zu legen –, aber sie hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass sie zunächst warten musste, bis sie zum Tisch geladen wurde.
    »Richten Sie sich auf!«, forderte Nummer Sechsundfünfzig Ogden auf. Er sprach Spanisch, ein Ausdruck extremer Förmlichkeit, benutzte er doch anstelle von Englisch, der üblichen Geschäftssprache im diplomatischen Miteinander, die Sprache, die auf der Erde vorherrschend war.
    Ogden richtete sich auf.
    »Kommen Sie zu uns!«, fuhr Nummer Sechsundfünfzig fort.
    Das war die Einladung, auf die sie hatte warten müssen. Sie trat an den Tisch, legte die Hände an die Unterseite der Tischplatte und beugte sich herab, bis ihre Stirn die glatte Oberfläche berührte. Die Disty hatten sich bereit erklärt, sich im Umgang mit Menschen mit dieser Geste als Ausdruck äußerster Höflichkeit zufrieden zu geben, da ältere Menschen nicht imstande waren, die Füße im Sitzen aneinanderzupressen, sich dann in der Taille vorzubeugen und die Stirn auf die Tischplatte zu legen.
    »Seien Sie gegrüßt, Protokollchefin«, sagte Nummer Sechsundfünfzig. Die Tatsache, dass er ihr auf diese Weise Anerkennung zollte, gestattete ihr, sich wieder aufzurichten.
    Sie tat es langsam, wohl wissend, dass ihr nur schwindelig werden würde, sollte sie sich zu schnell bewegen.
    »Ihnen ist bewusst«, sagte Nummer Sechsundfünfzig, »dass wir Sie nicht angefordert haben.«
    »Das ist mir bewusst«, sagte sie und bediente sich dabei einer ebenso formellen Ausdrucksweise wie er. »Als jedoch mein Assistent einen Blick in den Raum geworfen hat, hat er erkannt, dass die Rangordnung unausgeglichen ist. Da Sie einen öffentlich zugänglichen Konferenzraum nutzen, müssen Sie die Protokolle der Allianz befolgen.«
    »Das haben wir versucht, Protokollchefin«, entgegnete Nummer Sechsundfünfzig. »Ihr Leiter der Vereinigten Menschenwelten hat sich in unhöflicher Weise geweigert zu erscheinen.«
    »Vergeben Sie mir!«, sagte Ogden. »Man hat mich nur informiert, dass er für meine Assistenten nicht erreichbar war.«
    Nummer Sechsundfünfzig breitete die langen, zarten Hände zu einer Geste aus, die soviel besagte wie ›was soll’s‹. »Eines ist wie das andere.«
    »Nicht unter meinen Leuten«, sagte Ogden und fügte in Gedanken hinzu: Jedenfalls nicht immer. Auf diese Weise war es wenigstens keine reine Lüge. »Das ist der Grund, warum ein Protokolloffizier jedem Treffen beiwohnen sollte. Gestatten Sie mir, Mr. Jefferson zu rufen. Dürfen wir die Besprechung verschieben, um ihm Gelegenheit zu geben, sich hier einzufinden?«
    »Nein.« Die Bestimmtheit, mit der Nummer Sechsundfünfzig ihren Vorschlag zurückwies, erschreckte sie. »Wir haben einen Notfall, und um den müssen wir uns sofort kümmern.«
    »Ich werde meine Leute informieren. Sie werden ihn finden, wo immer er ist.« Und er wäre gut beraten, das Gelände nicht zu verlassen!, dachte sie. Sie schickte ihrem Assistenten eine vollständig ausformulierte Nachricht, die dieser direkt an Jefferson weiterleiten konnte.
    Und sollte er nicht auftauchen, würde sie ihn degradieren lassen. Das war eines der Privilegien ihres Amtes: Sie konnte jeden gleich welchen Ranges degradieren lassen, wenn dieser gegen das Prozedere verstieß, ganz besonders in einem Notfall. Das war eine Waffe, die Ogden nicht leichtfertig einsetzte, aber in diesem Fall würde sie es ganz sicher in Erwägung ziehen.
    »Wir werden ohne ihn fortfahren«, sagte Nummer Sechsundfünfzig.
    Ammer sah Ogden in ungemilderter Panik an. Also fühlte sich die menschliche Repräsentantin hier überfordert. Dann würde Ogden eben nach Kräften Zeit schinden müssen.
    »Vergeben Sie mir!«, sagte sie weder zu Nummer Sechsundfünfzig. »Ich bin in diesem Raum der Mensch mit dem höchsten Rang. Wenn Sie der Ansicht sind, fortfahren zu müssen, fürchte ich, dass ich Mr. Jeffersons Platz werde einnehmen müssen, bis er persönlich hier erscheint.«
    »Sie sind Protokollchefin«, sagte

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