Miles Flint 04 - Das Marsgrab
Costards Tod und dann die Marskrise. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.
Endlich beendete das Fehlersuchprogramm seine Arbeit, und er konnte die neuen Sicherheitsprotokolle, die er selbst ersonnen hatte, aktivieren. Sodann schickte er eine Anfrage andas Human Police Department der Saharakuppel, wobei er Costards Namen benutzte und daran erinnerte, dass sie einen Lokalisierungsspezialisten gesucht hätten.
Die Frage wurde umgehend beantwortet:
Die menschengeführten Behörden der Saharakuppel sind derzeit mit einem kuppelweiten Notfall befasst. Bitte beobachten Sie die Netze, und stellen Sie Ihre Anfrage erneut, wenn sich die Lage entspannt hat! Falls Sie versuchen, einen Angehörigen zu erreichen, schicken Sie Ihre Anfrage bitte an den Human Emergency Service der Saharakuppel! Man wird Sie so schnell wie möglich kontaktieren.
Etwas in der Art hatte Flint befürchtet. Er hatte zu lange gewartet. Dennoch ging er jeden Namen im Police Department einzeln durch. Er ließ sein System arbeiten und öffnete ein weiteres Fenster, um die Notizen zu überprüfen, die er in seinem persönlichen Code verfasst hatte, nachdem er zugestimmt hatte, den Fall zu übernehmen.
Dort fand er die Namen der Leute, mit denen Costard direkt zusammengearbeitet hatte. Überwiegend gehörten sie der Gerichtsmedizin an. In Armstrong wären der Gerichtsmediziner und seine Mitarbeiter im Falle eines kuppelweiten Notfalls üblicherweise in ihrem Institut zu finden. Vielleicht kam Flint auf diese Weise weiter.
Er kontrollierte noch einmal seine Informationen, ehe er seine Nachricht an die Leitende Gerichtsmedizinerin persönlich, eine Frau namens Sharyn Scott-Olson, schickte.
Zu seiner Verwunderung meldete sie sich tatsächlich. Ein Bild erschien auf seinem Monitor, das Bild einer zu dünnen Frau mit Altersfältchen um den Mund und tiefen Ringen unter den Augen. Hinter ihr waren vage glänzende Tische und Spültische erkennbar.
Flint aktivierte seine eigene Kamera, doch diese war ausschließlich auf sein Gesicht ausgerichtet und offenbarte keinerlei weitere Informationen. Die Person am anderen Ende würde Flints Gesicht vor einem schwarzen Hintergrund zu sehen bekommen. Versuchte der Empfänger des Bildes die Darstellung zu manipulieren, so verschluckte der Hintergrund das ganze Bild.
»Sie sind der Lokalisierungsspezialist, den Aisha angeheuert hat«, sagte Scott-Olson. Das war keine Frage, aber Flint antwortete, als wäre es eine.
»Ja.«
»Ihnen ist klar, dass wir hier die Hölle erleben!«, sagte Scott-Olson. »Ich könnte jederzeit den Kontakt zu Ihnen verlieren.«
»Dann komme ich gleich zur Sache«, sagte Flint.
»Erst möchte ich wissen, ob es Aisha gut geht. Ich habe nichts mehr von ihr gehört, seit sie uns mitgeteilt hat, dass sie Sie angeheuert hat, und uns eine förmliche Anforderung für ihr exorbitantes Honorar hat zukommen lassen.«
Normalerweise hätte Flint ihr die Gebühren auseinandergesetzt, aber auch er fühlte den Zeitdruck. »Es tut mir leid. Offenbar haben die hiesigen Behörden noch keinen Kontakt zu Ihnen aufgenommen.«
Scott-Olson schien sich zur Kamera vorzubeugen. »Weshalb?«
»Aisha Costard«, sagte Flint, »sie ist tot.«
Scott-Olson schloss die Augen, und sie blieben eine gute Minute lang geschlossen, so, als könnte sie diesen Schlag nicht ganz verkraften. Endlich drückte sie die Schultern durch und schlug die Augen wieder auf.
»Wie?«, fragte sie.
»Es sieht aus wie ein Disty-Vergeltungsmord«, berichtete Flint.
»Sieht aus?«
Er nickte. »Nach allem, was sie mir erzählt hat, würden die Disty sich ihr sicher nicht nähern, und der zuständige Detective meinte, der Mord wäre schlampig ausgeführt.«
»Schlampig?« Scott-Olson hörte sich an, als könnte sie mit dem Wort selbst nichts anfangen. »Sie glauben also nicht, dass es ein Vergeltungsmord war?«
»Ich weiß es nicht«, entgegnete Flint. »Würden die Disty den Mord in Auftrag geben, wenn sie ihn nicht selbst durchführen können?«
»Normalerweise würde ich nein sagen«, lautete Scott-Olsons Antwort. »Aber derzeit ist nichts normal. Wissen Sie, was hier los ist?«
»Ich weiß, dass die Disty aus Ihrer Kuppel fliehen. Mehr weiß ich nicht«, sagte Flint. »Ich weiß nicht einmal so recht, aus welchem Grund sie fliehen.«
»Sie fliehen nicht nur«, sagte Scott-Olson, »sie sterben. Sie trampeln sich gegenseitig nieder und verlassen die Kuppel in Luftwagen – sie tun alles, um hier herauszukommen.«
Flint
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