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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Situation gleich zu Beginn einer möglichen Beziehung vermasselt hätte.
    »Mein Dilemma ist«, sagte er, »dass ich nicht weiß, ob diese Menschen, wenn sie für einen legitimen Disty-Vergeltungsmord angeheuert worden sind, beim Mord an einer Person, die die Disty auf keinen Fall berühren oder sich ihr auch nur nähern dürfen, gegen das Gesetz verstoßen haben.«
    Nun hatte er ihre volle Aufmerksamkeit. »Ich weiß es auch nicht.«
    Die Worte sprudelten aus ihr heraus, ehe sie auch nur darüber nachdenken konnte. Aber sie wusste es wirklich nicht.
    »Sehen Sie, ich weiß nicht, ob das ein Auftragsmord war, weil es den menschlichen Gesetzen nach keine kulturell bedingte Notwendigkeit des Tötens gibt, oder ob es einfach nur eine Exekution ist, im Zuge derer ein Ritual im Auftrag einer bestimmten Regierung ausgeführt wurde«, sagte Nyquist.
    DeRicci atmete hörbar aus und erhob sich. Sie hasste diese Art Fragen. Die kulturübergreifenden Verwicklungen waren stets besonders kompliziert. »Ist der Mord gerechtfertigt?«
    »Ich kann die Disty nicht erreichen, also habe ich auch keine Dateneinsicht«, erwiderte Nyquist. »Aber ich habe jemanden von der Schlepper-Organisation dazu gekriegt, mir, inoffiziell, zu erzählen, dass Costard etwa einen Tag vor ihrem Tod in ihrem Büro gewesen sei. Offenbar suchen die Leute diese Organisationen zwei- oder dreimal auf, ehe sie alles hinter sich lassen und endgültig von der Bildfläche verschwinden.«
    »Ist das nicht gefährlich?«, fragte DeRicci.
    »Die ganze Sache ist gefährlich.« Nyquist legte die gefalteten Hände flach auf den Bauch. Für einen Mann, der auf Modifikationen zu verzichten schien, war er wirklich in guter Verfassung.
    DeRicci kehrte der Monitorwand den Rücken zu. Sie wollte im Moment nicht über die Marskrise nachdenken, also sah sie zum Fenster hinaus auf den Krater, der vom Bombenanschlag im letzten Jahr zurückgeblieben war.
    »Nehmen wir einmal an, es handle sich um einen legitimen Vergeltungsmord«, sagte sie. »Dann haben Sie wirklich ein Problem. Ich bin nicht sicher, ob je so ein Fall verhandelt worden ist. Haben Sie mit der Staatsanwaltschaft gesprochen? Unsere städtischen Anklagevertreter können Ihnen vielleicht einen Rat geben.«
    »Haben Sie je wirklich mit der Staatsanwaltschaft zusammengearbeitet?«
    Ja, das hatte sie, und hatte deren Vertreter in Gedanken unentwegt verflucht. Bei einer ihrer letzten Verhandlungen mitAußerirdischen hätte die Kuppel-Staatsanwaltschaft beinahe alles ruiniert. DeRicci war besser über die Gesetze informiert gewesen als diese Leute.
    »Ja, Sie haben natürlich Recht«, entschuldigte sie sich und sah ihn an. »Ich hatte ganz vergessen, was für Idioten diese Typen da sein können.«
    Er lächelte. Das Lächeln gefiel ihr. Es war sanftmütig. Es glättete seine Züge, nahm etwas von der erbitterten Konzentration.
    »Trotzdem ist das kein schlechter Vorschlag«, meinte er nach einem Moment. »Ich sollte vielleicht doch mit ihnen reden.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Noch nicht.«
    Sie kehrte zu ihrem Stuhl zurück und setzte sich. Dann beugte sie sich vor, ehe sie erneut mit ihm sprach.
    »Ich sage Ihnen, was ich tun würde«, sagte sie. »Da Sie die Disty aus recht offensichtlichen Gründen nicht erreichen können …«
    Und sie deutete auf die Monitorwand. Nyquist nickte, ohne die Bildschirme anzusehen.
    »… müssen Sie von der Annahme ausgehen, dass die Disty das Recht zur Verübung dieser Tötung hatten.«
    Er runzelte die Stirn. Hatte er daran nicht gedacht? Vermutlich nicht. DeRicci hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass ihr Bullenhirn anders arbeitete als andere Bullenhirne.
    »Und wenn sie das Recht hatten, diese Tötung zu verüben, dann ist es einleuchtend, dass es ihnen zustand, die Tötung vorzunehmen, gleich auf welche Art.«
    »Aber genau darum geht es ja«, warf Nyquist ein. »Wir wissen nicht …«
    »Richtig.« DeRicci sprach leise, aber mit Nachdruck. Sie wollte nicht, dass sich diese Diskussion allzu lange hinzog. »Im Augenblick wissen wir nur, wo die tatsächlichen Mörder sind, richtig?«
    »Mehr oder weniger«, erwiderte Nyquist. »Ich könnte sie innerhalb einer Stunde verhaften.«
    »Dann tun Sie das! Sollen sich die Anklagevertreter den Kopf über das Gesetz zerbrechen! Sie, Nyquist, sorgen lediglich dafür, dass die Staatsanwaltschaft einen soliden Fall gegen die beiden zusammenbekommt. Betrachten Sie es als Mord, sorgen Sie dafür, dass die Täter in Gewahrsam kommen, und falls

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