Miles Flint 04 - Das Marsgrab
einer Minute zur nächsten, womit wir zu rechnen haben.«
»Sie sind aber nicht in Gefahr durch die Disty, oder?«, fragte Flint.
Sie zuckte mit den Schultern. »Auf der Führungsetage wird gemunkelt, dass die Disty die Kuppeln zerstören könnten. Es würde sie nicht kümmern, wenn dann noch Menschen in den Kuppeln wären. Soweit es die Disty betrifft, sind wir ebenfalls kontaminiert.«
Am Ende zitterte ihre Stimme. Sie hatte offensichtlich Angst, bemühte sich aber darum, sich zu beschäftigen, um nicht darüber nachzudenken.
»Kann ich irgendetwas tun?«, fragte Flint.
»Haben Sie sich jemals mit den Disty angelegt, Mr. Flint?«
»Ja«, sagte er. Und es war nicht schön gewesen. Vor allem, weil die Disty so detailversessen waren, dass sie niemals irgendein Verbrechen begingen. Die Disty verfolgten dergleichen nur gemäß ihren Gesetzen. Ihren äußerst grausamen Gesetzen.
»Dann wissen Sie«, sagte Scott-Olson, »dass ich, sollte ich die nächste Woche überleben, von Glück reden kann.«
Flint nickte. Er wollte das Gespräch gerade beenden, als sich Scott-Olson noch weiter zur Kamera vorbeugte und die Stimme senkte.
»Haben Sie eine Ahnung, warum die Disty Aisha getötet haben könnten? Sie schienen mit ihr kooperieren zu wollen, als sie den Mars verlassen hat.«
»Sie wurde im Büro einer Schlepper-Organisation getötet«, sagte er, ohne die Tatsache zu erwähnen, dass er ihr geraten hatte, eine dieser Organisationen aufzusuchen.
»Oh«, machte Scott-Olson und errötete. »Ich verstehe. Wenn ich könnte, würde ich jetzt auch einen anheuern.«
Flint fragte sich, wie klug es war, so etwas über einen Behördenkanal zu äußern. Seine Seite der Verbindung war sicher, aber er bezweifelte, dass das auch für ihre galt.
»Das meinen Sie doch bestimmt nicht ernst«, sagte er in dem Bemühen, ihr eine Ausrede zu liefern.
Sie lächelte. Offensichtlich verstand sie, was er tat. »Es ist schon gut, Mr. Flint. Die Disty lauschen nicht, und selbst wenn sie es täten, wäre es ihnen egal. Im Moment sitzen wir hier alle so unverrückbar fest, wie es die Disty nicht besser hätten einfädeln können. Sie haben alle Züge besetzt, haben die Luftwagen gestohlen und blockieren sämtliche Ausgänge. Selbst der Hafen ist überlaufen. Es gibt keinen Weg aus der Saharakuppel heraus, nicht einmal, wenn ich den Mut aufbringen würde, das Gebäude zu verlassen.«
»Der Hafen ist dicht?«, fragte Flint.
»Die Disty versuchen herauszukommen«, erklärte Scott-Olson ihrem Gegenüber. »Aber es ist niemand da, der den Verkehr regelt. Es ist das reinste Chaos!«
»Wohin wollen die Disty?«, fragte er.
»Ich nehme an, zurück zu ihrer Heimatwelt.« Wieder zuckte Scott-Olson mit den Schultern. »Aber ich war bisher nicht in der Position, sie zu fragen.«
»Kontakt zu kontaminierten Disty kontaminiert andere Disty, richtig?«, fragte Flint.
»Theoretisch kann, soweit es die Disty betrifft, jede Art der Kontamination weitergetragen werden. Offenbar reicht es schon, die Luft innerhalb der Kuppel zu atmen. Jeder Mensch aus dieser Kuppel könnte jeden Disty kontaminieren. Scheußlich!«
»Und kontaminieren Menschen auch Menschen?«, hakte Flint nach.
Ihr Blick traf seine Augen. Offensichtlich besaß sie einen recht scharfen Verstand. »Nur wenn die Disty davon wissen. Man sollte immer dafür sorgen, dass sie das nicht tun.«
Das war eine Warnung für ihn. Aus dem Blickwinkel der Disty war jeder, der Kontakt zu Costard gehabt hatte, kontaminiert.
»Seien Sie vorsichtig!«, sagte sie.
»Das Gleiche wollte ich Ihnen gerade raten.«
Sie lächelte, und es war ein trauriges Lächeln. »Dafür ist es zu spät.«
»Es sei denn, wir finden Überlebende«, meinte Flint.
»Und vielleicht sogar dann.« Sie nickte ihm zu, ehe er noch etwas anderes sagen konnte. »Danke, Mr. Flint. Wir bleiben in Kontakt.«
Und dann erlosch ihr Bild.
Er hatte die ganze Konversation aufgezeichnet, und nun verschlüsselte er sie und speicherte sie in einer besonderen Datei. Danach säuberte er seine Links von allen verräterischen Spuren, lehnte sich zurück und schaltete den Ton an seinem Wandschirm ein.
Ein Dutzend Stimmen erfüllten sein Büro, und alle sprachen im Tonfall größter Dringlichkeit, alle hörten sich vage verwirrt an. Ein paar Reporter erwähnten das Chaos über den Häfen, aber Flint wusste jetzt schon mehr über die Vorgänge auf dem Mars als die Medien.
Vermutlich versuchten sie auf exakt die gleiche Weise wie er, Kontakt
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