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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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mich genommen haben!«
    Er klang förmlich. Förmlichkeit war grundsätzlich ein schlechtes Zeichen. Sie hatte ihn gekränkt. Oder vielleicht war er auch nur einer dieser oberflächlichen Menschen, die zuerst an ihre Karriere dachten statt daran, was das Beste für den Fall und für die Kuppel war.
    »… Noelle? Habe ich dich zu einem schlechten Zeitpunkt erwischt?«
    Ihr wurde bewusst, dass Flint mit ihr geredet hatte, während sie sich von Nyquist verabschiedet hatte. Der Detective ging zur Tür hinaus, ohne sich noch einmal umzudrehen, also konnte sie seine Aufmerksamkeit auch nicht mehr auf sich lenken.
    »Tut mir leid«, entschuldigte DeRicci sich. »Ich hatte einen Besucher in meinem Büro. Aber jetzt ist er weg.«
    Die Tür schloss sich mit einem Klicken, und sie seufzte so unhörbar wie möglich.
    »Das Letzte habe ich verpasst«, sagte sie. »Du hast gesagt, du hättest mit der Gerichtsmedizinerin der Saharakuppel gesprochen? Warum in Gottes großem Universum war dir das wichtig?«
    »Wegen einiger Fragen, auf die ich keine Antworten habe, Noelle«, erklärte Flint.
    Also ein Fall. Aber hatte der auch etwas mit Costard zu tun?
    »Aber diese Gerichtsmedizinerin hat mir erzählt, sie hätten ein Massengrab in der Kuppel entdeckt, das die Disty in Angst und Schrecken versetzt habe. Irgendwie fühlen sich die Disty durch die Existenz dieses Grabes kontaminiert …«
    Da war es wieder, dieses Wort. Zweimal in der letzten halben Stunde. Eine Koinzidenz, die DeRicci gar nicht behagte.
    »… und deshalb flüchten sie. Du hast es doch gesehen, richtig?«
    »Ja.« Hatte sie diese Frage nicht bereits beantwortet? Sie fühlte sich ihres Gleichgewichts beraubt, erst durch Nyquist und nun durch Flint, der mal wieder mitten ins Geschehen geplatzt war, wofür er ein besonderes Talent zu haben schien.
    »Dann hast du auch die Unfälle im Raum über den Häfen gesehen.«
    »Und?«, fragte DeRicci.
    »Hast du mal darüber nachgedacht, wohin die Disty flüchten werden, wenn sie den Marsorbit verlassen?«
    Hatte sie nicht. Sie hatte über alles nachgedacht, nur nicht darüber. Sie hatte darüber nachgedacht, wie sie mit solch einer Krise umgehen würde, aber sie hatte nicht bedacht, dass der nächste nicht marsianische Hafen, der Raumfahrzeuge aller Art aufnehmen konnte, der Hafen ihrer eigenen Welt war.
    Sie fluchte leise. »Du denkst, sie werden hierherkommen?«
    »Ich denke, sie werden überall und nirgends hinfliegen. Was die Berichterstattung völlig übergeht, ist die Tatsache, dass die Kontamination die Disty zu irrationalem Verhalten treibt. Eine Menge von ihnen sind schon bei dem Versuch gestorben, die Saharakuppel zu verlassen, und die Gerichtsmedizinerin ist der Ansicht, dass noch weit mehr umkommen werden.«
    »Wir bekommen also ein Flüchtlingsproblem«, murmelte sie vor sich hin, ohne direkt mit Flint zu sprechen.
    »Es ist noch schlimmer«, insistierte der. »Hör genau zu: Wenn Disty mit irgendjemandem in Berührung kommen, den sie für kontaminiert halten, dann sind diese Disty ebenfalls kontaminiert. Verstehst du, was ich sage?«
    DeRicci legte die Stirn in Falten. Er sagte das, als hätte es etwas mit dem Flüchtlingsproblem zu tun. Sie verstand das Konzept im Zusammenhang mit dem Vergeltungsmord, über den sie mit Nyquist gesprochen hatte. Aber was Armstrong und den Hafen anging, war sie nicht sicher, begriffen zu haben, wovon er sprach.
    »Willst du damit sagen, wir müssen sie isolieren, sobald sie – oder falls sie – in Armstrong eintreffen?«
    »Nein«, sagte Flint. »Ich sage, ihr dürft sie gar nicht reinlassen. In keinen Mondhafen.«
    »Warum nicht?«
    »Wegen Wells«, sagte er. »Der Hochgeschwindigkeitszug hat die Stadt, ohne anzuhalten, durchfahren, und jetzt flüchten die Disty auch aus Wells.«
    Jetzt hatte sie es begriffen, und es gefiel ihr überhaupt nicht.
    »Du sagst also, dass schon der geringste Hauch eines Kontakts – beispielsweise eine Raumjacht, die innerhalb der Kuppel landet – reicht, um dafür zu sorgen, dass unsere Disty ebenso verrückt spielen wie die Disty auf dem Mars?«
    »Ja«, bestätigte Flint.
    »Ist das eine Krankheit?« DeRicci hoffte, dass es keine wäre. Sie hatte für ihr ganzes Berufsleben genug von virulenten Krankheitsverläufen.
    »Das wusste die Gerichtsmedizinerin nicht. Aber sie glaubt es nicht. Sie denkt, es habe religiöse oder kulturelle Ursachen, was es in mancher Hinsicht noch schlimmer macht. Es ist irrational, und es breitet sich aus.«
    DeRicci

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