Miles Flint 04 - Das Marsgrab
Kleidung. Es passte nicht so recht zu ihr und sah aus, als hätte jemand anderes es für sie ausgesucht.
»Weil es auf dem Mars eine Krise gibt und sich diese Krise auf den Mond ausweiten wird, wenn wir das nicht in Ordnung bringen. Nach allem, was ich weiß, sind Sie, die Überlebenden des Mars-Massakers, der einzige Schlüssel zur Lösung des Problems.«
»Das Massaker«, sagte Salvatore Weiss. Er war der fette Mann, und seine Stimme war so voluminös, wie sein Körper aussah.
»Ja«, sagte Flint.
»Sie erwarten von uns, dass wir zurückgehen und die Leute retten, die unsere Familien ermordet haben«, stellte Weiss fest.
»Vielleicht deren Nachfahren«, entgegnete Flint. »Aber es gibt noch viele andere dort. Unschuldige, die nichts mit dem Massaker zu tun hatten.«
»Und?«, fragte McEvoy.
»Und es ist Ihre Entscheidung«, betonte Flint. »Aber was auch passiert, das Massaker ist nun bekannt. Das ist die gute Seite an der Sache.«
»Als würde uns das unsere Familien zurückgeben!«
Flint sah sich um. Der letzte Überlebende, Glen Norton, hatte auch endlich etwas gesagt. Er hatte sich in eine Ecke gesetzt, die Beine lang ausgestreckt. Sein Blick aus argwöhnischen und müden Augen suchte Flints.
»Das wird es natürlich nicht«, meinte Flint ruhig.
»Aber gerade eben noch klangen Sie, als würde es das, als sollte es uns kümmern, dass nun endlich das ganze Universum von unserer kleinen Tragödie weiß. Was interessiert es uns, wenn die Disty nun eine Krise haben? Was interessiert es uns, wenn aufgrund irgendwelcher sonderbaren, kulturellen Differenzen Menschen sterben? Mir ist das egal.«
»Warum sind Sie dann gekommen?«, fragte ihn Marcos.
Norton drehte überaus langsam den Kopf in ihre Richtung. Sein Blick erfasste sie vom Scheitel bis zur Sohle, musterte die kurze Hose und die perfekten Wangenknochen, und Flint hatte den Eindruck, dass Norton nicht billigte, was er sah.
»Ich hatte keine Wahl«, sagte er kurz angebunden.
»Ich gebe Ihnen Gelegenheit, diese Wahl zu treffen«, sagte Flint. »Sie können umkehren.«
»Sollen wir darüber abstimmen?«, fragte Norton. »Und was, wenn sechs zustimmen und einer nicht? Was tun wir dann?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Flint. »Aber ich bin nur der Pilot. Sie sind diejenigen, die vermutlich eine Woche oder zwei opfern müssen, um Leuten zu helfen, die Sie nicht einmal kennen.«
Er war nicht ganz sicher, warum er diese Formulierung gewählt hatte; vielleicht weil Norton ihn wütend gemacht hatte. Vielleicht weil Flint eigentlich gar nicht umkehren wollte. Er wollte, dass diese Krise beigelegt würde, und diese sieben Menschen im Spielbereich seines Schiffes hatten die Macht, dafür zu sorgen.
»Es hat Menschen gegeben, die uns geholfen haben«, sagte Vajra leise. »Sie haben uns aufgenommen, obwohl sie das nicht hätten tun müssen.«
»Und Menschen haben unsere Familien abgeschlachtet.« Nortons Stimme troff vor Sarkasmus. »Wenn wir Ihrer Logik folgen, können wir Heilige oder Sünder sein, je nachdem, wie wir unsere Vergangenheit zu betrachten belieben.«
»Ich glaube, das ist exakt der Punkt«, meinte Stewart. »Wir können hassen, und wir können uns entscheiden, anders zu handeln. Ich habe mich immer dafür entschieden, anders zu handeln.«
»Ich halte Hass dagegen für die bessere Alternative«, verkündete Norton und verschränkte die Arme vor der Brust.
Alle starrten ihn an.
Dann ergriff Flint das Wort: »Wenn Sie einfach nur alles über sich ergehen lassen, werden Sie auf dem Mars enden. Ich denke, Sie alle sind besser beraten, sich aktiv zu entscheiden.«
»Sie haben uns zusammengetrieben wie Tiere«, klagte Weiss.
»Es war, als wiederhole sich die ganze Geschichte noch einmal«, sagte Wilson.
»Ich hatte vorher nur einmal in meinem Leben solche Angst«, gestand Marcos.
Flint nickte. »Darum überlasse ich Ihnen die Entscheidung.«
Vajra seufzte. »Was wird aus uns, wenn wir nicht helfen? Werden die Medien darüber berichten?«
»Darüber habe ich keine Kontrolle«, lautete Flints Antwort. »Ich kann Sie zurückbringen oder weiterfliegen. So einfach ist das.«
»Ich sage, wir gehen hin«, verkündete Stewart. »Das ist der richtige Weg.«
»Der richtige Weg.« Norton schüttelte den Kopf und schloss die Augen.
»Haben Sie nicht auch eine Stimme, Mr. Norton?«, fragte Vajra.
»Ich meine, wir wissen auch so, wo er steht«, stellte Marcos kühl fest. Offensichtlich verübelte sie ihm den abschätzigen Blick, den er ihr
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