Miles Flint 04 - Das Marsgrab
sie genötigt worden waren herzukommen, hatte er sich ernsthaft Sorgen gemacht. Er wollte nicht, dass sie ihren Zorn und ihre Frustration an ihm ausließen.
Weiss klopfte an die offene Tür zum Cockpit. Flint drehte sich mit seinem Stuhl um, als hätte der Besucher ihn überrascht. Weiss sah noch runder aus, wie er dastand, die Arme über dem sich hervorwölbenden Bauch verschränkt.
»Wir werden es machen«, verkündete er.
»Gut.« Flint lud ihn nicht ein einzutreten. Er wollte, dass das Cockpit ihm allein vorbehalten bliebe. »Ich denke, das ist die richtige Entscheidung.«
»Es ist die richtige Entscheidung für uns«, stimmte Weiss zu. »Aber wir machen uns Sorgen darüber, wie das ablaufen wird. Werden Sie dortbleiben, für den Fall, dass wir abreisen müssen?«
»Nein«, sagte Flint. »Ich soll Sie nur dorthin bringen.«
Beinahe hätte er Weiss erzählt, dass die Emmeline nicht einmal auf dem Mars landen würde, aber er entschied sich dagegen. Je weniger sie wussten, desto einfacher würde sich die Reise gestalten.
Weiss seufzte, und seine runden Schultern bewegten sich auf und ab, obwohl sich der Rest seines Körpers nicht zu rühren schien. »Das wird schwierig. Was passiert, wenn etwas schiefgeht?«
»Es gibt Menschen auf dem Mars«, sagte Flint.
»Werden wir mit denen zu tun haben?«
»Ich weiß es nicht.« Flint hob einen Finger, eine Geste, die Weiss signalisieren sollte, er habe vielleicht eine Lösung für dieses spezielle Problem, und drehte sich zu seiner Konsole um. Er übertrug einige Hintergrunddaten über den Mars in den Spielbereich.
Dann drehte er sich wieder zu Weiss um.
»Das einzige Bordcomputersystem, zu dem Sie freien Zugang haben, befindet sich im Spielzimmer.« Flint hatte ihnen den Zugang zu den ausgeklügelteren Systemen in den Schlafquartieren verwehrt. Er wollte sich nicht die Mühe machen müssen, Zugangsbeschränkung einzubauen, oder sich darüber sorgen, was sie hinter verschlossenen Türen anstellen mochten. »Aber damit sollten Sie imstande sein, die Namen aller wichtigen Repräsentanten der Menschen auf dem Mars zu finden. Ich schlage vor, dass Sie sich diese Informationen herunterladen und in eigenen Chips speichern, damit Sie im Falle eines Falles darauf zurückgreifen können. Außerdem schlage ich vor, dass Sie sich untereinander vernetzen, für den Fall, dass Sie getrennt werden.«
»Was werden die mit uns machen?«, fragte Weiss.
»Es geht um irgendeine Art Ritual. Offenbar müssen Disty-Angehörige das immer durchleben, wenn jemand stirbt, also kann es nicht so belastend sein.«
Weiss runzelte die Stirn. »Sie sind anders als wir.«
Das war Flint bewusst. Er wünschte, diese Leute wären nicht so gutherzig. Er hasste es, Informationen zu frisieren. »Sie sind genauso leicht oder schwer zu verletzen oder zu töten wie Menschen. Vielleicht doch leichter, wenn man ihre geringe Größe bedenkt. Wenn die das ohne Weiteres durchstehen, dann können wir das vermutlich auch.«
Das wir war unaufrichtig. Er würde nichts von alldem durchleben müssen.
Dennoch schienen die Worte Weiss zu trösten.
»Sie waren bei alldem ziemlich nett«, sagte Weiss. »Und dieses Schiff ist einfach erstaunlich, ganz zu schweigen von kostspielig. Sie sagen, Sie werden nicht bezahlt. Das Schiff gehört Ihnen, richtig?«
Es blieb einem Mann, der all seinen Reichtum sichtbar am Körper zur Schau stellte, überlassen, die Spuren des Geldes an Flint auszumachen.
»Ja«, sagte Flint. »Das ist mein Schiff.«
»Ich kann nicht glauben, dass Sie das aus reiner Herzensgüte tun.«
Flint schenkte ihm ein bedächtiges Lächeln. »Sie schon.«
»Nachdem man mich mehr oder weniger in Gewahrsam genommen hat. Hat man das mit Ihnen auch gemacht?«
Flint schüttelte den Kopf. »Ich wusste von den frühen Opfern dieses ganzen Durcheinanders. Es hat ganz klein angefangen – mit der Entdeckung eines Skeletts über dem Massengrab, jemand, der nichts mit dem Massaker zu tun hatte – und ich habe dabei geholfen, die Leiche zu identifizieren.«
»Aus reiner Herzensgüte?«, hakte Weiss nach, und es klang nicht einmal spitz. Nur verwundert.
»Nein«, gab Flint zu. »Ich habe früher mit Computern gearbeitet, und ich habe Erfahrung als Polizist gesammelt. Ich hatte die notwendigen Fähigkeiten, und ich wurde für die Arbeit bezahlt.«
Er wollte nicht den Anschein erwecken, er würde einfach irgendwelchen Leuten grundlos Gefallen erweisen. Über die Jahre hatte er lernen müssen, dass die Leute
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