Miles Flint 04 - Das Marsgrab
Disty wollen, dass mehrere Angehörige der Menschenregierung der Saharakuppel nach Wells gehen, um dort dekontaminiert zu werden, damit sie mit den zuständigen Disty in Kontakt treten können. Offenbar ist das, was in der Saharakuppel zu geschehen hat, langwierig und kompliziert, und die Disty möchten für den Informationsaustausch nicht auf einen Vermittler vertrauen müssen.«
Rackam starrte Columbus lange nur an und analysierte ihre Worte. Er musste dafür sorgen, dass in Wells alles seinen Lauf nähme, und alles Weitere lag nicht mehr in seiner Hand. »Haben Sie irgendetwas über uns gesagt? Über Strafen? Über die Häfen?«
»Nein«, erwiderte Columbus, »und ich werde sie bestimmt nicht auf die Idee bringen. Es ist so viel passiert, vielleicht ignorieren sie die weniger wichtigen Dinge einfach.«
Verlorene Schiffe und verlorene Leben waren weniger wichtig?
Er wusste, dass die Disty sich manchmal überhaupt nicht um ihre eigenen Leute scherten. Er war nur stets davon ausgegangen, dass das nur die Disty anginge. Nun aber wirkte es sich auch auf ihn aus.
Alles wirkte sich auch auf ihn aus.
Er seufzte und schaute erneut all die Schiffe an, die immer noch aus den Häfen abflogen.
»Schön«, sagte er zu Columbus. »Sie haben mit den Disty geredet, dann können Sie ebenso gut auch mit Wells reden. Sagen Sie ihnen, was sie zu tun haben, und sorgen Sie dafür, dass sie es tun. Okay?«
»Es interessiert Sie nicht, worum es überhaupt geht?«, fragte Columbus.
Er sah sie nicht an. »Ordne ich weitere Tote an?«
»Nicht, soweit ich es verstanden habe. Das Problem scheint tatsächlich lösbar zu sein.«
»Dann interessieren mich die gottverdammten Rituale dieser Disty nicht! Ich will nur, dass die ganze Sache endlich vorbei ist!«
»Sieht aus, als wäre sie das bald, Sir«, meinte Columbus. »Es sei denn, natürlich, es tritt etwas Unvorhergesehenes ein.«
Rackam schauderte. Etwas Unvorhergesehenes. Dieses ganze Ereignis war unvorhergesehen über sie hereingebrochen. Er wollte nicht an weitere Unwägbarkeiten denken.
»Sorgen Sie einfach dafür, dass das erledigt wird!«, sagte er zu ihr.
»Ja, Sir.« Sie nickte kurz und verließ den Raum.
Er verschränkte die Arme auf der Tischplatte und barg sein Gesicht in ihnen. Jemand anderes würde sich von nun an um alles kümmern.
Er wünschte nur, er wüsste einen Weg, die letzten vierundzwanzig Stunden zu vergessen. Sie für den Rest seines Lebens zu vergessen.
57
F lint saß mit verschränkten Armen in seinem Cockpit und lauschte der Abstimmung. Zunächst hatte er versucht, anhand der Stimmen zu verfolgen, wer welches Argument vorbrachte, aber das hatte er bald aufgegeben. Er war nicht vertraut genug mit diesen Leuten. Er wusste nicht einmal, ob Norton überhaupt eine Stimme abgegeben hatte. Und da dies keine formelle Abstimmung war, gab es weder Stimmzettel noch jemanden, der die anderen aufgefordert hätte, eine Hand zu heben.
Stattdessen gab jeder seine Überlegungen zum Besten, und alle sprachen sich – zu Flints Erstaunen – dafür aus, die Reise fortzusetzen. Dann diskutierten sie darüber, wie schwer die nächsten paar Wochen für sie und ihre Familien werden würden. Vajra meinte, das alles könnte helfen, um mit dem Massaker selbst fertig zu werden. Die anderen stimmten ihr leise zu – alle bis auf Norton.
Der stieß ein kurzes, bellendes Gelächter hervor. »Sie denken, Sie werden sich davon irgendwann erholen? Das ist nichts, wovon Menschen sich erholen können! Wir werden diesen Makel für den Rest unseres Lebens tragen.«
»Vielleicht werden wir künftig besser damit umgehen können«, meinte Vajra.
»Sie meinen, es besser verdrängen können, oder nicht?«, fragte Norton.
Die anderen brachten ihn zum Schweigen, aber Flint schauderte es ein wenig. Norton war ein schwieriger Mensch, ganz offensichtlich. Flint hatte ihn gleich nicht gemocht. Dass Norton im selben Raum mit den anderen Überlebenden war, während sie sich entscheiden sollten, war vermutlich hart für sie.
Als die Gruppe Weiss die Aufgabe übertrug, Flint von ihrer Entscheidung zu unterrichten, schaltete Flint die Lautsprecher über seinem Kopf ab. Derweil verfolgte er das Gespräch weiter über seine internen Links.
Weiss brauchte eine Weile, um das Cockpit zu finden – ein gutes Zeichen, wie Flint fand. Diese Leute waren mit Schiffen nicht so vertraut, wie Flint anfänglich befürchtet hatte. Das verschaffte ihm einen Vorteil. Seit er herausgefunden hatte, dass
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