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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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überstehen.«
    Flint legte die Stirn in Falten. Natürlich hätte er sein System anweisen können, den Scan zu wiederholen, aber wenn das kleine Gerät beim ersten Mal nicht entdeckt worden war, dann, so nahm er an, würde es auch bei einem zweiten Scan nicht registriert werden.
    »Diese wunderbare Jacht wird es auch nicht überstehen.« Nortons Lächeln verblasste. »Es sei denn, Sie übergeben mir die Waffe.«
    »Warum sollte ich das tun?«, fragte Flint.
    »Damit wir umkehren können. Dann dürfen Sie und ihre sechs kleinen Freunde weiterleben, und das alles endet ohne Blutvergießen.«
    »Abgesehen von den Leuten auf dem Mars«, bemerkte Flint.
    Norton nickte. »Abgesehen von denen.«
    Flints Herz schlug heftig.
    Nortons Daumen schwebte über der Scheibe. »Schießen Sie, und ich werde dieses kleine Ding aktivieren! Also, wollen Sie nicht doch lieber am Leben bleiben?«
    »Ja.« Flint entfernte sich von der Konsole und ließ die Waffe kaum merklich sinken. »Ich würde wirklich lieber am Leben bleiben.«

 
58
     
    I ona Gennefort kauerte auf dem Randstein in der Nähe eines Leichenstapels. Sie fühlte sich wie betäubt, überwältigt und schrecklich verantwortlich. So viele Tote, nur weil sie zugelassen hatte, dass die Züge Wells passierten. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass so etwas passieren würde; hätte sie etwas geahnt, hätte sie die Züge vor der Kuppel aufgehalten, genau wie die anderen Städte es getan hatten.
    Aber anders als die anderen hatte sie niemanden gehabt, an dessen Beispiel sie sich hätte orientieren können, nichts, das ihr den Weg gewiesen hätte. Die Disty hatte nicht mit ihr gesprochen, und niemand sonst schien die komplexe Furcht der Disty vor dem Tod zu begreifen – wenn Furcht tatsächlich das richtige Wort dafür war.
    Nun war sie mit ihrem Assistenten, zwei Polizisten und dem Gerichtsmediziner in der Disty-Sektion von Wells. Die klaustrophobische Enge der Straßen mit den schmalen Gehwegen und den niedrigen Dächern an all den verschiedenartigen Gebäuden wirkte ohne Disty nicht mehr gar so beengt.
    Aber es war immer noch außergewöhnlich dunkel hier, obwohl das Kuppellicht auf Mittag eingestellt war. Und die Stille war nervenaufreibend. Gennefort war schon ein Dutzend Male hier gewesen, und die Geräusche – die vielen Stimmen, die Gehgeräusche hin und her huschender Disty, sogar das Gekratze, das die Disty Musik nannten – waren stets das herausragendste Merkmal dieser Gegend gewesen. Abgesehen von der klaustrophobischen Enge natürlich.
    Der Gerichtsmediziner, ein kleiner Mann mit Modifikationen, die seinen schokoladenbraunen Kopf haarlos zurückließen, sah sogar noch erschöpfter aus, als Gennefort sich fühlte. Er stand neben ihr, starrte die Leichen an und sah aus wie ein gebrochener Mann, vom Schicksal besiegt.
    »Ich weiß nicht, was sie sind«, sagte er. »Oder wie sie gestorben sind.«
    Gennefort beugte sich zu dem Gerichtsmediziner hinüber. Die Leichen waren kleiner als normale Disty, etwa so groß wie vierjährige Menschenkinder. Und sie waren auch dünner, aber Gennefort glaubte nicht, dass das normal war; für ihre ungeschulten Augen sahen diese kleinen Leiber aus, als wären sie nicht ausreichend ernährt worden.
    »Was hat sie getötet?«, fragte sie.
    Sie sahen nicht aus, als wären sie zertrampelt worden wie die anderen Disty, die sie zu sehen bekommen hatte. Außerdem waren diese Leichen auf einen ordentlichen Haufen aufgestapelt worden, so als hätte jemand sie hier gesammelt.
    Der Gerichtsmediziner ergriff eine kleine Hand und zeigte Gennefort die Handfläche. Die Linien auf der Handfläche hatten sich hellblau verfärbt.
    »Was ist das?«
    »Ich habe einen Test durchgeführt«, sagte er. »Das ist nur Cayenne, aber für die Disty ist das giftig.«
    »Gift?«, fragte sie. »Das war Absicht?«
    Der Gerichtsmediziner nickte.
    »Mitten in all der Panik hat sich jemand noch die Zeit genommen, diese … was sind das? Kinder? … zu vergiften?«
    »Ich dachte, Sie wüssten nicht, wie sie gestorben sind«, bohrte Shing Eccles, Genneforts Assistent, nach. Eccles war ebenfalls ein kleiner Mann, aber er war der hellste Kopf, der Gennefort je begegnet war. Wäre er in dem Kontrollturm bei ihr gewesen, dann, das ahnte sie, hätte sie vielleicht eine andere Entscheidung getroffen.
    »Ich weiß, woran sie gestorben sind«, betonte der Gerichtsmediziner. »Aber ich bin nicht sicher, wie das Gift appliziert wurde. Nach den Spuren an den Händen zu schließen würde

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