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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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auf ihrem Gebiet weithin bekannt.
    Aber ihr Fachgebiet war erdzentriert. Jenseits der förderlichen, sauerstoffreichen und feuchten Umweltbedingungen des Heimatplaneten gab es für forensische Anthropologen nicht viel zu tun. Je künstlicher die Umweltbedingungen, desto einfacher war es für die Leichenbeschauer, die Ärzte und Pathologen, die Geheimnisse eines Todesfalls aufzudecken.
    Während seiner Nachforschungen über Costard erfuhr Flint, dass die Toten, die ihr Fleisch noch hatten, weniger Geheimnisse bargen als diejenigen, von denen nur noch das Skelett übrig war. In Flints Augen ein makabrer Job, noch dazu einer, der beinahe irrelevant erschien. Er hatte nicht mit Costard darüber gesprochen; er war nicht sicher, ob er wirklich wissen wollte, was an dieser Arbeit sie als so inspirierend empfand.
    Wie die meisten forensischen Anthropologen hatte sie einige Jahre am Smithsonian Institute verbracht und in den dortigen Labors gearbeitet, und das war auch der Ort, an dem sie ihre Begabung zur Aufklärung von Mordfällen entdeckt hatte. Zeitgenössische Todesfälle, so hatte sie sich in einem der vielen Profile ausgedrückt, die er sich angesehen hatte. Zeitgenössische Todesfälle anstelle von solchen, bei denen mittels Radiocarbonmethode Knochen datiert wurden, die Tausende von Jahren alt waren.
    Auf diese Weise, so hatte sie in einem Interview erklärt, kann ich wirklich etwas ausrichten. Ich kann Familien darüber aufklären, was ihren Angehörigen widerfahren ist. Wenn der Fall wirklich aus der unmittelbaren Vergangenheit stammt, kann ich dazu beitragen, die Verbrecher ins Gefängnis zu bringen.
    Und das tat sie. In Polizeikreisen auf der ganzen Erde galt sie als kompetent und bereit, sich mit aller Kraft ihrer Arbeit zu widmen.
    Vielleicht war es das, was Costard auf den Mars geführt hatte, ihre Bereitschaft, sich übermäßig zu engagieren. Sie hatte, wie sie selbst zugegeben hatte, einfach nur ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Ihre Probleme auf dem Mars hatten nichts mit Menschen zu tun. Es waren Disty-Probleme, Probleme, mit denen Costard sich auf der Erde kaum hätte herumschlagen müssen.
    Flint hätte Tage damit zubringen können, ein Profil von Costard anzufertigen, aber je tiefer er grub, desto folgerichtiger erschien ihm ihr Leben. Nach dem Tod ihrer Eltern passte jeder Schritt, den sie gemacht hatte, in ein gradliniges Muster. Jede Entscheidung war logisch, führte stets von einem Punkt zum nächsten.
    Sogar ihre Entscheidung, allein zu bleiben, keine Beziehungen einzugehen, die über ihre Arbeit hinausgingen, ergab in Flints Augen Sinn.
    Aber das musste es wohl. Er hatte die gleiche Entscheidung getroffen, nachdem Emmeline gestorben war.
    Als ihm das bewusst wurde – dass er und Costard in ganz ähnlicher Weise auf einen Todesfall in der eigenen Familie reagiert hatten –, stand er von seinem Schreibtisch auf und wanderte in seinem Büro auf und ab, versuchte, seine eigene Haltung zu diesem Fall zu bewerten. Wenn er eine Gemeinsamkeit mit Costard entdeckt hatte, eine Übereinstimmung, konnte er dann noch seine Objektivität wahren?
    Und machte das wirklich etwas aus?
    Immerhin war Costard in den Fall an sich ja nicht einmal persönlich verwickelt. Sie hatte Lagrima Jørgen nicht umgebracht. Costard war nicht einmal alt genug, um ein Teil dieses Falls zu sein, selbst wenn es eine Verbindung zwischen ihr und Jørgens Familie geben sollte.
    Endlich hatte sich Flint weit genug beruhigt, um an seinen Schreibtisch zurückzukehren. Er brach seine Nachforschungen über Costard ab – er hatte genug erfahren, um eine Ahnung davon bekommen zu haben, wie er sie einzuschätzen hatte – und widmete sich dem lästigsten Teil seiner vorbereitenden Recherchen: den Todesritualen der Disty.
    Als Flint diese Rituale in der Aliendatenbank aufrief, auf die er seit seiner Zeit an der Polizeischule Zugriff hatte, hätte er seine Nachforschungen am liebsten augenblicklich wieder eingestellt. Die Disty hatten zehntausend bekannte Bräuche im Hinblick auf Todesfälle, und dazu kamen etliche, gar in die Tausend gehende Varianten.
    Der Tod ängstigte und erschreckte die Disty, aber anders als die anderen außerirdischen Spezies töteten die Disty auch, wenn sie es für notwendig hielten.
    Aber ihre Gesellschaft kannte klare Strukturen und strengeTabus im Umfeld des Todes, so streng, dass die Allianz keine Möglichkeit gefunden hatte, bei allem, was mit Tod zusammenhing, die Disty zu Kompromissen anderen Spezies

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