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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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weinten, wenn ihre Eltern dergleichen mit ihnen veranstalteten. Es sah fürsorglich aus, aber es tat weh.
    »So«, sagte er gleich darauf und legte die schmutzigen Tücher in den Recycler, der zu seiner Ausrüstung gehörte.
    Die Haut brannte dort, wo er gerieben hatte. Sie wollte die Augen schließen und eine Weile ausgiebig weinen – nicht nur, weil all diese Leichen um sie herum sie so schrecklich traurig werden ließen, sondern auch, weil sie so müde war und keinen Ausweg aus dieser Situation sehen konnte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Batson.
    Sie schüttelte den Kopf, ohne die Augen zu öffnen. »Ich kann das nicht, Petros.«
    »Was genau können Sie nicht?«, fragte er.
    Sie schlug die Augen auf und sah sich um. Ihre Vorstellungskraft hatte ihr keinen Streich gespielt, hatte das Bild nicht schlimmer gemacht, als es war. Wenn überhaupt, dann hatte sie den Umfang der vor ihr liegenden Aufgabe sogar noch unterschätzt.
    »Gehen wir einmal von Folgendem aus: Ich bleibe die einzige Person, die diese Leichen ausgräbt. Ich halte mich an die angemessene Verfahrensweise und arbeite so, wie es von mir erwartet wird. Lassen wir dabei fürs Erste einfach das Labor außer Acht und denken auch nicht darüber nach, wie ich so viele tote Leute verstecken soll, okay?« Es fühlte sich an, als laste von einem Augenblick auf den anderen eine noch schwerere Bürde auf ihr, jetzt, wo sie all ihre Bedenken aussprach. »Reden wir einfach nur über die rein körperliche Arbeit, die vor mir liegt. Es wird mich Monate kosten, bis alle Leichen ausgegraben, zugeordnet und katalogisiert ist. Sollten unter dieser oberen Schicht noch mehr Leichen liegen, können wir gleich ein Jahr daraus machen. Und wir können dieses Geheimnis nicht lange für uns behalten. Ich bin nicht einmal überzeugt davon, dass wir das hier einen Tag lang geheim halten können.«
    Er kauerte sich neben ihr nieder und setzte sich in den Sand. Sie wollte ihm nicht sagen, dass er möglicherweise auf weiteren Leichen hockte. Der einzige Unterschied war vielleicht nur, dass sich der Bagger von ihrem Sitzplatz fortbewegt hatte, statt hier zu graben.
    »Und Sie übertreiben nicht ein bisschen?«, fragte er.
    »Wenn überhaupt«, entgegnete sie, »untertreibe ich!«
    Er setzte sich in den Schneidersitz und legte die Hände auf die Knie, beinahe als wolle er meditieren. »Man sollte meinen, wir müssten davon gewusst haben. Fünfzig Leute, vielleicht mehr, alle tot und hier begraben. Fünfzig vermisste Personen müssen doch auffallen, oder nicht?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich kenne die Geschichte dieser Kuppel nicht gut genug. War das hier vielleicht mal Außenbereich? Sollten fünfzig Leute hier begraben worden sein, ehe die Kuppel errichtet wurde, dann möchte ich wetten, wäre es niemandem aufgefallen!«
    »Das ist lange her«, sagte er. »Und außerdem, wer sollte so etwas tun? Wären wir hier nicht unter einer Kuppel, wäre es hier verdammt windig. Wollte ich jemanden auf dem Mars vergraben, wäre das also der letzte Ort, den ich dafür wählen würde – jedenfalls außerhalb einer Kuppel. Ich hätte mir einen kleinen Krater gesucht oder irgendeinen anderen geschützten Ort, der nicht so sehr dem Wind ausgesetzt ist.«
    Darüber hatte sie noch gar nicht nachgedacht. Die Sandstürme dieser Marsgegend waren legendär. Sie lösten bei den menschlichen Kuppelbewohnern immer noch Fassungslosigkeit aus. Wenn es ganz schlimm war, wurden die Kuppeln regelrecht sandgestrahlt, was ständige Reparaturen erforderlich machte. Die Disty hatten ein System entwickelt, bei dem die Kuppel sozusagen von innen nach außen erneuert wurde, weshalb stets eine dicke innere Schicht Kuppelhülle vorhanden war. Sollte der Sand die äußerste Schicht der Hülle also zerstören, so war stets genug Material da, um einen Bruch der Kuppel zu verhindern.
    Es gab keine Möglichkeit vorherzusagen, in welcher Weise sich der Sand ablagerte. Manchmal war das Kuppeldach vollständig mit Sand bedeckt, und manchmal war gar kein Sand dort. Es kam darauf an, aus welcher Richtung der Wind wehte, wie stark der Sandsturm war und ob es Staubteufel gab oder nicht. Staubteufel – was für ein kleines, beinahe schon niedliches Wort für ein Phänomen, das im Grunde ein brüllender Tornado aus Sand war.
    »Eine Menge Leute, einfach irgendwo vergraben, lieblos verbuddelt und ohne einen weiteren Gedanken an sie zu verschwenden«, sagte Scott-Olson. »Es sieht fast so aus, als wären sie dort mit Erde

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