Miles Flint 04 - Das Marsgrab
oder so in einer kleinen Nische, Zeit zu essen und vielleicht ein bisschen zu arbeiten, ehe sie wieder gingen. Die anderen Räumlichkeiten waren für Gruppen ausgelegt – zwei oder drei Personen erhielten jeweils einen eigenen Raum. Außerdem war kürzlich ein Raum eröffnet worden, in dem dieGäste bewirtet wurden, die der Browniemischung noch Alkohol hinzuzufügen wünschten.
Flint aß keine Brownies, wenn er hierherkam. Er zog es vor, sich in den hinteren Teil zu setzen, sich an dem köstlichen Essen zu erfreuen und die öffentlichen Netzzugänge zu nutzen, die in die Tische integriert waren. In der Brownie Bar war keine Identifizierung zum Einloggen nötig, weshalb Flint hier auch sensiblere Themen bearbeiten konnte.
Im Moment versuchte er, die M’Kri-Stammesangehörigen zu verstehen. Ihre Argumente vor dem Multikulturellen Tribunal schienen ihm irgendwie gefiltert und folglich schwer nachzuvollziehen. Was er aber erfuhr, war, dass die Bodenschätze ihres Landes bis dahin ein streng bewahrtes Geheimnis gewesen waren.
Flint war nicht einmal sicher, ob die Stammesangehörigen begriffen hatten, welchen mineralischen Reichtum das Land barg, das sie geerbt hatten. Die diversen M’Kri-Kulturen hatten das Land nie begutachtet, und nach der Aussage wenigstens eines Zeugen vor dem Tribunal war es Außenseitern (übersetzt: Außerweltlern) nicht gestattet, sich dem Land der Stammesangehörigen auf weniger als hundert Kilometer zu nähern.
Wenn das der Fall war, wie hatte Jørgens Unternehmen dann überhaupt von den Mineralvorkommen erfahren? Wie hatten sie mit den Stammesangehörigen verhandeln können? Und wo war das geschehen?
Keine dieser Fragen schien während einer der Anhörungen je gestellt worden zu sein, und keine dieser Fragen wurde in irgendeiner Niederschrift der Angelegenheit beantwortet.
Je tiefer Flint sich in diesen Fall einarbeitete, desto seltsamer wurde dieser.
Auch hatte Flint wiederum viel Zeit darauf verwandt, um Nachforschungen über Jørgen anzustellen. Er hatte nach dem Namen Lagrima gesucht und eine sehr kurze Liste erhalten.
Kaum jemand, der in irgendeiner Datenbank erfasst war, nannte sein Kind Lagrima – zumindest nicht in neuerer Zeit. Vor zwei Jahrhunderten war der Name auf der Erde nicht gar so selten gewesen: Eine Menge Raumfahrerinnen und Abenteurerinnen hatten den Namen Lagrima erhalten.
Über sie würde er Erkundigungen einziehen müssen, aber nicht hier. Zu intensive Nachforschungen zu einem einzigen Thema würden nur Aufmerksamkeit auf das Lokal und die abgerufenen Materialien lenken. Die Geschichte der Trägerinnen des Namens Lagrima würde warten müssen, bis Flint wieder die Universitätsbibliothek benutzte. Dort würde niemand auf seine Nachforschungen aufmerksam werden.
Der Schirm färbte sich dunkel, und Flint beendete seine Mahlzeit. Er war nicht gerade allzu satt, also würde er noch etwas von dem frischen Brot bestellen – die Backwaren der Bar waren hervorragend (auch ohne die Kräuteradditive).
Eine Berührung des Schirms mit einem Finger reichte, um die Kellnerin herbeizurufen. Da die Brownie Bar auf Genussmittel spezialisiert war, zog man es vor, menschliches Personal zu beschäftigen, das ein Auge auf die Gäste hatte. Flint gefiel der persönliche Stil, auch wenn das bedeutete, dass sich gelegentlich eine Kellnerin nach seiner Arbeit erkundigte.
Er ließ den Schirm deaktiviert, während er auf sie wartete. Als sie eintraf, war sie in Eile und sah überhaupt nicht auf den Tisch, während sie seine Bestellung aufnahm. Sie brachte ihm zuerst den Kaffee und erklärte, das Brot dauere leider noch ein paar Minuten, da gerade frische Laibe aus dem Ofen geholt würden.
Flint legte die Hand um den Kaffeebecher, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und ging in Gedanken den Rest der für diesen Tag geplanten Nachforschungen durch. Den Namen Jørgen gleich nach dem Namen Lagrima abzufragen könnte verräterisch sein. Flint wäre also besser beraten, mehr Zeit auf die M’Kri zu verwenden und zu sehen, ob irgendjemand Bodengutachten angefertigt hatte, die nicht in den offiziellen Datensätzen auftauchten.
Die Kellnerin eilte mit einem Teller mit Brot und Käsespezialitäten herbei. Den Käse hatte er nicht bestellt, aber er wusste, dass die Bar bisweilen neue Speisen ausprobierte, um zu sehen, ob die Gäste sie mochten. Er hatte schon einige Male von der Großzügigkeit der Betreiber profitiert.
Er stellte das dampfende Brot zur Seite, als er den Schirm wieder
Weitere Kostenlose Bücher