Miles Flint 04 - Das Marsgrab
bevorzugten öffentlichen Netzwerksysteme besucht und versucht, Lagrima Jørgen aufzuspüren, ohne irgendwelche Alarmsirenen zum Schrillen zu bringen. Er hatte sie nicht gefunden, weder sie noch irgendjemanden, der Ähnlichkeit mit ihr gehabt hätte.
Er hatte nicht einmal ein Bild von ihr finden können, was ihm sonderbar erschien.
Flint war mit dem Vorsatz hierher in die Juristische Fakultät gekommen, sich auf den Fall vor dem Multikulturellen Tribunal zu konzentrieren und zu schauen, ob er irgendwelche Informationen über die diversen Parteien ausgraben könnte. Er hatte bereits eine Menge Nachforschungen über die M’Kri-Stammesangehörigen angestellt, also fing er nun mit der BiMela Corporation an, und das war der Punkt, an dem das Glück ihm hold war.
Die BiMela Corporation hatte die Schürfrechte von der Arrber Corporation gekauft, für die Jørgen angeblich tätig gewesen war. Flint wusste bereits, dass Arrber vermutlich nur ein Scheinunternehmen war. So viel schien anhand der Art offensichtlich, mit der Arrber versucht hatte, den Prozess zu verhindern. Flint würde auch in dieser Sache noch tiefer graben, aber das würde Zeit erfordern. Leute, die Wirtschaftsverbrechen begingen, wussten üblicherweise ihre Spuren zu verwischen.
BiMela war seriös und bereits fünfzehn Jahre im Geschäft, als der Fall seinen Weg zum Multikulturellen Tribunal gefunden hatte. Flint überflog Börsenberichte und studierte Ertragsrelationen, las Artikel, die sich mit der finanziellen Lage des Unternehmens beschäftigten, und ein paar sehr eingehende Berichte über die finanzielle Situation der jeweiligen Konzernspitzen.
Soweit er es beurteilen konnte, war BiMela vor fünfzehn Jahren von einem größeren Wirtschaftsunternehmen geschluckt worden und hatte infolgedessen endgültig aufgehört zu existieren. Während die Schürfrechte der M’Kri sich als profitabel erwiesen hatten, hatte die Niederlage vor dem Tribunal und der damit verbundene Verlust an Reputation BiMela in finanzieller Hinsicht destabilisiert, ein Zustand, von dem sich das Unternehmen nie wirklich hatte erholen können. Schließlich hatte die neue Geschäftsleitung mit einem größeren Konkurrenten Verhandlungen zur Übernahme der Firma eingeleitet.
Zuerst hatte Flint angenommen, wieder in einer Sackgasse gelandet zu sein. BiMela machte einen seriösen Eindruck, und nachdem der Prozess vor dem Multikulturellen Tribunal sein Ende gefunden hatte, hatte das Unternehmen kein weiteres Interesse an Lagrima Jørgen oder ihrer Scheinfirma gezeigt. Flint fand keine Beweise für irgendeine Kommunikation zwischen BiMela und Arrber oder zwischen BiMela und Jørgen in den zwei Jahren, die zwischen dem Prozessende und Jørgens Tod lagen.
Aber je tiefer Flint sich in die Informationen über BiMela vortastete, desto mehr zweifelhafte Geschäfte entdeckte er. All diese Geschäfte waren mit unterschiedlichen Unternehmen abgeschlossen worden, und Unstimmigkeiten waren jeweils zu BiMelas Vorteil beigelegt worden, lange bevor eine gerichtliche Auseinandersetzung gedroht hatte. Der einzige Fall, der je vor Gericht gelandet war, war der über die Schürfrechte der M’Kri-Stammesangehörigen, und aus dem Blickwinkel der Öffentlichkeit stand außer Frage, dass dieser Fall nur vor Gericht gelandet war, weil die Stammesangehörigen nicht zu einer gütlichen Einigung bereit gewesen waren.
Theoretisch mussten überall in der Allianz Unternehmen ihre Wirtschaftsdaten jedes Quartal veröffentlichen, sodass die Aktionäre Gelegenheit erhielten, die Geschäftsberichte zu prüfen und sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war. Doch all diese Unternehmen unterlagen dergestalt vielen Vorschriften und Gesetzen, dass nur die, die öffentlich gehandelt wurden, sich an diese Richtlinien auch hielten.
BiMelas Berichte waren lückenhaft, doch das schien niemandem aufgefallen zu sein. Flint war dabei, sie Jahr für Jahr durchzugehen, als ihm plötzlich auffiel, dass er etwas anderes versuchen sollte.
Er sah sich die Fusion von BiMela und der Fortion Corporation genauer an, jenem Unternehmen, das BiMela geschluckt hatte. Da diese Fusion über die offiziellen Kanäle der Allianz abgehandelt worden war, waren die Wirtschaftsberichte beider Unternehmen detailliert und perfekt geordnet.
Flint las die Geschäftsberichte von BiMela, als wären sie ein spannender Roman.
Beinahe hätte er vor Überraschung den Tisch umgestoßen. Hinter ihm protestierte gerade ein Student, dessen letzte Bestellung
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