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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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leuchtete.
    Flint nahm die Bestellung an sich, kostete die Soße, verzog angesichts des säuerlichen Aromas das Gesicht und widmete sich wieder seiner Arbeit.
    Ehe Meister in den Unternehmensberichten aufgetaucht war, hatte sie etliche Gaunereien überall in den Randkolonien durchgezogen. Ihre Geschichte zu lesen war, als folge Flint dem Werdegang eines typischen Bauernfängers. Flint fand schließlich diverse Variationen ihres Namens in allen möglichen Nachrichtenmeldungen und Berichten, überwiegend in solchen, die erst erschienen, nachdem Meister bereits auf und davon war. Da ihre Gaunereien unbedeutender Natur waren, schafften es dieMeldungen nur selten zu den benachbarten oder weiter entfernten Völkern in den Randkolonien. Stattdessen blieb es bei Lokalmeldungen, die ebenso schnell verschwunden waren wie Meister selbst.
    Im Laufe der Zeit wurden Meisters Schwindeleien größer und ertragreicher. Sie schien ein besseres Verständnis für die diversen Rechtssysteme entwickelt zu haben und dafür, wie sehr diese einen Durchschnittsmenschen in der Allianz verwirrten. Außerhalb des eigenen Wohnumfelds wusste niemand, was legal war und was nicht.
    Und Meister wusste diesen Punkt für sich zu nutzen.
    Das Projekt, das schließlich ins Auge gegangen war und ihr die Aufmerksamkeit sämtlicher Randkolonien eingebracht hatte, war ihr erster wirklich großer Betrug. Sie hatte eine Reihe Familien ins Visier genommen, die überwiegend erst in die Kolonien gezogen waren, nachdem sie ein furchtbares Massaker auf dem Mars überstanden hatten.
    Meister hatte den Überlebenden erzählt, die Allianz schulde ihnen eine Entschädigung für den rechtswidrigen (und abscheulichen) Tod ihrer Angehörigen. Sie zitierte einen Präzedenzfall, der tatsächlich existierte und in dem auf Ausgleichszahlungen für Verbrechensopfer verwiesen wurde.
    Bedauerlicherweise bezog sich dieser Fall ausschließlich auf Verbrechen, die sich auf der Erde ereignet hatten. Diesen Teil hatte Meister wohlweislich vor den Opfern ihres Betruges nicht erwähnt.
    Stattdessen hatte sie den Überlebenden und deren Nachfahren erzählt, sie hätten ein Recht auf einen Haufen Geld. Wenn sie nur sie als ihren Rechtsbeistand anheuerten (zu einem bemerkenswerten Honorar je Familie), so würde sie den Fall durch die diversen Instanzen führen!
    Es gelang ihr, Honorare in Höhe eines ganzen Jahreseinkommens von fast hundert Familien einzustreichen, bis schließlich jemand selbst einen Blick auf den genannten Präzedenzfall warf. Die Familien konfrontierten Meister mit ihrer Entdeckung, worauf sie sich irgendeine Geschichte über Gesetze ausdachte, die hier anders wären, versprach, entsprechende Informationen zu liefern und dann, noch in dieser Nacht, aus den Randkolonien flüchtete – mit dem ganzen Geld der Überlebenden.
    Die Nachrichten verfolgten die Geschichte noch beinahe ein weiteres Jahr lang, in dem die Überlebenden unentwegt nach ihr suchten. Reporter brachten menschelnde Berichte über die finanzielle Last, die Meister all diesen Familien, die so oder so übermäßig hatten leiden müssen, aufgebürdet hatte. Manche Familien hatten bei Meisters Betrug alles verloren. Manche Angehörigen hatten darüber hinaus auch noch ihre Jobs verloren, weil sie zu viel Zeit statt auf die Arbeit auf ihren Fall hatten aufwenden müssen. Ein paar ältere Überlebende waren gestorben – einige davon durch eigene Hand, der Rest, weil er sich nicht einmal mehr die nötige Minimalversorgung leisten konnte.
    Alle übrigen schworen, Vergeltung an Meister zu üben. Und einige der jüngeren Angehörigen der Familien, die es am schlimmsten getroffen hatte, gelobten, sie würden nie aufhören, sie zu suchen, solange sie am Leben sei.
    Flint lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und legte die Fingerspitzen aneinander. Der Mars. Lagrima Jørgen alias Mary Sue Jørgen Meister war auf dem Mars gefunden worden, Opfer eines Mordes, gepaart mit einer besonderen Art von Verstümmelung. Das deutete auf extremen Zorn hin.
    Die Art von Zorn, die Leute, die alles verloren hatten, möglicherweise an den Tag legen würden.
    Flint hatte das Gefühl, jenen Umstand aufgedeckt zu haben, der schließlich zu Jørgen Meisters Tod geführt hatte. Aber er war immer noch weit davon entfernt, ihre Familie zu finden oder den anderen kontaminierten Personen in der Saharakuppel helfen zu können.
    Er ließ die Hände auf die Tischplatte sinken und fragte sich, ob Costard wohl inzwischen untergetaucht war.

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