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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Eigentlich hatte sie nicht untertauchen wollen, und er kam schneller voran, als er erwartet hatte. Nur noch ein bisschen mehr Arbeit, und er würde wissen, ob er den Menschen in der Saharakuppel die Namen liefern könnte, die sie brauchten, um das Gebiet zu dekontaminieren.
    Flint beugte sich vor und schaltete das in die Tischplatte eingebaute System ab. Dann erhob er sich. Er würde zunächst Costard aufsuchen, und sollte sie schon untergetaucht sein, so würde er persönlich Kontakt zur Saharakuppel aufnehmen.
    Zum ersten Mal seit Tagen hatte er das Gefühl, er habe endlich etwas Positives zu berichten.

 
29
     
    H auk Rackam, designierter Regierungschef des Human Government of Mars, wanderte in seinem großräumigen Büro auf und ab. Drei Berater saßen auf Stühlen mit hohen, geraden Rückenlehnen und beobachteten ihn, als repräsentiere er eine neue Art außerirdischer Spezies.
    Er war entsetzt.
    Am Rand seines tausend Jahre alten türkischen Teppichs blieb er stehen und wirbelte um die eigene Achse, sodass die feierliche Amtsrobe, die er trug, ein wenig in Wallung geriet.
    »Ich habe keine echten Entscheidungsbefugnisse!«, konstatierte er. »Rechtlich betrachtet kann ich gar nichts tun.«
    »Sir.« Wome Nakamura erhob sich. Sie war eine schlanke, zierliche Person, und ihr dunkles Haar bedeckte sie wie ein Kleid. »Ich denke, wir sollten uns später Gedanken über die rechtlichen Aspekte machen.«
    Sie konnte sich natürlich später erst den Kopf über rechtliche Fragen zerbrechen. Es war auch nicht ihr Kopf, den sie riskierte. Sie konnte immer noch jede Verantwortung von sich weisen. Natürlich habe ich ihn beraten, aber das haben wir alle. Er war derjenige, der darüber zu befinden hatte, ob er einen Rat annimmt oder nicht.
    »Nächste Woche werden Sie Leiter des Human Government sein«, sagte sie. »Ich glaube also nicht, dass diese Angelegenheit allzu viel ausmacht.«
    »Laut den Abkommen mit den Disty tut es das sehr wohl!«, schnappte er. »Sie werden nur mit dem derzeitigen Leiter der Regierung zusammenarbeiten!«
    »Der zufällig in der Saharakuppel ist«, gab Nakamura zurück, »weshalb er kontaminiert ist und nicht imstande, Kontakt zu den Disty aufzunehmen.«
    Und natürlich gab es keinen Stellvertreter, denn im Grunde war die Position überhaupt nicht so wichtig. Der Leiter des Human Government bekleidete ein Amt, das vorwiegend zeremoniellen Zwecken diente. Verwaltungstechnisch beschränkte sich seine wichtigste Pflicht darauf, alle Menschenbürgermeister der Kuppeln über Entscheidungen zu informieren, die die Disty gefällt hatten, oder über Veränderung in der Beziehung zwischen Disty und Menschen. Keine große Sache. Keine Verhandlungen. Keine komplizierten Entscheidungen. Nur essen und winken und dann und wann einmal ein festlicher Höhepunkt irgendeiner Art.
    Rackam hatte sich auf Staatsdiners gefreut, auf interstellare Reisen, darauf, eine nicht in sich geschlossene Gruppe von Menschen auf einem Planeten zu repräsentieren, den diese nicht wirklich beherrschten. Er hatte zwei Jahre voller feierlicher Akte erwartet, die seine Medienpräsenz ausweiten und ihn ein bisschen berühmter werden lassen würden.
    Auch das Büro selbst gefiel ihm. Er hatte Regierungsgelder dazu benutzt, es auszustaffieren bis hin zu dem vagen Zitrusduft, der durch die Umweltsysteme eingespeist wurde.
    Mit etwas in der Art dieses Problems hatte er sicher nicht gerechnet.
    »Sir«, meldete sich jetzt Thomas Kim zu Wort. Kim war ein verstaubter kleiner Mann, ein pedantischer Genauigkeitsfanatiker. »Ich erhalte Berichte über Hunderte von Toten.«
    Rackam hatte seine Assistenten gebeten, die Nachrichtenkanäle ebenso im Auge zu behalten wie alle Botschaften, die an ihn adressiert seien. Rackam selbst schaltete alle Links bis auf einen ab – seinen familiären Notfalllink. Er brauchte Ruhe, um nachzudenken.
    »Tote Disty, nehme ich an«, sagte er.
    Kim nickte. »In der Saharakuppel, außerhalb der Saharakuppel und jetzt, vermutet man, auch in Wells.«
    »Wells?« Damit hatte Rackam nicht gerechnet. Die Züge waren durch Wells hindurchgefahren. Die Krise war isoliert, oder nicht? Vor einer halben Stunde hatten die menschlichen Verantwortlichen in den Kuppeln wissen wollen, was sie mit den eintreffenden Disty anfangen sollten. »Warum sind in Wells Disty gestorben?«
    Kim schüttelte den Kopf. »Das scheint bisher niemand zu wissen, Sir.«
    Rackam war kein entscheidungsfreudiger Mann. Das war das eigentliche Problem. Er

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