Miles Flint 04 - Das Marsgrab
brauchte jemanden, der es war, jemanden, der zudem intelligent genug war, solch weitreichende Probleme zu verarbeiten. Als er sich hatte modifizieren lassen, hatte er sich lediglich auf Aussehen und Charisma konzentriert, nicht auf Intelligenz.
»Wir erhalten immer noch keine Antwort von den Disty«, meldete Zayna Columbus. Sie war stämmig, blind gegenüber Aussehen und Charisma und die Einzige in Rackams Stab, die wirklich Grips besaß.
Rackam sah sie an, aber sie sah ihn nicht an. Ihr Blick ruhte unverwandt auf einem der Schirme, und ihre Gedanken waren offensichtlich weit fort. Er fragte sich, wie viele Bilder sie über ihr direktes Blickfeld laufen lassen mochte, und beschloss, er wolle das lieber doch nicht wissen.
»Von allen Disty oder vom Oberkommando?«, fragte er, bemüht, Panik aus seiner Stimme herauszuhalten.
»Ich versuche es bei jeder Organisation, die mir einfällt«, erwiderte sie und drehte sich nun doch endlich zu ihm um. Ihre Pupillen waren ein Kaleidoskop verschiedener Farben, Reflexionen der diversen Chips und Implantate, die sie sich hatte installieren lassen.
»Auch bei den Todesschwadronen?«, fragte Kim.
Columbus kniff diese sonderbaren Augen zusammen und richtete sie direkt auf ihren Kollegen. »Wir können uns nicht direkt an die Todesschwadronen wenden. Wir haben jetzt schon genug Kontaminationsprobleme.«
»Tja, dann finden Sie jemanden, der es kann!«, befand Rackam. »Wir haben hier echte Schwierigkeiten.«
»Ja«, bestätigte Columbus, »die haben wir.«
Sie sah sich zu Nakamura um. Die beiden Frauen schienen einander zu verstehen. Aber Rackam verstand nicht.
»Ich habekeine Entscheidungsbefugnisse!«, wiederholte er. »Ich kann keine Entscheidungen treffen. Wir brauchen eine Zusammenkunft der Dualregierungen. Die Disty müssen uns sagen, was wir zu tun haben.«
»Die Disty«, sagte Nakamura, als spräche sie mit einem unfassbar dummen Kind, »sind nicht verfügbar. Die Disty, die wir über unsere Links sehen können – was Sie, Sir, tunlichst zu vermeiden scheinen –, sind alle derart in Panik, dass sie kaum in der Lage sein dürften, logisch zu denken.«
»Wir haben eine Krise, und jemand muss sie beilegen«, sagte Columbus.
»Nicht ich!«, beharrte Rackam.
Kim erhob sich. Seine Lippen bildeten eine dünne Linie. »Wir überlegen, was getan werden kann, und Sie werden es tun, einverstanden?«
Rackam war nicht sicher, ob er sich darauf einlassen wollte. Er besaß keine Befehlsgewalt. War er denn die einzige Person in diesem Raum, die das begriffen hatte? Er besaß überhaupt kein bisschen Autorität!
»Sie werden die Kuppel für alle Hochgeschwindigkeitszüge schließen«, sagte Columbus. »Sie werden all diese Züge außerhalb der Kuppeln isolieren, und Sie werden diese Isolation erzwingen, notfalls mit Hilfe der Sicherheitstruppen.«
Rackam blieb die Luft weg, so erschrocken war er. »Wir können die Disty doch nicht angreifen!«
»Wir lassen verlauten, wir schützten die Disty«, erklärte Columbus. Alle Augen im Raum waren auf sie gerichtet. »Entweder geht hier irgendein Virus um, das sich auf ihren Verstand auswirkt, oder es ist eine Art Massenhysterie. Wells hat es erwischt, nachdem die Hochgeschwindigkeitszüge durch die Kuppel gefahren sind. Die Züge haben nicht einmal angehalten. Also dürfen keine Disty aus der Saharakuppel oder aus Wells in irgendeine andere Kuppel gelassen werden. Ist das klar?«
In diesem Ton hatte seit einem Jahrzehnt niemand mehr mit Rackam gesprochen. »Sie werden mich meiden!«, beharrte er. »Oder, schlimmer, sie werden mich belangen, vor allem, falls jemand zu Tode kommt. Dieser Plan wird auf gar keinen Fall funktionieren!«
Columbus’ Gesichtsausdruck blieb so ausdruckslos wie zuvor. »Sie, Sir, werden die Züge stoppen lassen, und sollten die Disty Sie dazu befragen, so werden Sie ihnen erzählten, dass Sie die Züge lediglich festhalten, bis jemand vom Disty-Oberkommando sich bei Ihnen meldet und Ihnen sagt, was Sie tun sollten. Sie können derzeit nur anhand der vorliegenden Fakten entscheiden, und diese Fakten lassen den Schluss zu, dass den Disty irgendetwas Schlimmes widerfahren ist. Sie sind also lediglich um ihr Wohl besorgt.«
»Das werden sie nicht glauben!«, wandte er ein. »Sie wissen doch bestimmt, dass das nicht wahr ist.«
»Hören Sie auf, sich wegen der Disty Sorgen zu machen!«, forderte Kim von seinem Vorgesetzten. »Wir müssen etwas tun! Haben Sie überhaupt begriffen, zu welcher Kaskade sich das
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