Miles Flint 05 - Paloma
nach der Tat. Das typische menschliche Opfer eines bixinischen Attentats sah aus, wie Paloma ausgesehen hatte – der ganze Körper zertrümmert, jeder einzelne Knochen gebrochen (mehrfach), die Haut in Fetzen geschnitten. Der Tod trat so schnell ein, dass es schien, als wäre die Haut des Opfers intakt, weil das Herz bereits zu schlagen aufgehört hatte. Aus den Wunden floss kein Blut.
Aber Paloma hatte es geschafft, einen der Bixiner zu töten. Wie hatte sie das gemacht? Diese Dinger bewegten sich so schnell, dass das menschliche Auge sie kaum sehen konnte.
Hatte sie eine Art Warnung erhalten? Das Überwachungsvideo hatte ihm keinen entsprechenden Anhaltspunkt geliefert, und außer der Leiche hatten sie nichts gefunden.
Er ließ das Hologramm in seinem Büro weiter bestehen. Das künstlich hervorgebrachte Opfer lag verkrümmt am Boden, und der todbringende Bixiner war noch immer in Angriffsposition, sämtliche Schuppen waren ausgefahren.
Nyquist widmete sich wieder dem Bericht der Techniker.
Die Techniker erklärten, dass bixinische Attentate auf dem Mond selten waren und Bixiner so gut wie nie hierherkamen. Was auch der Grund war, weshalb ihre DNA nicht in den Sicherheitssystemen des Appartementkomplexes gespeichert war. Sie waren wegen des toxischen Aufbaus ihrer Haut als biochemischer Schleim identifiziert worden.
Jeder Bixiner, der sich von einem Ort zum anderen bewegte, sollte eine Schleimspur hinterlassen, doch da war keine. Die Techniker hatten das Gebäude von innen und außen auf den Kopf gestellt und nichts gefunden, was sie auf die Idee gebracht hatte, dass die Bixiner einen Komplizen gehabt haben mussten – jemanden oder etwas, der oder das sie in das Gebäude getragen hatte.
Nyquist stockte der Atem. Paloma war mit ihren Einkaufstüten in das Gebäude zurückgekehrt, aber diese Tüten waren nirgends gefunden worden. Er musterte das Hologramm und bat das System, ihm zu zeigen, wie klein Bixiner sich machen konnten.
Das Bild des Bixiners rollte sich zu einem Ball zusammen, der recht solide aussah. Er war etwa so groß wie der Kopf eines Menschen.
Und etwas von dieser Größe würde durchaus in eine Einkaufstüte passen.
Ein verwundeter Bixiner? Wer hatte ihn hinausgetragen? Und warum?
Nyquist lehnte sich zurück. Ein verwundeter Bixiner hätte einen Sicherheitsalarm auslösen müssen. Wenn der Alarm losging und das System heruntergefahren wurde, wurden die Bewohner angewiesen, das Gebäude zu räumen. Ihnen blieben vielleicht drei Minuten, das Haus zu verlassen.
Er wandte sich wieder dem Überwachungsvideo zu.
Er hatte sich Palomas Ankunft angesehen, aber nicht die Evakuierung. Das Video machte den Eindruck, als hätte jemand im Bereich ihrer Ankunft daran herumgepfuscht, doch das konnte auch an irgendeiner Störung liegen, die das System kurzfristig gestoppt hatte. Wenn die Bixiner gewusst hatten, dass ihre DNA einen Gefahrstoffalarm auslösen würde, dann hatten sie auch gewusst, dass dafür bereits eine Schleimspur gereicht hätte. In dem Moment, in dem sie Paloma berührten, wäre ihre DNA in die Umgebungsluft geraten. Sie mussten gewusst haben, dass sie nur Minuten hatten, um das Gebäude zu verlassen.
Sie mussten einen Fluchtplan für diesen Fall gehabt haben, genauso, wie sie einen Plan für ein Bauwerk mit weniger ausgetüftelten Sicherheitsmaßnahmen gehabt hätten.
Er betrachtete die Überwachungsaufnahme, betrachtete die Ausgänge, betrachtete die Evakuierten.
Beinahe hätte er es übersehen. Ein Mann, der ganz am Rand der Menge aus dem Treppenhaus kam. Sein Körper wurde von annähernd einem Dutzend panischer Bewohner verdeckt. Als er aber durch die Vordertür ging, fingen die Kameras die Ecke einer Tüte in seiner rechten Hand ein. Dann drehte er sich um und lief über den Rasen, und in der Überwachungsaufnahme war eine vollständige Tüte in seiner linken Hand zu sehen.
Nyquist ließ die Aufnahme zurücklaufen und fror sie an einer Stelle ein, an der ein Teil des Gesichts des Mannes zu sehen war.
»Hab ich dich«, flüsterte er. Und dann rief er ein Rekonstruktionsprogramm auf, um sich ein Bild vom Gesicht des Mannes berechnen zu lassen.
52
F lint war die kalte Pizza langsam leid. Sein Magen rebellierte gegen die Fülle, und er hatte einen automatischen Magenberuhiger heruntergeladen, um einer Übelkeit vorzubeugen. Das Problem war, dass er irgendetwas zum Knabbern brauchte, während er arbeitete, einfach um wach zu bleiben. Er fand ein paar echte Apfel, die
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