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Miles Flint 05 - Paloma

Miles Flint 05 - Paloma

Titel: Miles Flint 05 - Paloma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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räumliche Anordnung der einzelnen Gebäudeteile.
    Die Plattform transportierte ihn erst horizontal, einen Korridor hinunter, der ihm auch vor dem Verschwinden der Karte nicht aufgefallen war. Dann erkannte er, dass es leicht aufwärts ging. Als er schließlich die breite, offene Tür erreicht hatte, die ihn zu Wagners Büro führte, hatte er keine Ahnung, wie weit es hinaufgegangen war, ihm war lediglich ein vages Gefühl dafür geblieben, wie weit die Strecke war, die er horizontal zurückgelegt hatte.
    Und wenn ihn sein Gefühl nicht trog, befand er sich nun genau in der Mitte des Blocks, den das Gebäude belegte. Und sofern sich die Architektur im Lauf der Jahrhunderte nicht verändert hatte, war er vermutlich auch auf der mittleren Etage und folglich exakt im Zentrum des Gebäudes.
    Die offene Tür führte in einen kegelförmig angelegten Empfangsbereich, der vom Licht der Kuppel durchflutet wurde. Nyquist blickte auf, wie es von ihm erwartet wurde, und sah die Kuppel über sich funkeln. In diesem Teil der Stadt war die Kuppel erneuert worden. Das Material über ihm war auf eine Art durchsichtig, die den Eindruck erweckte, als könne er die Kuppel berühren.
    Nun endlich verstand er, warum Paloma eine Wohnung gewollt hatte, die direkt mit der Kuppel verbunden war, und er fragte sich, ob dieses Büro einst das von Lucianna Stuart gewesen war.
    Eine verwirrt wirkende Frau – er sah ihr in die Augen und stellte fest, dass sie ohne Zweifel gerade so menschlich war wie die Leute, die hier arbeiteten, es nur sein konnten – huschte an seine Seite.
    »Schön, Sie zu sehen, Detective«, sagte sie in einem gehetzten Tonfall. »Mr. Wagner hat nur dreißig Minuten Zeit …«
    »Das hörte ich bereits.«
    »… daher fürchte ich, wir müssen uns mit den Vorbereitungsmaßnahmen beeilen.«
    Zu diesen Vorbereitungsmaßnahmen gehörte ein Ganzkörperscan, der die zwei Waffen offenbarte, die er in seiner Eigenschaft als Polizist bei sich hatte. Niemand nahm ihm die Waffen ab, nur ihr Hersteller, ihre Modellnummer und die Tatsache, dass die Laserpistolen geladen waren, wurden registriert. Der Scan deaktivierte auch einen großen Teil seiner internen Links, aber keinen der Notfalllinks, die von der Stadtregierung eingerichtet worden waren. Auch schien der Scan die persönlichen Links, die er derzeit nicht aktiviert hatte, außer Acht zu lassen. Er erhielt stets eine Benachrichtigung, wenn diese Links durch irgendeinen Eingriff von außen deaktiviert oder blockiert wurden.
    Weiterhin zählte zu den Vorbereitungsmaßnahmen eine Einführung in die büroeigenen Richtlinien. »Jedes Wort, das in Mr. Wagners Büro gesprochen wird, ist nach dem Gesetz vertraulicher Natur«, verkündete die Frau und vermittelte diese Fehlinformation im Tonfall absoluter Aufrichtigkeit. Dann informierte sie ihn über die beste Möglichkeit, das Gebäude wieder zu verlassen, bei der es sich nicht um den Weg handelte, den er gekommen war.
    Als er all das endlich hinter sich hatte, wurde ihm der Zutritt zu Wagners persönlichem Heiligtum gewährt.
    Und das war genauso beeindruckend, wie Nyquist vermutet hatte, und er fragte sich, wie viel davon ausschließlich der Selbstdarstellung diente. Er hatte keine Ahnung, wie jemand an einem Ort arbeiten konnte, der überwiegend aus Licht zu bestehen schien. Licht drang aus einem umgebauten Oberlicht herein, das auf den Kuppelhimmel hinausblickte, künstliches Sonnenlicht stieg vom Boden auf. Ein Minifilter aus einer lichtähnlichen Substanz – etwas, das er durchschreiten, aber auch sehen konnte – sorgte dafür, dass das Licht nicht grell erschien.
    Der Filter rund um Wagners Schreibtisch war in Rottönen gehalten, die Wärme erzeugten, gepaart mit einigen Blautönen, vermutlich um eine Aura der Intellektualität zu vermitteln.
    Wagners Modifikationen, die auf dem Revier so unecht gewirkt hatten, sahen hier vollkommen natürlich aus. Sie schienen das Licht zu absorbieren und es zu einem Teil seiner selbst zu machen. Er sah größer aus, als er war, und der Lichtschimmer verlieh ihm eine Bedeutsamkeit, die er vermutlich an keinem anderen Ort auszustrahlen vermochte.
    Nyquist hätte darauf gewettet, dass Wanger stets darauf beharrte, wichtige geschäftliche Besprechungen hier abzuhalten, wo andere Anwälte nicht nur durch das eindrucksvolle Gebäude eingeschüchtert wurden, sondern überdies emotional im Nachteil waren.
    Dieser Ort war Wagners Bühne, und er wusste sie massiv zu seinem Vorteil zu nutzen.
    Wagner

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