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Miles Flint 05 - Paloma

Miles Flint 05 - Paloma

Titel: Miles Flint 05 - Paloma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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ein Schiff«, bemerkte Nyquist.
    »Mein Vater ist ein interessanter Mann«, gab Wagner zurück und Nyquist fiel auf, dass er im Präsens gesprochen hatte. Gut. Der alte Wagner war also noch am Leben. Nyquist musste ihn nur finden.
    »Ist Ihr Vater verschwunden?«, fragte er.
    Wagner lachte. »Wagners können nicht verschwinden. Wir haben zu viele Feinde. Die meisten Verschwindedienste würden gar nicht für uns tätig werden, und den übrigen könnten wir nicht trauen.«
    »Ist das der Grund, weshalb Ihre Mutter stattdessen die Billigversion gewählt hat?«
    Wagner drückte die Schultern durch, als beleidige es ihn, wenn seine Mutter angegriffen wurde. »Meine Mutter hat weiter für die Kanzlei gearbeitet. Hätte sie wirklich verschwinden wollen, dann hätte sie das getan.«
    »Es sei denn, sie wurde von Attentätern bedroht, die weniger auf juristische Tricks und das Aussehen einer Person achten, als auf ihren Job, ihre Gewohnheiten und ihren Wohnort.«
    »Soll das bedeuten, die Bixiner verhielten sich so?«, fragte Wagner.
    »Sie wissen, dass sie das tun«, sagte Nyquist. »Wo ist Ihr Vater? Er hat seit mehr als zehn Jahren keinen Fall mehr übernommen. Wir haben keine Aufzeichnungen darüber, dass er vor der Presse gesprochen hätte, dass er Wohltätigkeitsveranstaltungen besucht oder auch nur auf dem Platz außerhalb der Kuppel, den er so gern aufgesucht hat, Golf gespielt hätte. Seine Wohnung ist seit sehr langer Zeit unbenutzt, und er hat ein Treuhandkonto, auf dass alle … Unternehmensgewinne … aus der Kanzlei eingezahlt werden. Er hat seinen Namen geändert, genau wie Paloma, nicht wahr?«
    Wagner entschied sich nun doch endlich für eine Emotion. Widerwillen. Er kehrte zu seinem Schreibtisch zurück. Die Beleuchtung schien nicht mehr ganz so hell zu sein. Vielleicht waren die Lichtquellen darauf programmiert, auf die jeweilige, von Wagner erzeugte, künstliche Emotion zu reagieren.
    »Meine Eltern haben an einem Fall gearbeitet, auf den ich keinen Zugriff habe«, sagte Wagner. »Das war vor meiner Zeit. Die Akten sind verschwunden. Ich bin ziemlich sicher, dass Flint sie hat. Was übrigens illegal ist.«
    »Wie hätten sie in seinen Besitz gelangen sollen?«
    »Er hat sie letzte Nacht von der Lost Seas geholt. Hätten ihre Leute nicht getrödelt und den Haftbefehl schneller ausgestellt, dann wären unsere kanzleieigenen Akten jetzt wieder in meinen Händen.«
    Interessant, dachte Nyquist, sagte aber nichts. »Dieser Fall hat sie in Schwierigkeiten gebracht?«
    »Es war der Fall meiner Mutter. Man sagte uns, das sei der Grund, warum sie sich von uns fernhalten müsse. Weil jemand sie umbringen wolle und sie finden würde, wenn sie in unserer Nähe wäre.«
    Wagners Stimme troff so sehr vor Sarkasmus, beinahe schien es, als wäre er echt. Vielleicht war er wirklich verbittert.
    »Und Ihr Vater?«, fragte Nyquist.
    »Hatte nichts damit zu tun, soweit ich das sagen kann, ohne die Akten gesehen zu haben.« Wagner spreizte die Finger auf der Schreibtischplatte. Nyquist fragte sich, ob er insgeheim jemandem einen Befehl erteilt hatte, das Gespräch aufzuzeichnen oder zu belauschen. Die Bewegung war einfach nicht glatt genug, um als schlichte Gewohnheit durchzugehen.
    »Aber er ist auch verschwunden.«
    »Das war kein Verschwinden.« Wagner zog die Hände weg, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und faltete die Hände jetzt vor dem Bauch. »Er ist immer noch da. Er ist nur nicht sichtbar.«
    Vielleicht hatte er mit der Geste nichts und niemanden aktiviert. Vielleicht hatte er etwas deaktiviert. Vielleicht wussten seine Mitarbeiter nicht, was aus dem Seniorchef geworden war.
    »Eines Tages rief er mich in sein Büro, was eine große Sache war. Damals war ich nicht einmal Juniorpartner, nur irgendein unerfahrener Anwalt, der zufällig den gleichen Nachnamen trug wie der Chef, und dem man ein großes Potential nachsagte.« Wieder griff Wagner zu Sarkasmus, und Nyquist hatte mehr denn je das Gefühl, dass Wagner die Wahrheit sagte.
    Doch Nyquist befand sich in Wagners Büro. Hier gab es möglicherweise stimmungshebende Einrichtungen, vielleicht wurden Düfte, die Aufrichtigkeit vermittelten, in den Raum geleitet. Das verstieß nicht gegen das Gesetz, war aber auch kein kluger Schachzug.
    »Mein Vater hat mir gesagt, er müsse sich aus der Kanzlei zurückziehen und traue seinen Juniorpartnern nicht zu, sie in Zukunft zu leiten. Er wollte mir sein Stimmrecht übertragen und mich zum gleichberechtigten Partner machen,

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