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Miles Flint 05 - Paloma

Miles Flint 05 - Paloma

Titel: Miles Flint 05 - Paloma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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übernommen, statt es einfach abzureißen.
    Noch immer erweckte es den Eindruck eines städtischen Bürogebäudes. Es belegte einen ganzen Block und war von ähnlichen (aber kleineren) Häusern auf den gegenüberliegenden Straßenseiten umgeben. Das WSX-Gebäude beherrschte die Nachbarschaft – und es sah nicht aus wie ein gutwilliger Despot. Andere Gebäude, zum Teil mehrere Blocks entfernt, kopierten den Mondziegelbaustil, ohne jedoch eine so eindrucksvolle Wirkung zu entfalten.
    Die ganze Gegend wirkte übertrieben groß, protzig und muffig. Nyquist konnte sich Flint in dieser Umgebung überhaupt nicht vorstellen. Auch Paloma, die Lokalisierungsspezialistin, schien nicht hierher zu passen. Aber Justinian Wagner sah aus wie ein Mann, der in dem Gebäude zur Welt gekommen war. Seine Fassade war weniger gewichtig als die des Gebäudes, doch das würde sich mit der Zeit vermutlich noch ändern.
    Nyquist presste die gespreizten Finger an das Lesegerät der Tür, um sie darüber in Kenntnis zu setzen, wer er war. Das Gebäude stellte eine Verbindung zu seinen Links her und zapfte seine Identifizierungsdaten so gewaltsam an, wie es sonst nur Regierungsstellen zu tun pflegten. Er fühlte, wie die Daten angezapft wurden, weil er es fühlen sollte. Offensichtlich wollten Wagner, Stuart und Xendor jeden Besucher von Anfang an wissen lassen, wie einflussreich die Kanzlei war.
    Die Tür öffnete sich, und ein Android, so lebensecht, dass er menschlicher wirkte als einige der Kriminellen, die Nyquist im Laufe der Jahre verhaftet hatte, verbeugte sich vor ihm. Der Android trug einen schwarzen Seidenanzug mit einem roten Plastron. Sein Gesicht gehorchte dem modernen Attraktivitätsempfinden der Bevölkerung von Armstrong – ein kräftiges Kinn, klare Züge und hohe Wangenknochen.
    Nur die Augen fielen aus dem Rahmen. Sie waren von bläulich-silberner Farbe, ein Ton, der neben der milchkaffeebraunen Haut und dem schwarzen Haar unnatürlich wirkte. In seinen Augen war ein feuchter Schimmer erkennbar, ein Effekt, der offensichtlich künstlich erzeugt wurde – kein Android brauchte feuchte Augen –, und ein Strahlen, das nicht von innen kam.
    »Detective«, sagte der Android mit überraschend tiefer, maskuliner Stimme. Die wenigen Androiden, die Nyquist bisher zu sehen bekommen hatte – und das waren wirklich wenige, was kaum verwundern konnte, bedachte man, wie kostspielig und weitgehend überflüssig die Dinger waren –, hatten androgyne Stimmen gehabt, obwohl ihre Gesichter eindeutig männliche oder weibliche Züge aufgewiesen hatten. »Ihr Besuch wurde nicht angemeldet.«
    Der Android sprach die Worte aus, als wäre Nyquist nackt und ungewaschen erschienen. »Justinian Wagner.«
    Der Android schaukelte ein wenig hin und her. Nyquist lugte an ihm vorbei in die Dunkelheit. Der vordere Bereich des Hauses war mit einer Art holografischer Sperre ausgestattet, die es dem Besucher nicht gestattete, tiefer hineinzusehen, selbst dann, wenn er die Eingangstür bereits passiert hatte.
    Das Schaukeln hörte auf. Nyquist fragte sich, ob die Schaukelei auf einem Konstruktionsfehler beruhte oder dazu gedacht war, den Leuten zu vermitteln, dass der Android Informationen einholte, ähnlich der Aufforderung, man möge warten, wie bei einem besonders trägen Link.
    »Mr. Wagner empfängt generell keine Besucher vor neun Uhr morgens. Er empfängt überdies niemanden ohne vorherige Terminabsprache. Aber in Anbetracht des Falles, den sie derzeit bearbeiten, wird er dieses Mal für Sie eine Ausnahme machen.«
    Der feuchte Blick des Androiden richtete sich gemächlich auf Nyquist, als sähe er ihn gerade zum ersten Mal. Die Augen mussten eine Art Kamerasystem enthalten, das nicht nur die internen Aufzeichnungssysteme des Androiden mit Bildern versorgte, sondern auch irgendeinen bedauernswerten menschlichen Tölpel, dem es oblag, das Ding zu überwachen.
    »Mr. Wagners Großzügigkeit kennt keine Grenzen«, sagte Nyquist bewusst sarkastisch.
    Ganz langsam öffnete sich die schwarze Wand und offenbarte wenig, abgesehen von etwas Licht und Farbe.
    »Sie haben dreißig Minuten«, sagte der Android. »Danach muss Mr. Wagner darauf bestehen, dass Sie das Gebäude verlassen.«
    »Ich lasse mir so viel Zeit, wie ich will«, sagte Nyquist und trat durch die offene Tür.
    »Warten Sie!« Der Android folgte ihm. »Sie haben noch keine Wegbeschreibung zu Mr. Wagners Büro erhalten.«
    »Schick sie mir auf meinen Link«, sagte Nyquist.
    Im Grunde wollte er sie

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