Miles Flint 05 - Paloma

Titel: Miles Flint 05 - Paloma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch

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ab. Die meisten Zivilisten stellten, da sie die eingelassenen Flachbildschirme nicht gewohnt waren, alles in der Mitte des Tisches ab.
    »Ich habe Curryrindfleisch, Knoblauchhuhn und ein Ilidio-Gericht mitgebracht, von dem die Leute geschworen haben, es würde haufenweise Beltle enthalten.«
    Er zog die Brauen hoch. Beltle warein Gewürzkraut, dass ausschließlich auf Ilidio vorkam. Die Menschen importierten es gemäß der Allianzverordnung zur Handhabung gefährlicher Substanzen, aber nur in winzigen Mengen und dann auch nur unter der Voraussetzung, dass es nicht verspeist wurde. Für einige der mondbasierten Landwirtschaftsbetriebe war es von technischem Nutzen – es förderte das Wachstum der Pflanzen oder so was in der Art. Genau kannte er sich mit dem Kraut nicht aus, er wusste nur, dass die echte Nahrung, die in den Gewächsgruben herangezogen wurde, mit seiner Hilfe schneller reifte als in reiner Erde.
    Wurde es jedoch vom menschlichen Körper aufgenommen, führte es selbst in kleinsten Mengen zu einem grotesken und schnellen Tod. Erdenpflanzen absorbierten die gefährlichen Anteile des Beltle nicht, weshalb es in der Landwirtschaft benutzt werden konnte, aber als es erstmals den Weg zum Mond gefunden hatte, war es unter verärgerten Landarbeitern vor allem zu einem beliebten Hilfsmittel bei Giftmorden avanciert.
    Ilidio-Restaurants mussten sich für die Nutzung von Beltle an Orten außerhalb Ilidios eine Sondergenehmigung erteilen lassen, was ihrerseits oft zu Protesten führte. Beltle galt auf Ilidio als Delikatesse; dieses Gewürz aus der ilidischen Küche zu verbannen war, als wollte man Knoblauch in irdischen Delikatessen verbieten.
    »Ich hoffe, es ist kein Beltle in diesem Gericht«, sagte er.
    Ihr Lächeln wurde breiter. »Keine Sorge. Ich habe das schon früher gegessen. Das Ilidio-Restaurant liegt gleich neben einem chinesischen Restaurant, also habe ich beides mitgebracht. Sie können also kleinmütig sein und sich ausschließlich an das chinesische Essen halten. Das ist vermutlich auch ganz vernünftig: Sollte das ilidische Gericht doch Beltle enthalten, wird wenigstens einer von uns überleben und die Geschichte erzählen können.«
    »Warum wollen Sie so ein abenteuerliches Zeug überhaupt probieren?«, fragte er.
    Sie zuckte mit einer Schulter. »Jetzt, da das Wort Sicherheit meine Berufsbezeichnung schmückt, muss ich eben dann und wann ein Risiko eingehen.«
    Sie öffnete die Tüte und zog Essstäbchen, Packungen mit Reis und andere mit sich schlängelnden Nudeln hervor, die wohl zu dem ilidischen Gericht gehören mussten. Dann schnappte sie sich drei weitere fettige Packungen, ein paar in Plastikfolie verpackte Kekse und eine große braune Wurzel.
    Nyquist gab sich alle Mühe, nicht das Gesicht zu verziehen, aber er zweifelte doch sehr an seinem Erfolg. Aus seiner Schreibtischschublade zog er einige Wegwerfteller hervor – Zeugnis dessen, wie häufig er allein in seinem Büro speiste – und stellte sie neben die Speisen.
    DeRicci stellte die meisten Packungen in seiner Reichweite ab und steckte die von dem Restaurant beigelegten Löffel hinein. Aber sie öffnete die Packung mit dem ilidischen Essen, drückte die Wurzel zusammen, sodass eine braune Substanz auf ihre Mahlzeit tröpfelte, und kippte dann alles auf die sich windenden Nudeln.
    Etwas von dem Zeug spritzte auf Nyquists Bildschirm. DeRicci wischte es mit einem Finger weg und leckte sich anschließend den Finger ab.
    »Wenn Sie wussten, wie lange es her ist, dass dieser Bildschirm saubergemacht wurde, hätten Sie das nicht getan«, sagte er.
    Sie sank auf einen der Stühle. »Ich weiß es. Es ist zwei Jahre her. Ich habe früher im Nebenbüro gesessen.«
    Seine Nackenhaare richteten sich auf. »Sie waren hier, als die Bombe hochgegangen ist?«
    Obwohl im Laufe der langen Existenz der Stadt Armstrong etliche Bomben explodiert waren, gab es nur eine, die von den Einheimischen schlicht »die Bombe« genannt wurde. Das war die Bombe, die einen Teil der Kuppel zerstört hatte.
    Ihr Lächeln war verschwunden. Sie schnappte sich einen Teller, hielt ihn dann aber nur in der Hand, statt ihn mit Essen zu füllen.
    »Ich habe diesen Tag gehasst«, sagte sie.
    Nyquist nickte. »Ich habe damals in einem Mordfall ermittelt.«
    Ihm war das immer wie eine Ironie vorgekommen. Während etliche Menschen bei einem gezielten Bombenanschlag ums Leben gekommen waren, hatte er am anderen Ende der Stadt in einem schlichten Mordfall im häuslichen Umfeld