Miles Flint 05 - Paloma
konnte.
»Ich wollte immer ruhmvoll mit wehenden Fahnen untergehen.« Van Alen erhob sich und streckte ihm die Hand über den Schreibtisch hinweg entgegen. »Ich würde mich freuen, Ihnen in Ihrem Fall als Anwältin zu Diensten zu stehen, Mr. Flint, wenn Sie mich haben wollen.«
Nun erhob sich auch Flint und schüttelte ihr die Hand. »Betrachten Sie sich als engagiert«, sagte er.
21
N yquist räumte die alten Kaffeetassen von seinem Schreibtisch. Hinter einem großen Becher fand er einen halb gegessenen Krapfen, den er zusammen mit der Tasse ebenfalls aus dem Weg räumte. Ihm war abwechselnd zu heiß oder zu kalt, was weder an seinem Gesundheitszustand noch an den Umweltkontrollsystemen in der Detective Division lag.
So hatte er sich als Jugendlicher vor seiner ersten Verabredung gefühlt. So hatte er sich gefühlt, als er seine Ex-Frau zum ersten Mal ausgeführt hatte, und so hatte er sich auch gefühlt, als er, unausweichlich, versucht hatte, die Beziehung wieder aufleben zu lassen.
Es hatte ihn erwischt, er wusste es, er hasste es. Er hasste Beziehungen. Sie funktionierten nie, und sie machten ihn nervös.
Aber an seinen Gefühlen konnte er nichts ändern. Und er konnte auch nichts daran ändern, wie er auf DeRicci reagierte, wie sehr er es auch wollte. Er hatte sich entschlossen, die ganze Sache zu vergessen, aber ihre Einladung zum Abendessen hatte alles verändert.
Was ihn umso nervöser machte.
Bis vor fünf Minuten hatte er es noch geschafft, nicht an ihre bevorstehende Ankunft in seinem Büro zu denken. Er hatte genug zu tun. Zunächst war er ins forensische Labor gegangen, um Khundred zu suchen. Sie war bei den Beweismitteln und der Leiche geblieben, um sicherzustellen, dass während der Anmeldeprozeduren nichts verloren ging.
Er erfuhr wenig von ihr und noch weniger von Ethan Brodeur, dem Coroner. Nyquist hatte von jeher den Verdacht, dassBrodeur seinen Posten aus politischen Erwägungen erhalten hatte, konnte es aber nicht beweisen. Der Mann schien schlicht desinteressiert an allem zu sein, was Leute in der Stadt Armstrong das Leben kostete.
Obwohl Brodeur bereits mit der Sektion von Palomas Leiche begonnen hatte, weigerte er sich, über die genaue Todesursache zu spekulieren. Auch hatte er derzeit keine Theorie dafür zu bieten, was die schaurigen Verletzungen verursacht haben könnte, die Paloma davongetragen hatte, oder ob sie noch am Leben gewesen war, als man ihr die schlimmsten Wunden zugefügt hatte.
»Das ist ganz einfach, Nyquist«, hatte Brodeur ihn angeblafft, als Nyquist versucht hatte, etwas aus ihm herauszulocken. »Da draußen gibt es eine Menge Aliens, und diese Frau hat sich mit den meisten von ihnen angelegt. Ich bin nicht mit allen sonderbaren Todesarten vertraut, die von fernen Orten in diese Stadt getragen werden. Diese Frau war Lokalisierungsspezialistin, und ich nehme an, sie hatte Freunde und Familie. Also könnte alles Mögliche für ihren Tod verantwortlich sein – irgendein außerirdischer Bündnispartner, von dem ich noch nie gehört habe, der irgendein juristisch anerkanntes Ritual durchgeführt hat, oder ein wütender Gatte, der beschlossen hat, sie Glied um Glied auseinanderzureißen. Ich weiß es einfach nicht.«
Was bedeutete, dass Nyquist es auch nicht wissen konnte. Und es bedeutete auch, dass er nichts hatte, womit er weitermachen konnte, nichts, das er nicht bereits bearbeitet hatte.
Tiefer in der forensischen Abteilung hatten die Techniker mit der Analyse der Blutflecken an der Wand – oder was immer das war – begonnen. Niemand wollte mit ihm reden, offensichtlich in der Furcht, man könnte sie beschuldigen, öffentliche Entrüstung oder gar Panik hervorgerufen zu haben, sollten sie die Worte biochemisch und Schleim in einem Atemzug erwähnen.
Im Hinblick auf die technische Seite der Ermittlungen steckte Nyquist fest. Er steckte fest und war nicht in der Lage, irgendetwas voranzutreiben. Er wies Khundred an, ihm unverzüglich Resultate zu liefern, aber er nahm an, dass er sich bei Khundred auch nicht besser würde durchsetzen können als bei den Forensikern.
Also kehrte er in sein Büro zurück und fing an, die präparierten Sicherheitsvideos aus Palomas Wohngebäude durchzugehen. Das ganze System hatte sich kurz vor ihrem Tod abgeschaltet – das Gebäude selbst hatte einen biologischen Fehler gemeldet (war das der Ursprung der aufkeimenden Gerüchte über biochemischen Schleim?) –, aber ein paar Informationen konnte er den
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