Miles Flint 05 - Paloma
untersuchen, die aus der Luke herausdrang. Sie würden das ganze Gebiet in der Umgebung der Luke auf Gefahrstoffe untersuchen, ehe schließlich ein erfahrenes Teammitglied als erste Person das Schiff betreten würde, für den Fall, dass im Inneren irgendwelche Fallen lauerten.
Selbst wenn Flint nicht sehen konnte, was vor sich ging, hätte er eine zuschnappende Falle auch aus dieser Distanz erkennen müssen. Er hatte einmal das Pech gehabt, als leitender Polizist bei Space Traffic für einen Fall zuständig zu sein, bei dem einFrachtschiff beschlagnahmt worden war. Er hatte vor einer Barriere wie dieser gewartet und zugehört, wie ein ganzes HazMat-Team vor Panik und Entsetzen aufgeschrien hatte.
Mehrere Minuten standen sie schweigend da, dann schrie jemand. Flint erschrak und fixierte blinzelnd die Schutzbarriere, als könne er sehen, was hinter ihr geschah.
Erst, als ein zweiter Schrei ertönte, erkannte er, dass das Geräusch hinter ihm ertönt war. Er drehte sich um. Zwei Sicherheitsbedienstete der Hafenbehörde folgten zwei anderen Männern. Einer der Sicherheitsbediensteten schlug an die Seite der Tunneltür, woraufhin noch mehr Alarmsirenen losheulten.
Flint erinnerte sich an die Sirenen. Vor Jahren, als er noch hier gearbeitet hatte, hätte ihn dieses Geräusch im Laufschritt herbeigeholt.
»Schalten Sie das verdammte Ding ab«, sagte einer der Männer und wedelte mit der Hand. »Wir sind Gerichtsbeamte.«
»Mir ist egal, was Sie sind«, sagte ein Wachmann. »Sie haben kein Recht, sich hier aufzuhalten.«
»Schon gut«, sagte van Alen aalglatt und kehrte wieder die Anwältin heraus. »Sie gehören zu uns.«
Flint musterte sie verwundert. Ihre Lider waren halb geschlossen, und ihr Gesicht offenbarte nichts. Sie stand nur da, den Körper angespannt, und sah zu, wie die beiden Männer die Rampe herunterstiegen.
»Sind Sie sicher?«, fragte der andere Wachmann.
»Bin ich«, entgegnete van Alen.
Sein Kollege folgte den Männern weiter. »Sie hätten sämtliche Personen angeben müssen, die zu Ihnen gehören, ehe Sie hergekommen sind.«
»Tut mir leid«, sagte van Alen. »Ich habe es vergessen.«
Sie gab sich so unschuldsvoll, dass Flint ihr beinahe geglaubt hätte, obwohl er wusste, dass van Alen nicht die Art Frau war, die irgendetwas einfach vergaß.
»Jedenfalls sind die jetzt Ihr Problem«, sagte der Sicherheitsbedienstete und wedelte entrüstet mit der Hand. Dann sah er sich zu seinem Partner um, und beide gingen wieder die Rampe hinauf und schalteten, als sie zur Tür hinaus verschwanden, die Sirene ab.
Flint wollte van Alen gerade fragen, was hier los war, als sie ihn auch schon mit einer kaum wahrnehmbaren Bewegung ihrer rechten Hand zum Schweigen brachte, also begnügte er sich damit, die beiden Männer eingehend zu mustern.
Sie kamen ihm bekannt vor. Der Größere hatte fließendes, weißes Haar und einen langen, patriarchalischen Bart. Er trug einen dunklen Anzug, der eine Reinigung hätte vertragen können, aber seine Schuhe glänzten, und seine Hände waren manikürt.
Flints Aufmerksamkeit galt jedoch vor allem dem zweiten Mann. Dieser Mann war kleiner – nach üblichen Maßstäben sogar zu kurz geraten – und hatte einen stämmigen Körperbau, den er weitgehend unter seinem langen, modischen Mantel verbarg. Auch seine Hände waren manikürt – die Fingernägel leuchteten orangefarben –, und in seinen Augen war ein Funkeln zu sehen, wie es nur von Modifikationen ausgelöst werden konnte.
»Miles Flint«, sagte van Alen, und in ihrer Stimme lag ein Hauch des Widerwillens, »wenn ich vorstellen darf: Richter Garton Antrium und Justinian Wagner.«
Nun erkannte Flint die Männer. Er hatte sie bisher nur in Videoaufzeichnungen gesehen, war ihnen aber nie persönlich begegnet, und Richter Antrium war ihm nur bekannt, weil er überall in Armstrong als Philanthrop geachtet war. Im Augenblick sah er nicht gerade aus wie ein Menschenfreund. Er sah aus wie ein Mann, der einen sehr langen Tag hinter sich hatte und dringend nach Hause musste, um seine Kleider zu wechseln und sich ein wenig zu entspannen.
Er hielt sich einen halben Schritt hinter Wagner, als versuche er mitzuteilen, dass es ihm widerstrebte, hier zu sein – ob das nun daran lag, dass das Schiff kontaminiert sein könnte, oder daran, dass er Wagner nicht mochte, konnte Flint allerdings nicht beurteilen.
Wagner musterte Flint eingehend, beinahe, als könnte er direkt in ihn hineinsehen. Flint drehte sich ganz langsam zu ihm
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