Miles Flint 05 - Paloma
als Erbnehmer erfüllt hat, hat er erfahren, dass das Schiff unter Quarantäne steht, aber nicht in einem angemessenen Bereich des Hafens untergebracht wurde. Er hat mich zu Rate gezogen. Ich war aus Haftungsgründen besorgt und habe ihm folglich geraten, HazMat hinzuzuziehen, auf dass sie sich das Schiff sofort ansehen.«
Nicht ganz gelogen. Sie war gut.
»Haben Sie wirklich vor, einen Vorgang zu unterbrechen, der eine ganze Stadt vor möglichen Gefahren bewahren könnte?«, fragte sie Wagner. »Oder wissen Sie etwas über diese Quarantäne, das Sie uns bisher verschwiegen haben?«
Der Richter sah Wagner an, und Flint glaubte das Flackern eines eigenständigen Gedankens im Gesicht des Richters zu sehen.
Wagner zögerte nur einen Moment, doch das war lange genug, um zu erkennen, dass ihn die Frage kalt erwischt hatte. Kein Wunder, dass van Alen gegen ihn gewonnen hatte. Sie dachte anders als er.
»Ich bin überzeugt, der Grund für die Quarantäne wird sich in den Akten finden«, sagte Wagner aalglatt, als hätte er nicht für einen Sekundenbruchteil gezögert.
»Nein«, sagte van Alen. »Und die Quarantäne wurde nicht nur von einer Stelle verordnet, sondern von mehreren, die außerhalb dieser Region angesiedelt sind.«
»Mir scheint, diese Untersuchung sollte fortgesetzt werden«, verkündete der Richter mit überlauter Stimme, sodass seine Worte in dem abgeschlossenen Terminal ein Echo hervorriefen. »Wenn dieser Mann wirklich die Absicht hat, Ihnen etwas zu stehlen, Justinian, dann hat er sich eine höchst ungewöhnliche Methode dafür ausgesucht.«
»Richter, er hat keinen Anspruch auf den Besitz meiner Mutter«, setzte Wagner an.
»Das wird sich zeigen«, sagte der Richter. »Ms. van Alen, haben Sie Dokumente, die beweisen, dass Mr. Flint der alleinige Erbnehmer ist?«
»Die habe ich«, sagte sie, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt keineswegs sicher sein konnte, dass Flint wirklich Alleinerbe war.
»Können Sie sie uns jetzt zugänglich machen?«
»Nein, Euer Ehren. Sie liegen in einer gesicherten Datei. Ich kann Ihnen aber einen Ausschnitt aus der holografischen Botschaft zeigen, in der Paloma ihre Absichten Mr. Flint gegenüber bekundet hat.«
Flints Mund wurde trocken. Paloma hatte nicht gewollt, dass irgendjemand außer ihm diese Botschaft sah. Er hatte bereits eine Grenze übertreten, als er sie van Alen gezeigt hatte.
»Das ist nicht nötig«, sagte der Richter. »Im Moment agiert Mr. Flint unter der Annahme, dass er der rechtmäßige Erbe ist. Und soweit ich es sehe, stiehlt er nichts von dem Vermögen, sondern nimmt sich einer potentiellen Gefahrenquelle an. Ich schlage vor, Justinian, dass Sie, wenn Sie mich das nächste Mal vom Abendessen wegholen, bessere Argumente mitbringen.«
Also hatte Wagner Richter Antrium nicht in der Tasche. Antrium war einfach nur der einzig verfügbare Richter gewesen, als Wagner einen gebraucht hatte, und Wagner hatte genug Einfluss, dass der Richter sich bereitgefunden hatte, ihn zum Hafen zu begleiten, um vor Ort eine Entscheidung zu fällen.
»Aber dann bekommt Flint alles, was sich auf der Lost Seas befindet«, wandte Wagner ein und ließ dabei jeglichen Anschein von Finesse außer Acht.
Der Richter musterte die Schutzbarrieren und blickte dann hinauf zu den orangefarbenen Sicherheitsleuchten. Dann seufzte er.
»In dem unwahrscheinlichen Fall, dass Mr. Flint etwas von dem Schiff entfernt«, sagte der Richter, »reichen Sie eben Klage vor Gericht ein – zusammen mit der Anfechtung des Testaments. Aber ich sehe hier nichts, was mich zu der Annahme verleiten könnte, Mr. Flint oder seine Anwältin seien hier, um etwas aus dem Besitz Ihrer Mutter zu entwenden. Tatsächlich kümmern Sie sich besser darum – und in einem weiteren Sinne auch um die ganze Stadt Armstrong –, als es Ihre Mutter getan hat.«
Der Richter nickte Flint zu. Dann, als er van Alen anschaute, führte er eine Hand zu seinem weißen Schopf, als hätte er die Absicht, den Hut vor ihr zu ziehen. Anschließend machte er kehrt und ging die Rampe wieder hinauf.
Wagner sah ihm nach, wartete, bis der Richter durch die Tür und in den Tunnel gegangen war. »Also schön, Flint. Was wollen Sie?«
Flint blinzelte ihn mit gespielter Überraschung an. Er hatte vermutet, dass Wagner versuchen würde zu verhandeln, aber so schnell hatte er nicht damit gerechnet. »Was meinen Sie?«
Dieses Gespräch unterbrach van Alen nicht. Offensichtlich hatte auch sie auf solch eine Reaktion gewartet.
»Geld
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