Miles Flint 05 - Paloma
aus ihrem Besitz? Oder etwas, das sie getan hat, etwas, von dem Sie fürchten, ich könnte es den falschen Leuten erzählen? Oder ist die Sache doch komplizierter?«
»Ihr Besitz sollte in der Familie bleiben«, blaffte Wagner.
»Wissen Sie«, sagte Flint, den es wenig interessierte, wie sehr er den Mann auf die Palme brachte. »Wenn Sie nur ein bisschen freundlicher gewesen wären, dann hätten wir vielleicht eine Lösung gefunden. Ich hätte Ihnen gegeben, was immer Sie wollten, und Sie hätten mich in Ruhe lassen können.«
Wagner sah erst van Alen, dann Flint an. »Sie hätten keine Anwältin angeheuert, wenn Sie so kooperativ eingestellt wären.«
»In diesem Punkt versagt Ihre Logik«, konterte Flint. »Ich bin hier aufgewachsen. Ich kenne den Namen Wagner. In dem Moment, in dem ich davon erfahren habe, habe ich eine Anwältin engagiert, weil ich wusste, dass ich Ihnen in juristischer Hinsicht nichts entgegenzusetzen habe. Mir war nicht klar, dass ich Ihnen damit irgendein Signal vermittelt habe.«
Er schien seine Sache gut zu machen, denn van Alen unterbrach ihn nicht.
»Sie wären bereit, mit mir zusammenzuarbeiten?«, fragte Wagner.
»Warum sollte ich das jetzt noch tun?«, gab Flint zurück. »Sie haben mich bedroht, haben mich aller möglicher Dinge beschuldigt. Es hätte nur noch gefehlt, dass Sie mir vorwerfen, ich hätte sie ermordet, nachdem Sie mich bereits beschuldigt haben, ich hätte eine Affäre mit ihr gehabt und sie manipuliert, was ziemlich unmöglich ist, wie Sie hätten wissen müssen, wenn Sie sie auch nur ein bisschen kennen. Und Sie haben versucht, mich zu bestechen. Warum sollte ich jetzt noch irgendetwas für Sie tun?«
Wagner sortierte die möglichen Antworten im Kopf und ließ einige offensichtlich fallen. Endlich sagte er: »Weil Sie, wie Sie selbst gesagt haben, keinen Bedarf an ihrem Hab und Gut haben.«
»Sie hat mich gebeten, ihr Erbe zu schützen«, sagte Flint. »Vor Ihnen.«
Wagner erbleichte, schüttelte den Kopf. »Sie wollen sich nicht mit mir anlegen.«
»Das sagten Sie schon. Ich habe zugestimmt. Trotzdem sind Sie derjenige, der nicht nachgibt.«
»Sie ist meine Mutter«, sagte Wagner.
»Sie hat offensichtlich weniger Wert auf diese Beziehung gelegt als Sie.«
»Ihnen geht es nur darum, mich zu schikanieren«, sagte Wagner. »Darum, das zu kriegen, was Sie wirklich wollen.«
»Wirklich will ich das tun, worum mich Ihre Mutter gebeten hat«, sagte Flint. »Ich will ihr Andenken in Ehren halten. Vielleicht werden Sie, wenn Sie die Dokumente gesehen haben, ähnlich empfinden.«
Wagner schüttelte den Kopf. »Wenn das, was Sie sagen, wahr ist, dann hat meine Mutter Sie in eine Sache stolpern lassen, die viel zu groß für Sie ist. Sie gehören nicht hierher.«
»Das war einmal«, sagte Flint leise. »Aber jetzt bin ich hier. Und genau da werde ich bleiben.«
25
S pace Traffic Control hatte ein Überwachungsvideo, das Miles Flint zeigte, wie er, kurz nachdem er den Tatort verlassen hatte, an Bord der Taube ging. Nyquist verfluchte sich im Stillen, als er vor der Raumjacht stand. Er hatte ein Team von Tatortspezialisten mitgebracht, obwohl das jetzt auch nicht mehr viel genutzt hätte; nach Palomas Tod war dieser Ort von jemandem durchsucht worden, dem er mehr oder weniger vertraut hatte.
Die Frage war: Sollte er Miles Flint festnehmen, weil der sich an einem Ort zu schaffen gemacht hatte, der möglicherweise mit einem Verbrechen in Verbindung stand, oder sollte er abwarten und sehen, wohin Flint ihn führen würde?
Noch hatte er sich nicht entschieden. Er war nicht einmal sicher, wo Flint sich aufhielt. Er hatte Streifenbeamte zu Flints Büro und zu seiner Wohnung geschickt, nur um eben das herauszufinden. Und er hatte nicht die Absicht, Flint über die Links zu kontaktieren – noch nicht.
Nyquist war froh, dass DeRicci ihn nicht begleitet hatte. Sie fürchtete, sie könne das schlicht nicht rechtfertigen, angesichts der Tatsache, dass die Lost Seas unter Quarantäne stand und folglich nicht besichtigt werden konnte, also hatte sie beschlossen, Nyquist solle sich alleine um die Taube kümmern.
Die Taube war nicht sonderlich beeindruckend. Aber vielleicht lag das auch nur daran, dass Nyquist große schwarze Schiffe, deren Bauform an eine Art Erdenvogel erinnerte und nach einem anderen Vogel benannt worden war, nicht leiden konnte.
Als er eingetroffen war und mit seiner richterlichen Anordnung herumgewedelt hatte, um an Bord des Schiffes zu gehen,
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