Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miles Flint 05 - Paloma

Miles Flint 05 - Paloma

Titel: Miles Flint 05 - Paloma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
verriegelt war; er achtete sehr darauf, alle Leute, an denen ihm gelegen war, stets zu grüßen, wenn er sie sah, selbst wenn sie sich erst Stunden zuvor zum letzten Mal gesehen hatten; und er griff immer nach seiner Laserpistole, ehe er ein Gebäude betrat, um sich zu vergewissern, dass sie wirklich da war, wo sie sein sollte.
    Die Frau berührte die Luke, öffnete sie.
    »Ich hasse diesen Teil«, sagte Zengotita leise zu ihm.
    Der Rest des Teams konnte sie nicht hören. Die Leute waren damit beschäftigt, Untersuchungsbots vorzubereiten, sicherzustellen, dass sie innen leer und außen sauber waren. Alle Untersuchungsbots wurden gereinigt, wenn sie ins Labor zurückkehrten, aber es war besser, sie vor Ort noch einmal zu überprüfen. Mit Kontaminationen von außen war niemandem gedient.
    »Schiffe sind am schlimmsten«, fuhr sie fort, den Blick stur geradeaus gerichtet. »Weil die meisten Schilde haben und wir nicht wissen, was uns an Bord erwartet. Selbst wenn wir es wissen, läuft nicht immer alles nach Plan. Erinnern sie sich an den Kerl, der vor ein paar Jahren in einem Stadtzug auf Polizisten geschossen hat? Das waren wir. Wir dachten, der Einsatzort sei sicher, weil er schon zwei Tage vorher freigegeben worden war, und dann taucht der plötzlich mit einem Lasergewehr aus einem Abteil auf. An diesem Tag habe ich vier gute Männer verloren.«
    »Tot?«, fragte Nyquist.
    Sie schüttelte den Kopf. »Zwei wurden lebensgefährlich verletzt, haben es aber geschafft. Die anderen konnten das Geschehen einfach nicht verarbeiten. Wir können die physischen Wunden heilen, aber die Leute dieses Teams haben mit Ausnahme von Naree Lindstrom und mir nie wieder an einem Einsatz teilgenommen. Zu viel Angst.«
    Nyquist verstand, was sie meinte. Auch er hatte kritische Situationen hinter sich, und er dachte viel zu oft darüber nach. Aber das hätte er nie einem der Seelenklempner des Departments anvertraut. Solange er in seinem Beruf funktionierte, brauchte er auch keinen seelischen Beistand, pflegte er ihnen zu sagen.
    In der Realität, so nahm er zumindest an, blieb ihm nur eine begrenzte Zeit, diese Arbeit zu verrichten, bis er irgendwann innerlich zerbrechen würde wie so viele andere auch. Er würde tun, was er konnte, solange er es schaffte, und sich über alles Übrige keine Gedanken machen.
    »Das dauert lange«, stellte er fest.
    »Sie muss warten, bis die Luftschleuse so weit ist. Wer weiß, auf welchen Zeitraum die programmiert ist. Die privaten Schiffe unterliegen nicht den üblichen Protokollen. Sie …«
    Eine Explosion hallte über die Docks. Nyquist sah es, ehe er es hörte – Licht strömte hervor, Licht, angefüllt mit etwas, mit Dingen – Teile des Schiffs? Er konnte es nicht erkennen – und dann das Geräusch, tief und nachhallend.
    Er schnappte sich Zengotita, warf sie zu Boden und landete auf ihr, als die Dinge – oh, Gott, es waren Teile eines Menschen, einer anderen Teamangehörigen, der Frau, die allein hineingegangen war – um ihn herum zu Boden regneten.
    Eine weitere Explosion dröhnte durch das Terminal, dann noch eine.
    »Wir müssen hier weg«, sagte er und zerrte an Zengotita. »Das Schiff könnte hochgehen.«
    Was eigentlich seine geringste Sorge war. Sollte das Schiff in die Luft fliegen, dann würden die Schutzwände innerhalb des Gebäudes heruntergefahren werden, und wer wusste schon, wo sie auftreffen würden. Sie mussten von hier verschwinden und sich in die Türrahmen flüchten, den einzig sicheren Bereich des Terminals.
    »Meine Leute …« Zengotita versuchte, sich von ihm zu befreien, doch er ließ sie nicht los. Er setzte all seine Kraft ein, um sie fortzuziehen.
    Sollten ihre Leute überlebt haben, so würden sie ebenfalls fliehen. Hatten sie nicht überlebt, würde man sie noch früh genug finden. Es war schließlich nicht so, dass diese sechs Personen mitten im Nirgendwo verschollen wären. Sie befanden sich in Terminal 25, dem luxuriösesten Teil des Hafens.
    Noch immer regnete es Blut und andere Flüssigkeiten. Wie viel Flüssigkeit steckte in einer einzelnen Frau? Oder kam da noch etwas anderes herunter? Womöglich etwas Tödliches?
    Er wusste es nicht. Es roch nach Blut und Fleisch und Ozon, so, als hätte etwas gebrannt, aber er war nicht sicher, ob ein Teil des Geruchs von dem zerstörten Schiff selbst stammte.
    Warme Flüssigkeit rann über sein Gesicht, überzog seine Haut. Seine Kleidung war durchnässt. Zengotita kämpfte in seinen Armen immer noch um ihre Freiheit.

Weitere Kostenlose Bücher