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Miles Flint 06 - Kallisto

Miles Flint 06 - Kallisto

Titel: Miles Flint 06 - Kallisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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allein sein.

 
15
     
    I n all ihren fahren als Anwältin hatte Celestine Gonzalez nie einen Tadel über sich ergehen lassen müssen, wie Martin Oberholst ihn ihr soeben erteilt hatte. Der alte Mann, der immer so lieb und charmant ihr gegenüber aufgetreten war, hatte sie mit Schimpfworten überhäuft. Er hatte ihr erklärt, sie habe den schlimmsten Fehler ihrer ganzen Karriere begangen, und er hatte sie gewarnt, dass besagte Karriere zu Ende sei, brachte sie die Dinge nicht wieder in Ordnung.
    Alles wegen eines dreizehnjährigen Mädchens, dessen Name nicht einmal in den Akten der Kanzlei zu finden war. Erst, als die junge Talia Shindo ihre Mutter Rhonda zur Sprache gebracht hatte, war es Gonzalez gelungen, einen passenden Dateinamen in der Datenbank der Kanzlei aufzutreiben.
    Zu diesem Zeitpunkt war das Mädchen bereits wütend gewesen, die systeminterne Verbindung schlecht, und Gonzalez war in Panik geraten. Sie hatte versucht, das Kind zu beruhigen, aber erfolglos, und das Mädchen hatte die Verbindung unterbrochen und sich entweder jeglichen weiteren Kontaktaufnahmeversuchen verweigert oder keine Rufe mehr empfangen.
    Oberholst, Martinez und Mlsnavek hatten sich ihren Ruf nicht dadurch erarbeitet, ihre Klienten aus den Augen zu verlieren. Gonzalez war zur Juniorpartnerin aufgestiegen und hatte als aussichtsreiche Kandidatin für eine Seniorpartnerschaft gegolten. Bis zu diesem Nachmittag.
    Nun hatte sie nur eine Chance, die Dinge im Sinne der Kanzlei wieder ins Reine zu bringen, und die würde sie nutzen.
    Sie stand im Nebenbüro auf der Kanzleijacht und ging einige Dateien durch, die vor ihr auf einem Schirm angezeigt wanden. Die Liste der Dateien schien kein Ende zu nehmen. Martin Oberholst hatte sich persönlich um diesen Fall gekümmert, und er hatte Versprechen gemacht, die niemand gegenüber einer Person abgeben sollte, die dabei war, den Mond zu verlassen.
    Gonzalez’ Hände zitterten. Sie hatte den Mond noch nie verlassen, hatte ihn nie wirklich hinter sich gelassen. Natürlich hatte sie wie jeder andere auch an Orbitalflügen teilgenommen und in mondfernen Hotels genächtigt, mondfern, aber doch innerhalb des Mondraums. Aber sie hatte den Mond nie verlassen, um einen anderen Ort im Solarsystem aufzusuchen. Nicht einmal auf der Erde war sie je gewesen, eine Reise, die die meisten ihr bekannten Anwälte angetreten hatten, kaum dass sie ihren Abschluss bestanden hatten. Um so weniger war sie jemals in die Nähe des Jupiters gekommen.
    Fliegen machte sie nervös. All dieser Dekontaminationskram, all die Vorbereitungen. Die Anweisungen auf den Umweltanzügen und den Fluchtkapseln und darüber, wie man sich gegenüber Behörden außerhalb des Raums der Erdallianz zu verhalten hatten. In ihrem Kopf drehte sich schon alles.
    Und all das ging zurück auf die angsterfüllte Stimme eines Teenagers.
    Was sie um so mehr erschütterte.
    Die Erinnerung an die verängstigte Stimme des Mädchens, die Art, wie sie versucht hatte, ihre schwindende Courage durch ein freches Mundwerk zu ersetzen. Das Mädchen war durch die Hölle gegangen, und Gonzalez hatte es wie eine Verbrecherin behandelt, die nur aufgrund eines unglücklichen Zufalls in der Kanzlei vorgesprochen hatte.
    Kein Wunder, dass Oberholst darauf bestanden hatte, an der Reise teilzunehmen. Er war zwanzig Jahre älter als es Menschen zustehen sollte, und er praktizierte noch immer, wenn er konnte. Er hatte keinerlei Durchhaltevermögen, und die anderen Farmer mutmaßten bereits, dass jede medizinische Behandlung, jede Nanobotinstallation, jede Modifikation den alten Mann nur länger leben ließen, ohne ihn jedoch in irgendeiner Weise zu stärken.
    Aber sein Gehirn war immer noch hellwach, und sein Gehirn hatte all die Schimpfworte ausgebrütet, die sich nun zu denen gesellt hatten, die sie schon selbst über sich ausgeschüttet hatte.
    Das Valhalla Basin aufzusuchen, obwohl ihre Zulassung dort keine Gültigkeit besaß, war Gonzalez’ Idee gewesen. Jemanden mitzunehmen, der eine allianzweit gültige Zulassung besaß, war ebenfalls ihre Idee gewesen.
    Allerdings hätte sie lieber jemanden dabeigehabt, der jünger und lebendiger war als Oberholst. Dass nun aber er sie begleitete, war höchstwahrscheinlich seine Idee gewesen, eine Idee, die ihm offenbar niemand in der Kanzlei hatte ausreden können.
    Er ruhte in seiner Suite, zu der auch das Hauptbüro und einige an das Captainsquartier angrenzende Räume zählten. Seine ganze Ärzteschar begleitete ihn, ebenso

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