Miles Flint 06 - Kallisto
Alen. »Aber jetzt tun sie es.«
»Diese Kanzlei«, fragte Flint, »führt sie den Rechtsstreit in diesem Fall?«
»Es gibt keinen Rechtsstreit«, antwortete sie, »nur haufenweise Gerüchte.«
»Aber wenn es einen gibt, dann wird er von Gazzaibbleuneicker geführt werden?«, hakte Flint nach.
»Unter anderem«, sagte van Alen. »Falls es so weit kommt. Falls zugelassen wird, dass es so weit kommt.«
»Zugelassen, von wem?«
»Von irgendeinem der Multikulturellen Tribunale. Die müssen zunächst die Schriftsätze prüfen, den Fall oder die Fälle zur Verhandlung zulassen und sich die jeweiligen Argumente anhören.«
Flint wurde langsam ruhiger. Das Gespräch half ihm, sein Gefühlsleben wieder unter Kontrolle zu bringen – jedenfalls für den Moment.
»Und Sie denken, die Tribunale würden ihnen zuhören«, sagte er.
»Ich denke, das hätten sie längst tun müssen«, entgegnete sie.
»Aber Sie können mir nicht sagen, was die Gyonnese vorhaben?«
»Ich kann Ihnen nicht viel mehr erzählen, Miles.« Ihre Stimme klang mitfühlend. »Worüber sind Sie gestolpert?«
Er wollte es ihr erzählen. Er konnte es ihr sogar erzählen; sie war seine Anwältin und musste alles, was er ihr erzählte, vertraulich behandeln. »Ich bin nicht sicher«, sagte er wahrheitsgemäß.
»Aber es beunruhigt Sie.«
Er nickte. »Jede Information in Palomas Dateien beunruhigt mich. Dieses Mal ist nur noch etwas schlimmer als bei den anderen Dingen, die ich entdeckt habe.«
»Sie hat Ihnen wirklich etwas bedeutet, nicht wahr?«, fragte van Alen.
Natürlich hatte sie Paloma gemeint, aber er beschloss, ihr zu antworten, als hätte sie ihn nach Emmeline gefragt.
»Das ist das Problem«, sagte er. »In diesem Punkt bin ich manchmal nicht allzu rational.«
Van Alen warf ihre Schuhe in eine Ecke und lehnte sich auf ihrem Sessel zurück. »Manchmal wird Rationalität überbewertet.«
»Und manchmal«, sagte er, »liefert sie die einzige Chance, am Leben zu bleiben.«
34
D as Valhalla Basin Police Department sah aus wie eine der Hauptgeschäftsstellen der großen Konzerne in Armstrong. Das Gebäude war nicht so neu wie viele andere, die Gonzalez während der Fahrt mit dem Lufttaxi gesehen hatte, aber es war neuer als alles, was sie von Armstrong kannte.
Das Gebäude war mehrere Stockwerke hoch und hatte Fenster auf allen vier Seiten, ein Luxus, der dem Polizeirevier von Armstrong seit der Kuppelexplosion vor ein paar Jahren verwehrt blieb. Neben dem Polizeirevier des Valhalla Basins befand sich ein Apartmentkomplex, der aussah, als wäre er etwa zur gleichen Zeit errichtet worden.
Gonzalez fragte sich, ob alle Angestellten im Polizeidienst dort lebten. Sie hatte gehört, zumindest den Angestellten von Aleyd würde Wohnraum im Valhalla Basin zur Verfügung gestellt, und sie überlegte, ob das vielleicht auch für die städtischen Beschäftigten galt.
Der Apartmentkomplex deutete daraufhin.
Innerhalb des VBPD sah jedoch alles genauso aus wie in jeder anderen Polizeizentrale, die sie bisher zu sehen bekommen hatte. Leute kamen und gingen scheinbar ohne Sinn und Zweck. Manche rannten herum. Andere mussten hereingeschleift werden. Die Sicherheitsschranken waren nicht leicht auszumachen. Viele von ihnen wurden aus Licht gebildet, und das Licht war näher am unsichtbaren als am sichtbaren Spektrum.
Es roch nach Schweiß, Furcht und Dreck, genau wie in allen anderen Polizeirevieren, die sie bisher betreten hatte.
Die Mitarbeiter trugen braune Uniformen anstelle der in Armstrong bevorzugten blauen, aber die Leute sahen samt und sonders genauso überarbeitet aus wie ihre Kollegen in Blau. Ab einem bestimmten Punkt konnten auch Modifikationen die Ringe unter den Augen nicht mehr entfernen – nicht ohne einschneidende Veränderungen in Hinblick auf den Lebenswandel.
Die hiesigen Angestellten hatten einen grauen Teint, Folge eines Mangels an Licht, sahen schwabbelig aus, was auf mangelnde Bewegung schließen ließ, und wirkten vor lauter Überarbeitung vollkommen lustlos.
Das Armstrong PD verlangte von seinen Leuten immerhin, sich körperlich fit zu halten, gleich, auf welche Art sie das auch taten. Hier schien es keine derartigen Anforderungen zu geben.
Detective Bozeman hatte sie angewiesen, im Bereich der Fahrstühle auf ihn zu warten. Als sie nun am Empfangstresen vorüberging, fiel ihr noch etwas anderes auf: Sie hatte, seit sie sich in dem Gebäude aufhielt, nicht einen Außerirdischen gesehen.
Das größte Problem, mit
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