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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
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Klasse. Der Pullover
hatte einen Ausschnitt, der sich diese Bezeichnung wahrhaftig verdiente. Die
Ansätze ihrer großen festen Brüste waren gut zu erkennen.
    »Grüß
Gott, Herr Schweighofer, bringen Sie mich zum Flughafen bitte. Hans ist ja
wegen des Begräbnisses am Friedhof. Ich fliege eine Woche nach Nizza und so
lange will ich den Wagen nicht am Flughafen stehen lassen. Außerdem die
Lauferei, Abflughalle, Parkplatz und dann zu Fuß zurück … Zu allem Überfluss
habe ich mir gestern noch den Knöchel verstaucht. Das tut ganz schön weh.«
    »Natürlich,
ich fahre Sie gerne.«
    Das
war nicht einmal eine geschäftsmäßige Lüge, sondern entsprach der Wahrheit.
Eine halbe Stunde später war das Taxi vor dem Terminal 2 in Schwechat
angekommen. Der Taxler trug den Koffer bis zum Check-in beim Air France
Schalter und kassierte ein fürstliches Trinkgeld.
    Am
Abend checkte Madame Kaindel im Hotel Negresco an der Promenade des
Anglaise in Nizza ein. Sie buchte für eine Woche. Madame war hier bekannt und
wurde höflich umsorgt. Ihre Suite, die über einen Balkon verfügte, auf dem man
hätte, Badminton spielen können, war mit allem Denkbaren ausgestattet. Eine
Großfamilie hätte darin bequem Unterschlupf gefunden.

 
    Berlin,
Ende Juli 1991
    Das
Restaurant am Gendarmenmarkt war an diesem Freitagnachmittag spärlich besucht.
Die beiden soignierten Männer an einem Nischentisch hätten Brüder sein können.
Um die sechzig, mittelgroß, leichter Bauchansatz, dezente Maßanzüge,
handgefertigte Schuhe, teure Hemden und grau meliertes gelichtetes Haar stachen
dem Betrachter ins Auge. Ihre Herkunft war ambivalent. Hier alter SED-Adel,
dort situierte Wiener Advokatendynastie. Eines war ihnen gemein: die
grenzenlose Gier nach Geld und Macht. Des Einen Waffe war das Wort, der Andere
verwendete schon einmal das Schwert, um seinen Willen durchzusetzen. Sie unterhielten
sich leise oder versuchten es zumindest. Erregt wälzten die Männer ein
kompliziertes Problem. Es wurde über Dinge gesprochen, von denen selbst der
Anwalt nicht ahnte, welche Folgen daran geknüpft waren. »Was heißt sie ist
verschwunden?«, gereizt stellte der Oberst Carl Georg Podolsky a. D. diese
Frage und fügte hinzu:
    »General
Fiedler tobt! Was soll das heißen? Kein Mensch kann spurlos
verschwinden, wenigstens nicht in unseren Breiten!« Der Anwalt stöhnte
kopfschüttelnd.
    »Ich
befürchte, der General wird in nächster Zeit noch öfter toben. Und zu Ihrer
Information: Täglich verschwinden Menschen, auch in unseren Breiten. Die Zeiten
haben sich geändert, das wird der General wohl oder übel zur Kenntnis nehmen
müssen. Und was das heißen soll?« Der Anwalt zog ungläubig die Brauen hoch und
fuhr dann fort:
    »Nora
Kaindel ist eben weg, verschwunden. Niemand weiß etwas über ihren Verbleib. Ich
lasse nachforschen, falls Sie das wünschen. Und wenn ihr General noch so laut
tobt, das bringt uns seine Treuhänderin nicht wieder. Wir haben ausreichende
Vollmachten von ihr, diesbezüglich gibt es keine Schwierigkeiten. Ich kann
diese Aufregung nicht nachvollziehen. Abgesehen von dem Umstand, dass das
ungeklärte Verschwinden eines Menschen, dem man nahe steht, immer Anlass zur
Sorge gibt!« Die Ironie war fein, aber zu hören,
selbst für einen Militaristen.
    Rechtsanwalt
Eberhardt von Waldegg war gelassener als sein Gegenüber. Er kannte die Normannenstraße
und deren Gepflogenheiten vom Hörensagen und nahestehende Menschen waren
sicherlich keine Domäne des Ministeriums für Staatssicherheit - so viel wusste
er immerhin. Weshalb also diese Panik?
    »Natürlich
wünsche ich, dass Sie nachforschen! Was denken Sie? Es geht um ein riesiges Vermögen.
Milliarden stehen auf dem Spiel! Und Sie fragen ob Nachforschungen gewünscht
werden! Und in diesem Fall sind Ihre Vollmachten der Kaindel Schall und Rauch!
Wir brauchen sie! Physisch! Nora Kaindel muss her!« Die Worte: »Das ist ein
Befehl!«, konnte der Oberst noch verschlucken.
    Der
Rechtsanwalt holte tief Luft, bevor er seinem Gesprächspartner leicht pikiert
erklärte: »Mein lieber Oberst, ich bin Anwalt und führe derzeit einen
komplizierten Zivilprozess für eure brüderliche Partei in Österreich gegen die
Bundesrepublik Deutschland. Ein mächtiger Gegner. Für das Verschwinden eurer
Treuhänderin bin ich der falsche Ansprechpartner. Nichtsdestoweniger werde ich
entsprechende Schritte einleiten, soweit das im Rahmen meines Mandats möglich
ist. Nora Kaindel ist von Wien nach Nizza geflogen.

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