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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition)
Autoren: Friedrich Strassegger
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Argumente und dass
sich dieser Fall kaum in Wohlgefallen auflösen würde war abzusehen. Vielleicht
waren sie doch in den See gefallen, als es dunkel war? Man sollte es nicht für
möglich halten, doch es passiert jedes Jahr einige Male. Dagegen sprach
allerdings der Umstand, dass sie den für Freitagabend reservierten Tisch am
Seeufer nie in Anspruch genommen hatten. Der Tisch war für halb neun
reserviert, da war es noch hell. Patry hatte sich mit dem Restaurantbesitzer,
der den Notar seit Jahrzehnten als Gast kannte, unterhalten.
    »Ich
bin absolut davon überzeugt, dass der Maître uns jedenfalls angerufen hätte,
wenn er an diesem Abend verhindert gewesen wäre. Er war die personifizierte
Verlässlichkeit. Irgendetwas muss ihn daran gehindert haben. Lange habe ich
nachgedacht, doch ich bin auf keinen grünen Zweig gekommen. Ich habe mich oft
mit ihm unterhalten, allein daraus kann ich schließen, dass der Maître auf
Sicherheit bedacht war und stets dementsprechend handelte.« Wenn bei Tageslicht
zwei Personen in den See stürzen, ist es höchst unwahrscheinlich, dass sie
ertrinken, ohne dass es bemerkt wird. Natürlich, restlos ausschließen konnte
man so etwas niemals. Außerdem gab der See seine Opfer nach ein paar Tagen
frei. Dann wurden sie aufgedunsen ans Ufer gespült.
    Kommissar
Patry beschloss, ein Rechtshilfeersuchen nach Nizza zu senden. Seine Befürchtung,
dass er nach Monaten eine negative Antwort bekommen würde, war begründet.

 
    Annemasse
/ Frankreich, September 1991
    Die
Wohnung sah aus wie eine Absteige und das war sie auch. Die billigen Möbel aus
Spanplatten mochten ihren Zweck erfüllen, wohnlich waren sie nicht. Nach
Bildern, Pflanzen oder persönlichen Dingen hielt man vergebens Ausschau. Die
ganze Bleibe wirkte abgewohnt. Aschenbecher standen überquellend herum. Die
Luft war zum Schneiden dick und roch nach kaltem Rauch, Schweiß und
Essensresten. Es herrschte darüber hinaus eine unerträgliche Hitze. In der
Mitte des Wohn- und Esszimmers stand ein Tisch mit sechs Stühlen. Drei davon
waren besetzt. So gewöhnlich die Wohnung war, so außergewöhnlich waren die
Männer, die sich in ihr zusammengefunden hatten.
    Oberst
a. D. Carl Georg Podolsky, im englischen Maßanzug, hob sich von den Anderen ab.
Vom Kopfende des Tisches aus führte er das eigenwillige Regiment. Längsseits
saß ein etwa fünfundzwanzigjähriger, untersetzter Mann, der eine Brille mit
auffallend dicken Gläsern trug. Er sprach Deutsch, jedoch mit starkem Akzent.
Seine Muttersprache war französisch, sein Nickname: Sinuhe. Der Dritte im Bunde
war ein Mann um die dreißig. Leger, aber mit Designerklamotten bekleidet,
sportlich, blonde Mähne, ziemlich groß und mit hellen wachen Augen, die man nur
sah, wenn er seine Sonnenbrille kurz abnahm, was sogar im geschlossenen Raum
selten vorkam. Der Mann wirkte keinesfalls unsympathisch. Jedermann nannte ihn
Dandy. Auf dem Tisch war ein PC aufgebaut. Unmengen an Disketten und bedrucktem
Papier lagen verstreut herum. Sinuhe hämmerte auf der Tastatur des Computers
herum. Schließlich richtete er sich auf, stöhnte gequält und wischte sich mit
dem Handrücken den Schweiß von der Stirn.
     »Nun?«,
der Oberst war ungeduldig.
    »Merde!«,
lautete die knappe Antwort.
    »Könnten
Sie das ein wenig genauer definieren?«, der Oberst konnte sich mit dieser Ausdrucksweise
sichtlich nicht anfreunden.
    »Entschuldigen
Sie, aber das ist eine haarige Sache.«
    »Schon
gut«, lenkte der Oberst ein. Er hatte keinesfalls die Absicht, diesen
sonderbaren Kerl zu vergrämen. Schließlich hing das Gelingen des Vorhabens zu
einem großen Teil von dessen Geschick ab.
    »Es
handelt sich meiner Ansicht nach um einen herkömmlichen Zitatencode oder
möglicherweise auch einen Textcode. Es könnte zum Beispiel ein Buch oder sonst
irgendein zusammenhängender Text sein, der hier als Grundlage bei der
Verschlüsselung gedient hat. Selbst ein unbekannter Roman, auch ein Klassiker
käme infrage. Grundsätzlich kann ich alles dechiffrieren. Es ist nur eine Frage
der Zeit und der technischen Möglichkeiten. Bloß eines
kann ich mit Sicherheit sagen, da sind Auslassungen eingebaut, und zwar eine
ganze Menge. Die Sache ist ausgesprochen langwierig und wird eine Menge Zeit
beanspruchen.«
    »Was
sind Auslassungen?«
    Zum
ersten Mal baute sich der Dandy in das Gespräch ein. Sinuhe erklärte geduldig:
    »Ich
hänge mich in eine Passage, arbeite tagelang daran, dann habe ich endlich den
Klartext und, der lautet
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