Milliardengrab (German Edition)
biedert sich im Westen an - widerlich!
Oberst, regeln Sie das, auf der Stelle.« Er wurde hochrot im Gesicht, während
er diesen unklaren Befehl erteilte.
»Wir
haben Unsummen investiert, um an die Listen in Genf zu kommen, dann diese idiotische
Aktion mit der Dechiffrierung, zweihunderttausend Franken! Ein Wahnsinn! Ich
darf gar nicht daran denken!« Fiedler schüttelte energisch den Kopf.
»Schaffen
Sie die Kaindel her, denn ohne sie sind unsere so teuer beschafften Listen aus
Genf wertlos.« Grußlos verließ der General die Wohnung, es war deutlich zu
hören, wie die Tür ins Schloss fiel.
Podolsky
saß zwar wie ein begossener Pudel da, doch der Schein trog - der Oberst hatte
vorgesorgt. Immer mehr setzte sich bei ihm die Erkenntnis durch, dass er nur
benutzt wurde. Erst von den Nazis, später von den Kommunisten und seit kurzem
von Fiedler, dessen ergebener Adjutant er lange Jahre gewesen war. Schubert regten
die Sprüche des Ex-Generals weniger auf. Ihm war klar, war der Schatz erst
einmal gehoben, dann würde man ihn billig abspeisen oder überhaupt leer
ausgehen lassen. Deswegen bediente er sich bereits jetzt, wo immer es möglich
war. Fiedler erklärte nach wie vor, dass die Gelder für die Neugründung der
Partei bestimmt waren. Diese Behauptung kostete Schubert nur einen müden
Lacher. Deswegen entschloss er sich vorzusorgen - für
sich und nicht für die Partei, Fiedler, Podolsky oder sonst jemanden. Was immer
geschehen würde, wenn die Gelder in Bewegung kommen sollten, er würde seinen
Teil abkriegen - dafür würde er sorgen. Alles andere ließ ihn kalt. Dieses
ganze Gesülze von Sozialismus und Kameradschaft, daran glaubte er nicht mehr.
Nicht erst seit der Wende, schon Jahre vorher war ihm ein Licht aufgegangen.
Die lieben Genossen! Egozentriker und verbohrte Kohlköpfe wie aus dem Lehrbuch.
Jahrelang hatte er sich von diesen dilettantischen Besserwissern blenden
lassen. Zehn Jahre lang hatte er von diesem System gelebt wie die Made im
Speck, das vergaß er gerne.
Fiedler
hatte sich scheinbar wieder gefasst und kam zurück. Er riss sich am Riemen und
befleißigte sich einer zivilen Tonart. Irgendwann raffte Podolsky sich auf und
fasste einen Entschluss, den er unmittelbar umsetzte. Fiedler billigte das
Vorhaben und trotz aller Bedenken beauftragte er Schubert mit dieser selektiven
Aufgabe.
»Fahren
Sie nach Wien, verfolgen Sie jeden Schritt von Nora Kaindel. Ein exaktes
Diagramm, selbst wann sie auf die Toilette gegangen ist will ich wissen. Etwas
habe ich noch für Sie, diesen sicheren Hinweis kann ich Ihnen geben. Die
Kaindel war in Monaco mit einem Mann verabredet. Es spielt keine Rolle, wer er
ist - ich kenne ihn, der Mann ist in Ordnung. Er hat damals vergeblich auf sie
gewartet. Täglich fuhr er ins Negresco und hat sich nach ihr erkundigt - doch
angeblich war sie zu diesem Zeitpunkt bereits abgängig. Nebenbei, ich habe den
Verdacht, dass sie möglicherweise gar nicht geflogen ist, sondern mit den
Listen, den Einlagebüchern und einigen Koffern Bargeld abgetaucht ist. Dieser
angebliche Flug nach Nizza, vielleicht ein plumpes Ablenkungsmanöver. Dieses
Luder hat uns abgezockt. Die soll mich kennenlernen! Gnade ihr Gott, wenn ich
sie erwische! Jahre meines Lebens hat die mich gekostet.«
»Möglich
wäre das natürlich, und naheliegend«, räumte Schubert ein. Der Auftrag nach
Wien zu reisen kam seinen Wünschen entgegen. Der General spann seine Gedanken
um die abtrünnigen Geschwister weiter und das Blut drohte ihm in den Adern zu
kochen, wenn er daran dachte, dass dieses habgierige Biest ihn an der Nase herumgeführt
hatte.
»An
die Konten in der Schweiz und in Liechtenstein … da kommt Nora niemals ran.«
Beruhigte
er sich selbst, schritt den gedanklichen Weg ab und überlegte laut: »Aber diese
Sparbücher in Österreich, die hatte sie in Verwahrung, heute muss ich sagen
fahrlässiger-weise. Nur die Losungsworte kennt sie nicht, also sind die
Sparbücher im Prinzip für sie wertlos. Die Frage lautet: Wo hat Nora Kaindel
die Sparbücher aufbewahrt? Und wo sind die Listen? Wenn ich das weiß, dann
kriege ich sie, die Sparbücher meine ich - dieses Weibsstück hoffentlich auch.«
Podolsky
fiel dazu etwas ein.
»Jetzt
erinnere ich mich, als sie hier war, ein paar Tage vor ihrem Verschwinden, bei
diesem Prozess im Kammergericht ...«
Die
unterschwellige Kritik am Verhalten des Generals war kaum zu hören, schwebte
aber im Raum. Fiedler blockte aufgebracht ab.
»Was
soll da gewesen
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