Milliardengrab (German Edition)
wird am besten sein,
wenn wir uns noch einmal beratschlagen. Nebenbei bemerkt, ihr Büro am Wiener
Stephansplatz scheidet als Aufbewahrungsort aus - dort haben wir jedes
Stäubchen umgedreht.«
Bei
der nächsten Zusammenkunft fehlte Schubert. Er war unabkömmlich oder wollte
einfach nicht kommen. Der General tobte wieder einmal. Schubert hatte ihn
einfach ganz locker angerufen und erklärt:
»Bedauere,
ich kann zu dieser Besprechung heute nicht kommen. Ich bin verhindert, eine dringende
Angelegenheit, leider unvorhersehbar. Morgen muss ich nach Basel.« Warum er verhindert
war, darüber schwieg Schubert sich aus. Eines war offensichtlich, Achtung,
Respekt, ja nicht einmal das geringste Maß an Höflichkeit gegenüber seinen
ehemaligen Vorgesetzten war erkennbar. Von Furcht gar nicht zu sprechen, das
war Vergangenheit. Das Wort Gehorsam nahm überhaupt niemand mehr in den Mund.
Es war nicht mehr wegzuleugnen, die neuen Zeiten griffen um sich. Fiedler und
Podolsky sahen sich nur an - Worte waren nicht vonnöten.
Generalmajor
Fiedler, Oberst Podolsky und von Waldegg berieten daher seit Stunden allein.
Der Anwalt empfahl, mit allen verfügbaren Mitteln für ein Auftauchen der roten
Nora zu sorgen. Der Anwaltsprach weiter. »Das
Versteck: Es kann letztlich ein Banksafe sein, ein Notariat oder eine Person,
der sie vertraut. Da gibt es zahllose Möglichkeiten. Zu Hause kann sie einen
Safe haben oder auf einer Bank. Theoretisch kann sie die Sparbücher im
Schlossgarten vergraben haben. Genauso gut können die Sachen einfach irgendwo
im Schloss sein. Wenn alle Stricke reißen, dann müssen wir den Örtlichkeiten,
die infrage kommen, einen nächtlichen Besuch abstatten lassen - das wird sicher
nicht einfach sein und birgt ein hohes Risiko.«
Fiedler
sah das anders.
»Mit
Verlaub, so etwas auf gut Glück zu versuchen halte ich für einen Fehler. Es war
leichtsinnig von uns allen, dass wir sie nie nach den Sparbüchern gefragt
haben. Das ist das alleinige Verschulden von uns. Schalck, zu dem hatte sie ein
Naheverhältnis, der weiß es vermutlich - nur nutzt uns das alles nichts.«
»Außerdem
meine Herren, wir brauchen nicht nur den Körper der Kaindel«, über die unfreiwillige
Komik seiner »Meldung« war der trockene Jurist selbst erstaunt.
»Sondern
wir brauchen ihren Kopf, ihr Wissen. Nur Schalck und sie, vielleicht General
Mielke, könnten uns helfen, doch der schweigt beharrlich, auch uns gegenüber.
Wir haben es über seine Anwälte mehrmals versucht. Er traut niemanden mehr,
auch seinen eigenen Anwälten nicht, er weist uns die Schuld zu, dass er in Haft
ist. Mielke fühlt sich verraten und wir wissen alle, wie stur er ist. Der
ändert eine geäußerte Meinung niemals. Den können wir getrost abhaken.«
Der
Anwalt war mittlerweile in alles eingeweiht und wirkte ebenso ratlos wie seine
Mandanten.
»Was
weiß denn eigentlich dieser Sänger, der hat sie doch, sagen wir einmal
»betreut«, schon seit Monaten wurde mir davon berichtet. Wurde der überhaupt
schon von uns befragt?«
Fiedler
stellte diese Frage an Podolsky.
»Ja
stimmt, sie waren verabredet. Allerdings in Monaco, da hat er auf sie gewartet.
Stankowski hat einige Male im Negresco nach ihr gefragt, das steht fest. Nur
leider zu spät. Als wir ihn vernahmen, war er sehr überrascht, dass die Nora
nur zwanzig Kilometer entfernt gewesen war und sich nicht bei ihm gemeldet hatte.«
Fiedler dachte nach.
»Ist
das nachvollziehbar?«
»Durchaus,
der Mann hat einen ausgezeichneten Ruf und sehr gute Kritiken. Ziemlich vermögend,
aber absolut harmlos. Ich habe ihn gründlich durchleuchten lassen. Stankovski
hat tatsächlich in Monaco in einem Hotel gewohnt und mehrmals im Negresco nach der Kaindel gefragt, das haben wir wiederholt überprüft - der scheidet
aus.«
Damit
musste sich Fiedler erst einmal widerwillig zufriedengeben.
»Ich
denke, man sollte noch einmal in Nizza nachforschen. Die französische Polizei,
ich habe da ehrlich gesagt kein Vertrauen. Eine Abgängigkeitsanzeige aus
Österreich ist für die nicht viel aufregender als ein Knöllchen. Dieser
mediterrane Schlendrian. Damit ist kein Blumentopf zu gewinnen … dort ist doch
alles korrupt.« Er verstieg sich nicht so weit, anzumerken:
»Anders,
als es bei uns in der DDR war.«
»Ihr
müsst doch Verbindungen haben, da muss doch etwas zu machen sein«, bat Fiedler
nun den Anwalt. »Notfalls, wenn wirklich alle Stricke reißen, ich habe einen
Kollegen, der könnte vielleicht dort unten jemanden
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