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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
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abenteuerliche Geschichte einmal glauben - wenn auch mit
Vorbehalten.
    »Täglich
hatte ich nach der Aktion Kontoeröffnung erwartet, dass sich einer bei mir
meldet und etwas will. Nichts. Von Drüben kam kein Ton. Diese Zeit war
zermürbend. Die ewige Ungewissheit. Schließlich fiel die Mauer und im Herbst
1989, die Wiedervereinigung. Jetzt wog ich mich endlich in Sicherheit. Pustekuchen.
Jetzt kam der Brief.«
    »Was
für ein Brief?«
    »Warten
Sie.« Er kramte in seiner Brieftasche und reichte Thomas ein Foto. Ein kleines
Mädchen, vielleicht fünf oder sechs Jahre alt, war darauf abgebildet.
    »Und?
Sonst nichts?«
    »Nein.
Aber werfen Sie einen Blick auf die Rückseite.« Thomas drehte das Foto um und
sah einen Stempelabdruck. »Eigentum des MfS«
    »Es
ist exakt dasselbe Foto, das man mir seinerzeit in Hohenschönhausen gezeigt
hat. Eine Stunde später klingelte das Telefon und ein Unbekannter verlangte,
dass ich nach Berlin kommen sollte. Auf der Stelle. Mit ein paar Ausreden
versuchte ich ihn hinzuhalten, der Imbissstand und so weiter. Der Anrufer
lachte. Selbstverständlich fuhr ich nicht nach Berlin. Heute hatte ich einen
speziellen Kunden an meinem Kiosk. Hombach, das ist der, der mich aus dem Stasi-Knast
geholt hat.« Watzke erzählte nahtlos weiter.
    »Er
drohte mir ganz offen, auch Kathrin sei in Gefahr, wenn ich ihm nicht helfe. Er
wollte, dass ich zumindest einige der Banken von damals aufsuchen und probieren
sollte, Zugang zu den Konten zu bekommen. Wenn ich mit meinem Pass dort
aufkreuzen würde, gelänge das vielleicht, meinte er. Ich kann nicht schlafen,
bin im Geschäft komplett überfordert und meine Nerven sind am Ende. Da hat mir
ein Bekannter von Ihnen und den Reportagen erzählt. Ich hatte mich ihm
irgendwann anvertraut. Es hat mir geholfen, wenigstens jemanden zu haben mit
dem ich darüber reden konnte. Alles habe ich aus gutem Grund nicht gesagt, aber
dass ich Angst vor dem MfS habe, das weiß er natürlich. Dann hat er gemeint,
wenn das erst einmal alles in der Zeitung steht, dann hat es für die keinen
Sinn mehr, mich abzuservieren. Die Medien seien das Einzige, die mir in dieser
Situation helfen könnten. Nun bin ich hier und hoffe, dass Sie mir helfen.«
    Thomas
gestand Watzke zu, dass es sich zumindest schlüssig anhörte. Er überlegte und
entschloss sich zu handeln. Es war Intuition, doch er hielt Watzke vorläufig
einmal nicht für einen eingeschleusten Agenten des Stasi-Nachlasses. Er wusste,
dass er in der nächsten Stunde diesbezüglich eine Entscheidung treffen musste.
Doch er hatte sich im Grunde bereits entschieden - allein die Story verbot
alles andere. Mit jedem Wort, das Watzke sprach, war er überzeugter. Das
Verschwinden der roten Nora war nur der Anfang gewesen. Das Ende war nicht
absehbar und Watzke war vermutlich so etwas wie der Zentralschlüssel zur Auflösung.
Das Wichtigste schien ihm jetzt erst einmal zu sein, das Kind samt Mutter und
Watzke aus der Schusslinie zu bringen. Thomas kamen jetzt allerdings
zusätzliche Bedenken, dass sein wertvoller Informant kalte Füße bekommen könnte
und es vorzog, irgendwie zu verschwinden. Jetzt war es notwendig zu improvisieren
und zu zeigen, was man bei Eisenstein gelernt hatte.
    »Passen
Sie auf, Herr Watzke. Wir müssen jetzt Prioritäten setzen. Das wichtigste ist
Ihre persönliche Sicherheit und der Schutz Ihrer Tochter. Für den Fall, dass
man Sie doch verfolgt hat. Wo steht ihr Auto?«
    »Draußen
natürlich, auf dem Parkplatz.«
    »Gut,
geben Sie mir die Autoschüssel. Der Wagen muss da weg.« Watzke zögerte, dann
griff er in die Hosentasche und gab Thomas den Schlüssel.
    »Ein
Zweidreißiger, dunkelblau, Münchner Kennzeichen.«
     »Ich
bin in fünf Minuten wieder hier. Bleiben Sie hier sitzen. Ich muss die Lage
draußen sondieren.«
    Watzke
nickte und zog eine Miene auf, als ob ihm jemand ein Stück Brot weggenommen hätte
- ganz traute er Thomas noch nicht. Irgendwo konnte Thomas es verstehen - er
war eben zu oft betrogen und enttäuscht worden. Er fühlte das Misstrauen und
gab Watzke seine Brieftasche und sein Handy. Selbst seinen Presseausweis ließ
er wie unabsichtlich auf dem Tisch liegen.
    »Bitte
zahlen Sie inzwischen die Rechnung, und falls es läutet, melden Sie sich und
sagen, dass ich in ein paar Minuten zurück bin. Ok?«
    Watzke
ging das alles zu schnell. Trotzdem stimmte er zu. Thomas ging aus dem
Restaurant und fuhr den Mercedes hundertfünfzig Meter weiter zur Tankstelle.
Eigentlich war es ihm

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