Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
Vom Netzwerk:
mich nicht mehr
beachteten, im positiven Sinne. Wenn ich früher tagsüber auf der Holzpritsche
lag, dauerte es keine zehn-Minuten-und es kam einer der mich aufscheuchte und
mit dem U-Boot drohte. Oder in der Nacht ging alle zehn Minuten das Licht an -
jetzt nicht ein einziges Mal, die ganze lange Nacht über nicht. Durchschlafen -
dieses Gefühl kannte ich nicht mehr.
    Jetzt
kümmerte sich kein Mensch um mich, ob Zufall oder Absicht, ich vermochte es
nicht zu sagen. Heute weiß ich: Es gibt in einer überwachten Welt wie jener der
Stasi keinen Zufall - nicht die geringste Kleinigkeit wird dort dem Zufall
überlassen. Alles läuft streng nach Drehbuch ab. Über allem steht das Motto:
keine gute Tat ohne schlechten Hintergedanken.
    Irgendwann
war die bedrückende Zeit während des hoffnungsvollen Wartens verflogen. Ich
wurde wieder die endlos langen Gänge entlang geführt und stand vor Hombachs
Büro. Der Läufer öffnete die Tür und ich sah mit Erleichterung, dass Hombach
hinter seinem Schreibtisch saß. Dem Himmel sei Dank, er hatte mich also nicht
vergessen oder abgeschrieben, wie ich befürchtet hatte.
    »Hallo!
Tut mir leid, aber ich war im Ausland, sonst hätte ich Ihnen wenigstens
Nachschub aus der Bibliothek geschickt. »Dafür kann ich die Bücher, die ich
bekommen habe, auswendig hersagen.«
    »Lassen
wir das. Also, ich habe Ihre Angaben überprüft … Sie haben nicht gelogen, das
muss ich anerkennen. Allerdings haben Sie etwas verschwiegen. Ich will Ihnen da
aber nicht unbedingt böse Absicht unterstellen.«
    »Verschwiegen?
Was?«
    »Dass
Ihre Schwester ein ziemlich hohes Tier im Wirtschaftsministerium ist.«
    »Das
habe ich nicht verschwiegen, wirklich nicht. Ich sagte doch, sie ist die
Beamtenlaufbahn hochgeklettert. Hat ausgesorgt, wirklich, das weiß ich genau.«
    Er
neigte den Kopf zur Seite und meinte dann zögerlich:
    »Ja,
jetzt wo Sie das Wiederholen erinnere, ich mich, da muss ich Ihnen recht geben.
Also muss ich mich entschuldigen, tut mir leid.«
    Mir
fiel ein Stein vom Herzen. Und dass er so fair war das zuzugeben imponierte mir
besonders. Er entschuldigte sich bei mir, bei Einhundertzwo! Wenn ich da an
meinen Vernehmer dachte! »Sagen Sie einmal, was würden Sie denn zu einem
kleinen Ausflug sagen? Wäre das nach Ihrem Geschmack?«
    »Ein
Ausflug? Wie soll ich das verstehen? Wohin?
    »Die
Schweiz soll sehr schön sein.«
    »Davon
bin ich überzeugt, aber das dürfte im Augenblick für mich eher kein Ziel sein.«
    Hombach
stand auf, ging um seinen Schreibtisch und kam zu mir. Er legte seine Rechte an
meinen linken Oberarm und sah mir währenddessen geradewegs in die Augen.
    »Ich
habe Vertrauen zu Ihnen. Ich brauche jemanden mit Köpfchen, dem ich vertrauen
kann. Würden Sie für mich arbeiten?« Ich meinte, mich verhört zu haben.
    »Arbeiten?
Was denn?«
    »Sie
wissen, was ein Geheimdienst ist, oder?« Daher wehte der Wind, von einer Kiste
in die andere. Die Frage war nur, blieb mir eine Wahl?
    »Ich
habe so etwas noch nie gemacht, habe keine Ahnung von diesem Geschäft. Nur aus
dem Kino kenne ich das Agentenleben.«
    »Keine
falsche Bescheidenheit, Sie haben uns jahrelang ganz schön an der Nase
herumgeführt.«
    »Ja
schon, aber Geheimdienst, das ist was anderes.«
    »So,
was glauben Sie denn? Jeden Tag irgendwo einen umlegen? Sie sehen zu viele
Krimis.«
    »Nicht
jeden Tag«, rutschte mir raus. Er bezog es auf den Krimi - ich aufs Umlegen.
    Hombach
schüttelte ungläubig den Kopf und spielte kurze Zeit schweigend mit seinem
Kugelschreiber.
    »Sie
haben wirklich keine Ahnung. Sie brauchen weder eine Waffe noch einen
Judo-Kurs. Was ich suche, ist ein, wie soll ich es formulieren? Ja, ein
Geldbote - mehr nicht.«
     »Sie
brauchen einen Geldboten?«
    »Ganz
genau. Einen Boten, der für mich Geld über Grenzen bringt oder auf Banken
deponiert. Falls man Sie erwischt, beschlagnahmt man das Geld wahrscheinlich.
Aber so große Beträge sind es nicht … es ist faktisch risikolos. Sie sollen
Konten eröffnen, anonyme Konten. Verstehen Sie?«
    Langsam
dämmerte es bei mir. Hombach wollte Geld verschieben, waschen oder so etwas in
der Richtung. Die Schweiz! Jetzt war alles klar. Das war eine ruhige Kugel -
bedenkenlos sagte ich zu. Wahrscheinlich hätte ich letzten Endes zu allem ja
und Amen gesagt, um raus zu kommen.
    »Ich
sage es nur einmal, aber merken Sie es sich bitte. Wenn Sie mein Vertrauen
missbrauchen, würde ich das sehr persönlich nehmen und mein Vorgesetzter erst
recht. Denken Sie

Weitere Kostenlose Bücher