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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
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nicht nur an sich. Sie würden auch andere gefährden, da
kennen wir kein Pardon.« Das war deutlich. Ich fragte nicht, wer sein Chef war,
da musste ich nicht lange nachdenken. Über das Foto
von Kathrin musste ich jetzt auch nicht mehr philosophieren - das war glasklar.
     
    Zwei
Stunden später betrat er mit mir gemeinsam den Bahnhof Friedrichstraße. An der
Südseite des S-Bahnhofs, Tränenpalast genannt, lagen vier Türen nebeneinander.
In die rechte Tür war ein kleines Fenster eingelassen. Darüber stand auf einem
Schild: Diensteingang. Nur für Angehörige der Deutschen Reichsbahn.
    Gab
es das Deutsche Reich noch? Hier anscheinend schon. Hinter dieser Tür befand
sich ein kleiner Raum, in den eine Stahltür ohne Klinke weiter führte. Auch in
dieser Tür befand sich ein kleines Fenster. Es war von einem schwarzen Vorhang
verhüllt. Hombach drückte den Klingelknopf neben der Tür. Der Vorhang wurde
zurückgezogen und ich erkannte einen Oberleutnant in Uniform hinter dem Glas.
Hombach zückte seinen MfS-Ausweis, worauf der Oberleutnant die Tür öffnete. Der
Offizier kontrollierte den speziellen MfS-Pass Hombachs, der zum Betreten des
Grenzgebietes berechtigte und den besonderen Dienstauftrag. Dort stand unter
Zweck: eigene operative Tätigkeit mit einer Begleitperson. Hombach deponierte
seine DDR-Dokumente und die Dienstwaffe in einem Schließfach und gab mir mit
der Hand ein Zeichen, ihm zu folgen. Wortlos öffnete der Oberleutnant mit einem
Druckknopf die Stahltür, die uns in den Westen entließ. Er salutierte, als wir
an ihm vorbei in die Freiheit gingen. Noch mehr Freiheit für mich! Vermutlich
habe ich es mir eingebildet, doch es kam mir so vor, als ob jetzt die Luft zum
Atmen eine andere war.
    Hombach
selbst konnte sich in den unzähligen Gängen, Treppen und Fluren erst gar nicht
orientieren. Wir waren immer noch auf dem Staatsgebiet der DDR, doch dieser
Teil war für Westler frei zugänglich. Wir bestiegen die U-Bahn, Linie 6, mit
der wir unkontrolliert nach West-Berlin fuhren.
    Ich
war frei - zumindest physisch. Hombach brachte mich in eine Zweizimmerwohnung
in der Leitzenburgerstraße. Eine 08/15 Bleibe, die ganz offensichtlich nicht
bewohnt war, sondern als gelegentliche Absteige diente. Es wäre nicht angemessen,
den Zustand als Saustall zu bezeichnen, doch sichtlich war hier geraume Zeit
nicht mehr klar Schiff gemacht worden.
    Wir
gingen gemeinsam in ein Restaurant und aßen zu Abend. Hombach schaufelte
ordentlich rein und trank vier große Bier, nebst zwei Klaren.
    Ich
brachte nichts hinunter, meine Nerven waren am Ende. Hombach sah es natürlich
und meinte ganz lapidar. »Keine Sorge, das legt sich innerhalb eines Tages. ― Wir tranken noch ein Bier, dann machten wir uns auf den Weg. Jetzt bemerkte
ich, dass wir keine 200 Meter an Dr. Ullrichs Büro in der Uhllandstraße
vorbeigingen. Nur eine Sekunde hielt ich inne. Hombach bemerkte es und sagte:
»Dieses Schwein wird auch noch geschlachtet, glauben Sie mir, denn das ist der
wirkliche Verbrecher!«
    Dem
stimmte ich zu. Nicht weil ich von Ullrichs krimineller Energie so überzeugt
war, nein, aber ich hatte diesen Kerl mit seinen kalten Fischaugen nie gemocht.
Dann waren wir an der Wohnungstür. Ich fiel fünf Minuten später ins Bett und
schlief augenblicklich ein. Am nächsten Morgen verabschiedete sich Hombach und
drückte mir hundert Mark sowie ein Flugticket der PAN AM nach Frankfurt in die
Hand. Beides musste ich doppelt quittieren.
    »Wir
sehen uns möglicherweise irgendwann in der BRD, allerdings kann ich das nicht
fix zusagen. Sie werden heute noch Besuch bekommen. Da erfahren Sie alles
weitere. Wenn Sie gehen, der Schlüssel steckt, versperren Sie die Wohnung und
werfen Sie den Schlüssel durch den Türschlitz. Eines noch, wenn Sie Scheiße
bauen, dass kann unabsehbare Folgen für Sie haben, auch für mich. Ich hoffe Sie
vergessen nicht, dass ich es war, der Sie aus dem Knast geholt hat.« Ich sah
ihm in die Augen und nickte. Er sagte nur:: »Viel Glück!« Hombach gab mir die
Hand und ging ohne ein weiteres Wort. Es war unglaublich. Heute Morgen hatte
ich noch den Negerschweiß (ungenießbarer schwarzer Kaffee im Knast) getrunken -
jetzt lag alles hinter mir, vorläufig wenigstens. Ein paar Minuten wartete ich,
dann hob ich den Hörer des Telefons im Flur ab. Freizeichen. Schnell wählte ich
die Nummer von Margit, Kathrins Mutter, in Augsburg.
    »Welch
eine Überraschung. Man fühlt sich regelrecht geehrt. Ich dachte, du meldest
dich

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