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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
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wir weiter. Übrigens, da lese ich gerade,
dass man die beiden Halsabschneider auf dem Parkplatz leider nicht mehr erwischt
hat. Allerdings, wenn sie ohne Licht unterwegs sind, werden sie nicht weit kommen.
Dass du immer gleich so grob sein musst«, lachte die Blunzn und legte die Notiz
weg.
    Der
so Geehrte verabschiedete sich und stieg in ein Taxi.
    Thomas
telefonierte noch kurz mit Patry in Genf, der über die Identifizierung von Schubert/van
Holsten erfreut war. Auch wenn der Name nicht stimmte, jetzt war es nur eine
Frage von wenigen Tagen und man würde den Mann ausgeforscht haben. Zumindest in
den Unterlagen in der Normannenstraße, denn dass der ein Hauptamtlicher der HVA
war, daran gab es keine Zweifel. Nach Hombach lief die Fahndung. Der Personenschutz
für Kathrin und ihre Mutter wurde aufgrund der jüngsten Ereignisse verstärkt.
Das beruhigte Watzke, der von Eisenstein und besonders Thomas begeistert war,
weil sie diese Sache wie Profis managten und offensichtlich gute Verbindungen
in allen Herren Länder hatten. Hier war er gut aufgehoben. Für Thomas wäre er
durchs Feuer gegangen - zumindest in diesem Moment.
    Thomas
lag mit offenen Augen im Bett und dachte an Watzkes Aufzeichnungen - er war
sprachlos und konnte nicht einschlafen.
    Er
hatte jetzt ein gänzlich anderes Bild von Watzke. Der war im Prinzip immer ein
Getriebener gewesen - ein armer Hund. Natürlich hatte er vieles in seinem Leben
auch selbst verbockt - doch meist war er chancenlos gewesen. Watzke musste in
jener Zeit, in der er keinerlei Bedrohung zu
befürchten hatte, in ständiger Angst gelebt haben, und dann, nach der Wende,
als er sich sicher wähnte, erst da war er wirklich bedroht. Vermutlich hatte er
gar keine Ahnung, welch ein sagenhaftes Glück er bei dieser ganzen Geschichte
gehabt hatte. Masel tov, würde Eisenstein jetzt rufen. Trotz totaler Übermüdung
fand Thomas lange Zeit keinen Schlaf. Watzke hatte sein Leben ganz schön
verbockt. Wie hatte Hombach so treffend gesagt: »Es ist unwahrscheinlich, wie
sie da rein geschlittert sind!«, oder so ähnlich.
     
    Am
nächsten Tag rief Thomas gleich nach acht Uhr bei der Redaktion der Berliner
Zeitung an und verlangte Horst van Holsten.
    »Er
ist leider nicht im Haus, er ist im Ausland.« »Und wann kommt er wieder?«
    »Er
ist in Boston, auf einem Workshop - für ein Jahr!« So ein ausgekochter Hund -
es war unglaublich. Beinahe so ausgekocht, wie das illustre Pärchen Nora Kaindel
und ihr seriöser Notar aus Genf - nur von denen sah und hörte man nichts. Falls
die beiden wirklich abgetaucht waren, dann musste man ein Kompliment
aussprechen, ihr Plan war offenbar wasserdicht, denn sonst hätte man sie
irgendwo geschnappt.
    Eisenstein
war begeistert, als Thomas ihm von den hinterlistigen Tricks Schuberts
erzählte. »Der denkt mit. Schade, so einen Mann könnte ich tatsächlich
gebrauchen.« Er hatte eine Schwäche für Schlitzohren - nicht zuletzt, weil er
selbst eines war! Inzwischen hatte auch Sinuhe Schubert auf dem Repro wieder erkannt,
es war zweifelsfrei der Dandy, der Oberst Podolsky in Genf seinerzeit
volontiert hatte.
    Die
beiden Verfolger im BMW blieben zunächst, wie vom Erdboden verschluckt. Dann
gab der Motor des BMW seinen Geist auf und sie hatten das Pech, ausgerechnet
eine Zivilstreife anzuhalten. Den beiden war, außer Fahrerflucht, nichts
nachzuweisen. Dass sie ehemalige HVA-Leute waren, das reichte nicht für die
U-Haft, die Eisenstein mit Nachdruck einforderte. Und Watzke hatte die beiden
Galgenvögel noch nie gesehen.
    Kathrin
und ihre Mutter blieben unbehelligt und in München sah man in der Nähe von Watzkes
Wohnung und seinem Imbissstand nichts Verdächtiges. Scheinbar war die
Kriminalität in Weihnachtsstimmung. »Vielleicht ist die Kriminalität
verstaatlicht worden - dann ist sie sicher ruiniert!«, kommentierte Eisenstein
den merkwürdigen Waffenstillstand.
    Die
Feiertage vergingen und Schnee fiel in Mengen. Patry war mit seiner Familie zum
Skifahren in den Alpen. Eisenstein spielte mit Watzke, der chancenlos war,
Schach und Thomas versuchte, an die Redakteurin der Tagespresse ranzukommen. Er
kam auch ran und erfuhr, dass sie in festen Händen war. Diese Hände gehörten
Dr. Ferry Lugner, der hatte mittlerweile die Anwaltsprüfung im dritten Anlauf
geschafft und auch seinen Schein trug er wieder in der Brieftasche. Sein Chef
war jetzt im Ruhestand und er hatte die SED-Akte geerbt. Das kam einer Lizenz
zum Gelddrucken gleich.

Berlin, Oktober

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