Milliardenschwer verliebt
eigentlich im Leben erreichen?“, fragte Garrett unvermittelt. „Was sind deine Ziele?“
Sie musste nicht lange überlegen. „Ich will malen. Menschen helfen, die Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben haben. Ich würde auch gern mit Schulen zusammenarbeiten, um Kinder mit Kunst in Berührung zu bringen. Außerdem reizt es mich wie gesagt, eine Galerie in New Mexiko zu eröffnen.“
„Und wie steht’s mit Hochzeit? Kindern?“
„Das ist im Moment kein Thema für mich. Ich bin daran gewöhnt, allein zu sein. Auf jeden Fall will ich nie in die Lage geraten, in der meine Mutter war – ein Kind zu bekommen von einem Mann, der meine Liebe nicht hundertprozentig erwidert.“
„Wie war dein Vater denn so?“ Garrett ließ Sophia nicht aus den Augen.
Die Frage versetzte ihr einen Stich. Sie fühlte die Mischung aus Wut und Schmerz, die ihr mittlerweile so vertraut war. „Gestern habe ich dir erzählt, ich würde ihn nicht kennen. Das stimmt nicht ganz, ab und zu hat er sich schon bei uns blicken lassen. Er hat reichlich für mich gezahlt, mich ansonsten aber ignoriert. Und er wollte meine Mutter nicht heiraten.“
„Warum nicht, Sophia?“
„Weil er schon verheiratet war. Irgendwann hat er sich zwar scheiden lassen, aber ein zweites Mal wollte er sich nicht binden. Wenn er sich von Mom verabschiedet hat, ist er zu seinen Söhnen zurückgekehrt. Dann hat sie nur noch geweint, und ich konnte nichts tun, um sie zu trösten. Er war ihre große Liebe. Als ich klein war, hab ich zusammen mit ihr geweint. Meine Tränen galten ihr, und ihre galten ihm.“
„Das muss hart für dich gewesen sein“, sagte Garrett nachdenklich.
Sie zuckte die Schultern. „Auf seine Art hat er für mich gesorgt, aber er konnte wohl nichts mit einem kleinen Mädchen anfangen – und ich nichts mit ihm. Seine Geschenke habe ich regelmäßig zertrümmert. Er war höflich zu mir, und Mom hat dafür gesorgt, dass ich auch höflich zu ihm war. Aber wir haben keine Zeit miteinander verbracht.“
„‚Hallo‘ und ‚Auf Wiedersehen‘?“
„Mehr nicht. Genau. Ich glaube, mein Name ist ihm kein einziges Mal über die Lippen gekommen.“ Sophia hörte den bitteren Unterton selbst. „Wenn er uns besucht hat, bin ich oft zu meiner Großmutter gegangen. Oder meine Nanny hat mit mir Ausflüge gemacht. Das fand ich gut. Ich wollte ihn ja gar nicht sehen.“
„Und doch hat deine Mutter ihn geliebt“, gab Garrett zu bedenken.
„Richtig. Es bringt nur Kummer, wenn man eine Affäre zu eng werden lässt. In diese Falle werde ich garantiert nicht tappen.“
„Vielleicht solltest du nicht alles am Verhalten deines Vaters messen.“
„Tja, dieses Erbe hat er mir nun mal hinterlassen. Ich habe eine Heidenangst vor einer Beziehung, in der mein Partner nicht wirklich zu mir steht.“
Garrett musterte sie ernst. „Es tut mir leid, dass du diese Erfahrung machen musstest, Sophia.“
„Wie sind wir überhaupt auf dieses Thema gekommen?“ Sie wollte nicht mehr über ihren Vater nachdenken oder reden.
„Ich habe nach deinem Vater gefragt, weil ich mich für dich interessiere. Hat er niemals versucht, das Verhältnis zwischen euch zu verbessern?“
Sophia dachte an das Testament von Argus Delaney. „Er hat Mom mit Geld überhäuft. Für ihn konnte man jedes Problem mit Geld lösen, also waren wir finanziell bestens versorgt.“ Sie machte eine kurze Pause. „Mom hat ihn immer geliebt, und ich habe ihn immer gehasst. Vermutlich sollte ich dankbar sein, aber das kann ich nicht. Bei seinem Tod hat er mir Geld hinterlassen. Ich will keinen Cent davon.“
„Er ist tot“, argumentierte Garrett milde. „Das Geld steht dir zu, Sophia. Dein Vater wird nie erfahren, ob du sein Erbe antrittst oder ablehnst. Warum nimmst du nicht einfach das Geld und genießt es?“
Entschieden schüttelte sie den Kopf. „Ich will nichts mit diesem Mann zu tun haben.“
„Mit deinem Erbe könntest du aber Gutes tun.“
„Ich werde es niemals anrühren!“
Garrett ließ einen Moment verstreichen. „Sophia“, begann er. Dann brach er ab.
„Was denn?“ Genau wie eben in der Werkstatt, dachte sie. Er hat irgendein Geheimnis.
„Ich schaue jetzt besser nach den Steaks.“ Garrett stand auf.
Während er zum Grill ging, fragte sich Sophia zum zweiten Mal an diesem Abend, was Garrett ihr hatte sagen wollen. Vielleicht will er mir zureden, das Erbe anzutreten. Genau wie Edgar.
„Das Fleisch ist fertig“, stellte er fest.
Sophia half ihm, Kartoffeln,
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