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Millie an der Nordsee

Millie an der Nordsee

Titel: Millie an der Nordsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Chidolue
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geht nur kaputt. Bei Sturm hilft nur, die Anorakkapuze festzuzurren.«
    Bitte schön. Kann Mama ja tun. Aber wozu hat Millie denn ihren tollen Schirm? Doch nicht nur zum Rumstehen.
    Das Fährschiff ist schon abfahrbereit. Sie müssen sich beeilen. Es wartet nämlich nicht stundenlang, weil es ja nur bei Flut fahren kann.
    Die Fähre wühlt sich ihre Bahn durch die See, aber siedarf nicht das Fahrwasser, ihre sichere Route, verlassen. Sonst bleibt sie stecken und wird ein Wrack, das man in vierhundert Jahren wiederfindet und in Zuckerwasser einlegen muss. Nee, nee, nee.
    »Könnt ihr denn auf euren Entenschuhen überhaupt laufen?«, fragt Papa.
    Aber klar doch. Auch wenn sich schon rote Striemen an den Füßen abzeichnen. Das muss man ertragen, wenn man toll aussehen will.
    Kann man denn die Heilig … die Hallig schon von hier aus sehen? Ja, dahinten am Horizont taucht ein Hügelchen auf. Eine Warft. Ob die groß genug ist, sie alle aufzunehmen, wenn es doch gefährlich werden sollte? Wenn der Blanke Hans kommt. Die Mordsee?
    Millie hat sich im Inneren der Fähre auf eine Sitzbank gekniet und starrt aus dem Fenster. Die Gischt beschlägt die Scheiben. Mist, dass sie jetzt nicht mehr so gut gucken kann. Außerdem juckt es sie. Na, wird wohl gleich wieder aufhören. Doch je mehr Millie versucht, das Jucken zu ignorieren , desto stärker wird es. Hinten am Nacken. Das ist ja nicht zum Aushalten.
    »Mami, guck doch mal, was da ist.«
    Mama hebt Millies Haarschwänzchen hoch.
    »Nix zu sehen«, sagt sie.
    »Kein Krabbeltier?«
    Mama dehnt auch noch den Kragen vom Pullover.
    »Nein, Schätzchen, da ist nichts.«
    Aber als Mama den Kragen wieder loslässt, fängt es auch noch an zu kratzen. Millie wird noch verrückt.
    Es ist das Pulloveretikett!
    »Ach ja«, sagt Mama. »Das ist aber auch ein starres Ding. Kein Wunder, dass es kratzt.«
    »Schneid es ab, Mami, schneid das Kratze-Etikett ab!«
    »Jetzt? Kannst du nicht warten, bis wir von der Hallig zurück sind?«
    »Nein, Mami, nein!«
    »Okay«, sagt Mama. Sie hat ihr Etui dabei, in dem Schere, Nagelfeile und Pinzette stecken.
    Anorak ausziehen. Mama dehnt den Kragen, aber sie kommt nicht an den Faden ran, mit dem das Etikett festgenäht ist.
    »Du musst den Pulli ausziehen, Millie.«
    »Hier?« Millie sieht sich um. Kann auch keiner gucken? Dort drüben, hinter der Säule, scheinen ein paar Leute zu sitzen. Millie kann aber nur deren Füße sehen, nee, die Schuhe von den Leuten: Sandalen, Turnschuhe, Gummistiefel. Ein Paar rote mit rosa Blümchen drauf. Aber Füße haben ja keine Augen. Deshalb streift sich Millie den Pulli über den Kopf, doch ihre Arme lässt sie sicherheitshalber in den Ärmeln stecken. Dannkönnte sie ruck, zuck wieder in den Pullover schlüpfen – falls es heikel werden sollte.
    Mama schnippelt den Faden vom Kratze-Etikett vorsichtig durch, schnipp, schnapp. Trudel schaut interessiert zu. So eine Fummelarbeit. Hoffentlich hat Mama eine ruhige Hand . Millie will kein Loch im Pulli haben.
    In dem Moment sagt jemand neben ihr: »Hey, du schon wieder.«
    Ach du meine Güte. Django! Und ausgerechnet jetzt ist Millie halb nackt. Wat für ’n Schietkrom!
    Sie schaut verlegen hoch.
    »Hey, du auch schon wieder«, murmelt sie. Das mit den roten Stiefeln dahinten hätte ihr eigentlich zu denken geben müssen. Die gehören bestimmt zu Djangos Mutter. Millie hat vor lauter Jucken nicht richtig geschaltet.
    Aber nun hält Mama endlich das Kratze-Etikett in der Hand. Und Millie kann ihren Pulli in Windeseile über den Kopf ziehen, schwips-schwups.
    »Fahrt ihr auch zur Hallig?«, fragt Django. Er übergeht einfach, dass er Millie im unpassenden Moment angesprochen hat. Dschentlmän!
    Millie nickt. Bleibt ihr ja nichts anderes übrig.
    Die kleine Schwester sagt: »Trudel fährt auch mit.«
    Da muss Django grinsen. Er sagt: »Na, du Kleine.« Ey, der ist ja wirklich schnuffelig. Und Trudelchen freut sich sehr.
    Und schon legt die Fähre an. Da, wo nichts ist. Nichts als plattes grünes Land. Nicht mal ein Rettungshügel in Sicht. Nichts. Hier ist das Ende der Welt. Nur Tausende von Vögeln rufen und kreischen und schreien.
    »Oooh«, sagt Papa. »Die reinste Natur.«
    »Na«, sagt Mama. »Hab ich zu viel versprochen?«
    Jetzt heißt es aber marschieren. Rucksäcke auf den Rücken, Hasilein umgurten.
    Djangos Mutter mit den roten Stiefeln stapft an ihrer Seite. Millies und Trudels Entenschnabelschuhe machen schlapp, schlapp, schlapp.
    »Die sind ja toll«, meint

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