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Millie an der Nordsee

Millie an der Nordsee

Titel: Millie an der Nordsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Chidolue
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machen. Es gibt einen Führer, der schon einige Leute um sich versammelt hat. Alleine durchs Watt laufen, ist viel zu gefährlich.
    »Moin, Moin«, sagt der Wattführer und stellt sich vor: »Ich bin Kalle.«
    M oin, Moin sagen die Nordfiesen morgens, mittags und abends. Es heißt so viel wie Guten Tag oder Grüß Gott .
    Der Wattführer besteht darauf, dass alle in der Gruppe barfuß laufen. Ach du Schreck! Weil man erstens mit Stiefeln im Matsch stecken bleiben kann und weil man zweitens durch Priele waten muss und das Wasser dann sowieso von oben in die Stiefel fließt.
    Priele? Was ist denn das?
    »Ein Priel ist ein Wasserlauf im Watt. Bei Flut ist ein Priel gar nicht zu sehen, aber bei Ebbe sieht er aus wie ein kleiner Fluss.«
    Und da muss man durch?
    »Wie hoch reicht denn das Wasser?«
    »Bei den Erwachsenen bis zu den Knien und bei kleinen Kindern bis zum Popo«, sagt Kalle und sieht Millie direkt an.
    Meint er etwa, dass Millie zu den kleinen Kindern gehört? Was sagt er denn dann zu Trudelchen?
    Das wird aber auch schnell geklärt. Trudel wird bei Gefahr von Papa getragen.
    Mama bindet die Stiefel an die Rucksäcke. Die bommeln jetzt auf ihrem Rücken hin und her.
    Hosen hochkrempeln. Und dann geht die Wanderung los.
    Wo sind die Kribbelkrabbel-Krabben?
    Die sind erst mal gar nicht zu sehen.
    Ein Mann in der Gruppe hat seinen Hund dabei. Guck mal, Trudel. Der läuft auch barfuß. Na, jedenfalls ist der Hund nicht Puttilein aus Sandpeter und das Herrchen nicht der blöde Klimpermann.
    Leider läuft der Hund genau hinter Millie. Wenn sie stehen bleibt, stößt der Hund immer mit seiner kalten, feuchten Nase in Millies Kniekehle. Kann der nicht aufpassen? Manno, das kitzelt doch!
    Zuerst geht die Wanderung noch über den Kniepsand, aber dann führt sie durchs Watt. Der schwarze Schlamm quietscht und quatscht zwischen den Zehen! Uäh! Uuuäääh! Das ist vielleicht gewöhnungsbedürftig .Und der Modder riecht auch noch! Ein bisschen wie Pups.
    Aber sonst ist hier nichts los. Dabei erzählt Kalle, dass es sich bei dem Watt um etwas ganz Besonderes handelt, das man schützen muss. Das nennt man Weltnaturerbe. Weil hier viel los ist, auch wenn man das auf den ersten Blick nicht sehen kann.
    Erzähl mal, Kalle.
    Aber Millie muss Geduld haben.
    Laufen, laufen, laufen. Ab und zu bleibt Kalle stehen. Hups, schon wieder stößt der Hund gegen Millies Beine. Kann der nicht gucken?
    Mit einem kleinen Sieb angelt der Wattführer jetzt Minischnecken aus dem Watt. Die liegen hier zu Millionen an der Oberfläche herum. Mit bloßem Auge kann man sie kaum erkennen. Aber sie hinterlassen Spuren auf dem Watt. Minischnecken-Straßen.
    Trudel interessiert sich nicht für Schnecken und auch nicht für Muscheln. Sie schaut unentwegt auf Millies Hund. Wann seine Schnauze endlich wieder gegen die Beine der Schwester stupst. Dann wandert ihr Blick blitzschnell zu Millie. Aber die nimmt dem Hund das nicht übel. Vielleicht ist es nur ein Annäherungsversuch . Vielleicht möchte er spielen. Er heißt bestimmt Stupsi.
    Millie mag Hunde. Mit Ausnahme von dem bescheuerten Puttilein.
    Aber jetzt muss sie aufpassen. Kalle erklärt eine ganze Menge.
    Was sind denn das für schwarze Spaghetti auf dem Meeresboden?
    Spaghetti?
    Irrtum!
    »Das ist das Aa vom Wattwurm«, sagt Kalle. »Der Wattwurm wohnt in einem U. Ein U hat einen Eingang und einen Ausgang. Der Wurm buddelt sich ein Loch und kriecht hinein. Er schluckt den Sand mit den Algen. Von den Algen lebt er. Den Sand kann er nicht gebrauchen. Alle halbe Stunde muss der Wurm aufs Klo. Runter durch die Röhre. Hintern raus und pups.«
    Mit einer kleinen Schaufel hebt der Wattführer einen Spaghetti-Haufen hoch.
    »Wer will mal eine Schaufel voll Aa in die Hand nehmen?«
    Iii! Nee!
    »Ist doch nur Sand«, behauptet Kalle. »Der Wurm hat den blitzsauber gemacht.«
    Na dann. Millie traut sich, Wattwurm-Aa in die Hand zu nehmen. Ist gar nicht schlimm. Ist ganz spannend. Weil sich sonst keiner traut.
    Und was man im Watt sonst noch alles sehen kann! Möwen, die auf dem Matsch herumtrippeln, bis eine Muschel an die Oberfläche kommt und von der Möwe verschluckt wird. Ganz schön clever. Und die können zwanzig Muscheln auf einmal verschnabulieren. Ihr Magen knackt die Muscheln auf und die Möwe kotzt später die kaputten Schalen einfach wieder aus.
    Kneifer-Krebse entdeckt Millie auch. Diese hier laufen seitwärts. Und sie tun einem gar nichts. Die haben Schiss vor den Leuten und machen, dass sie

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