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Millionär

Millionär

Titel: Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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einschläft und dann den ganzen nächsten Tag müde ist und nichts auf die Reihe kriegt! Und er hat Angst.«
    »Angst vor was?«
    »Das ist ein bisschen lächerlich, eigentlich.«
    »Er sollte mir's trotzdem erzählen.«
    »Also gut. Er hat Angst, dass chilenische Einbrecher in seine Wohnung kommen und ihn erwürgen. Deswegen schläft er falschherum im Bett mit den Füßen zum Kopfende. Dann würgen die Einbrecher nämlich zuerst die Füße aus Versehen und er kann die Zeit nutzen und den Chilenen mit seiner großen Ami-Taschenlampe auf den Kopf hauen!«
    Fast ein wenig mitleidig schaut mich Dr. Parisi an, dann lehnt er sich zurück.
    »Meine Güte!«
    Plötzlich hab ich ein wenig Angst, dass ich schwer krank sein könnte. So krank, dass ich nicht mal mehr nach Hause darf. So krank, dass sie mich mitnehmen in einem zweifarbigen Kleinbus, der mit viel Lärm durch die Stadt fährt und man mich wegschließt in einer kleinen Zelle mit wenig Licht und viel Psychopharmaka.
    »Wie sieht's mit dem Sozialleben aus? Freundin? Freunde? Er entschuldigt die Fragen, aber die sind wichtig.«
    »Freundin braucht er nicht, Freunde hat er, interessieren ihn aber nicht mehr.«
    »Warum?«
    »Die sind so anders .«
    »Er zieht sich zurück?«
    »Wenn Sie's so ausdrücken wollen - ja!«
    »Tut er Ihnen leid? So von außen gesehen?«
    »Irgendwie schon!«
    »Sagt ihm der Begriff Burnout etwas?«
    Ich richte mich auf.
    »Ja. Meinen Sie, dass ich, also er .«
    »Nach dem, was er mir erzählt hat, hat er ziemlich viel Stress im Job.«
    Ich schlucke.
    »Aber: Er hat gar keinen Job!«
    Dr. Parisi zieht seine Augenbrauen nach oben, kratzt sich am Kopf und schaut auf seinen Bildschirm.
    »Tatsächlich. Hab ich übersehen.« »Er hat natürlich trotzdem viel zu tun, muss sich um vieles kümmern und so.«
    »Natürlich.«
    Dr. Parisi tippt etwas in seinen Rechner, zieht ein Rezept aus seinem Drucker und reicht es mir. Ich lese laut vor.
    »Felis 650? Was ist das?«
    »Johanniskraut.«
    »Johanniskraut?«
    »Das ist eine circa ein Meter hohe Pflanze mit kahlem Stängel und gelben Blüten. Wächst in Europa, Asien und Nordamerika.«
    »Ich verrecke an Burnout im Endstadium und alles, was Ihnen einfällt, ist ein Kraut mit kahlem Stängel?«
    »Ich verschreibe das, damit er .«
    Jetzt ist es passiert. Mein Auge zuckt. Ich werde laut und knalle das Rezept auf Parisis Tisch.
    »Und hören Sie auf mit dem bescheuerten ER! Hier ist kein ER! Hier sind SIE und ICH! Sonst niemand. Verdammt noch mal, das gibt's doch nicht.«
    Kopfschüttelnd lehne ich mich zurück und habe plötzlich wieder Angst vor der Beklopptenklinik. Nach einer kurzen Pause lehnt Parisi sich nach vorne zu mir.
    Für einen kurzen Augenblick dreht Dr. Parisi sich zum Fenster und schaut hinaus, wahrscheinlich ist's so eine Art Entspannungsübung. Schließlich dreht er sich wieder zu mir und lächelt.
    »Ich benutze die dritte Person, damit die Patienten leichter und unbefangener über sich selbst sprechen können. So wie man über einen guten Freund spricht, dem man helfen will.«
    »Oh, das hat er nicht gewusst«, sage ich kleinlaut.
    »Das macht nichts. Er nimmt bitte zweimal zwei Johanniskrauttabletten jeden Tag. Und er möge nächste Woche wieder-kommen, dann haben wir auch seine Blutwerte, vielleicht kommt der Tinnitus ja von einer Entzündung.«
    »Ich kann Ihnen sagen, woher der Tinnitus kommt. Vom Trippeditrapp der Hummertussi und ihrer Frosch-Freundin und vom Tourette-Turm! Dong Dong Dong! Dingeling! Ding Dong! Ich sag nur Religionsfreiheit, wenn er weiß was er meint! Sie . Ich . MANN!!!«
    »Er nimmt vielleicht doch besser dreimal drei Tabletten jeden Tag.«
    Ich versuche mich zu entspannen.
    »Okay.«
    »Wichtiger noch als die Tabletten ist die Ruhe für ihn. Ich möchte, dass er sich entspannt. Er soll Sport machen, spazieren gehen, seine Freunde besuchen. Entspannungsübungen machen, meditieren, Yoga, was auch immer entspannt. Er muss mir versprechen, alles zu tun, um zur Ruhe zu kommen.«
    »Und Alkohol? Das entspannt ihn eigentlich am meisten. Wenn er sich wegballert!«
    »Ist vielleicht nicht das Ideale.«
    »Och. Schade.«
    Ich stehe auf und wir schütteln Hände. Dr. Parisi begleitet mich zur Tür. Vielleicht ist er ja doch nicht so ein Pfuscher wie ich anfangs gedacht habe.
    »Ihr Rezept haben Sie ja, am Empfang machen Sie bitte einen Termin für nächste Woche aus.«
    Ich stutze.
    »Meinen Sie jetzt ihn oder mich?«
    »Sie! Also ihn. Entschuldigung.«
    »Kein Thema.

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