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Millionär

Millionär

Titel: Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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mein Ohr nach oben. Ganz eindeutig: Schrittgeräusche!
    Tripptrapptripptrapp. Tripp. Tripptrapp.
    Wer läuft denn da um diese Zeit über mir rum? Ein Handwerker? Wellberg? Fred Astaire?
    Tripptrapp. Tripptripp. Tripp trapp trapp.
    Der Kenner hört sofort: das sind keine Stepp-, sondern Damenschuhe, weil nämlich Steppschuhe klickediklack machen und Damenschuhe Tripptrapp. Und da die Hummertussi noch nicht eingezogen ist, kann das dann ja nur heißen: Zwirbeljupp trapst in Frauenfummeln durch seine noch leere Wohnung!
    Das Schwein!
    Oder .?
    Ich springe aus meiner Couch wie ein Zirkuszwerg aus der Kanone und haste in die Küche, wo ich meine Nase ans Fenster presse. In der Garageneinfahrt steht der pinke Shopping-Panzer der Hummertussi. Die Sache ist klar: Das ist ein nächtlicher Späh-Angriff der 1. Tussendivision! Das macht Sinn nach der überraschenden Landung in der Ha-Long-Bucht. Heißt das jetzt Krieg? Oh Gott! Krieg! Ich hebe meinen Blick und starre in das trübe Nichts der Nacht. Hör ich schon Motoren? Sirenen? Ich hab so einen Krieg ja nie mitgemacht. Immer nur im Fernsehen hab ich ihn gesehen und dann noch in Schwarz-Weiß. Aber ich ahne: wenn er erst mal ausgebrochen ist, dann ist nichts mehr so wie es war. Dann wird das Unwichtige wichtig, das Unnütze überlebenswichtig und wenn alles, wirklich alles schief geht, dann kürzen die Fernsehsender die Budgets für Das perfekte Dinner oder Schmeckt's nicht gibt's nicht. Ich bin ja auch gar nicht eingestellt auf so einen Krieg. Meine Erbsenpistole aus dem Kindergarten ist irgendwo im Keller und das Mindesthalt-barkeitsdatum von meinem Erste-Hilfe-Kasten aus dem ersten Fiat Panda ist garantiert abgelaufen! Was ist mit Frischwasser? Antibiotikum? Kölsch?
    Beruhige dich, Simon! Morgen bist du beim Arzt, die eine Nacht schaffst du auch noch.
    Ich atme flach und schnell, als ich zurück ins Wohnzimmer gehe, um mich auf meine Couch fallen zu lassen.
    Ruuummss!
    Da ist es wieder! Dieses ratternde Grollen, das sich so anhört, als würde Catwoman eine ganze Betonwand zur Seite schieben, um in ihrem Ankleidezimmer Platz für einen neuen Schuhschrank zu machen. Dann wieder Schritte.
    Tripptrapptripptrapptripptrapp. Trapp. Trippedidtrapp.
    So laut und deutlich kann ich die Schritte hören, als kämen sie aus meinem eigenen Flur. Sicherheitshalber schaue ich nach. Er ist leer. Natürlich. Gerade als ich zurück ins Wohnzimmer will, klingelt es an der Wohnungstür. Ich nehme den Hörer der Türsprechanlage ab und muss ihn sofort einen halben Meter vom Ohr weg halten, weil mir eine schreckliche Frauenstimme ins Ohr springt.
    »Hiiii, Johanna, ich bin's, die Meredith!«
    Noch so eine Singsang-Sirene, die ihr >Hiiiii< länger streckt als eine Folge Desperate Housewives.
    »Hallo? Sie haben sich verdrückt, hier ist Simon Peters.«
    »Oh! Entschuldigung«, tönt es etwas weniger enthusiastisch aus dem Hörer und nach einer Sekunde des Nachdenkens: »Komisch, weil . ich hab auf die Klingel ohne Namen gedrückt!« »Dann drücken Sie bitte auf die andere Klingel ohne Namen! Es gibt zwei davon und die, die Sie gerade gedrückt haben ist meine.«
    Ich höre die Freundin der Hummertussi förmlich nachdenken durch die Sprechanlage. Wahrscheinlich guckt sie zum ersten Mal überhaupt die Klingeln an.
    »Ah ... stimmt. Hier sind zwei Klingeln ohne Namen! Tschuldigung!«
    »Macht nix, schönen Abend noch.«
    Mein Hörer hängt keine Sekunde auf der Türsprechanlage, als es wieder klingelt. Ich atme tief durch und nehme wieder ab.
    »Ja?«
    »Ich . ich HAB die andere Klingel gedrückt!«, beteuert die Frauenstimme fast ein wenig ängstlich.
    »Na toll. Und warum klingelt es dann bei mir?«
    »Weil . weil . ja keine Ahnung!«
    »Eben! Keine Ahnung! Also tun Sie mir einen Gefallen und klingeln Sie auf der anderen Klingel ohne Namen!«
    »Aber das hab ich!«
    »Dann nehmen Sie halt zur Abwechslung mal ne Klingel MIT Namen!«
    »Warum soll ich bei jemandem klingeln, den ich nicht kenne?«
    »Das haben Sie doch eben schon zweimal gemacht!«
    So. Mit dem letzten Satz hab ich sie drangekriegt. Statt einer Antwort höre ich nämlich nur ein nervöses Atmen.
    »Kann ich Ihnen vielleicht sonst noch irgendwie helfen?«, frage ich.
    »ICH HABE eben die zweite Klingel ohne Namen gedrückt! Wenn ich jetzt wieder die erste Klingel ohne Namen drücke, dann drehen Sie mir ja total durch!« »Ich dreh nicht durch, ich will nur nicht rausgeklingelt werden, wenn's nicht für mich ist«, antworte ich

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