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Millionär

Millionär

Titel: Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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völlig gefasst und mit ruhiger Stimme.
    »Vorschlag: Warum drücken Sie mir jetzt nicht einfach auf, dann gehe ich hoch zu meiner Freundin und klopfe an ihrer Wohnungstür.«
    »An MEINE Wohnungstür klopfen Sie?«
    »Jetzt wollen Sie mich aber auch falsch verstehen. Ich meine natürlich die Wohnungstür meiner Freundin.«
    »Gut. Ich mache Ihnen auf. Aber nur, wenn Sie versprechen, nicht mehr zu klingeln!«
    »Okay. Versprochen!«
    Augenrollend drücke ich die Tür auf und mein Auge an den Spion. Die Schritte im Treppenhaus werden lauter, jeden Augenblick muss die Freundin der Hummertussi um die Ecke biegen und damit direkt ins Blickfeld meines Spions. Tut sie auch. Aber sehen tue ich nichts, weil in dieser Sekunde das Flurlicht ausgeht.
    »Zwirbeljupp, du bist so eine Null!«, zische ich und beiße meine Zähne aufeinander.
    Und dann klingelt es bei mir.
    So.
    Jetzt isse fällig!
    Wütend reiße ich meine Wohnungstür auf, drücke auf den Lichtschalter und blicke direkt in die großen Augen des rothaarigen Jamba-Frosches aus dem Steakrestaurant. In der Hand hält sie eine Flasche Prosecco und zwei Gläser.
    »Tut mir leid! Ich dachte, die Klingel wäre das Licht!«, stammelt sie.
    »Sie haben aber versprochen, nicht mehr zu klingeln!«, zische ich.
    »Ich hab ja gesagt, ich dachte, die Klingel wäre das Licht!«
    »Aahh . Sie haben gedacht, die Klingel wäre das Licht! Frage: Fahren sie nachts auch hupend durch die Stadt, weil sie denken, die Hupe wäre das Licht? Ziehen Sie sich Handschuhe über den Kopf, weil Sie denken, der Kopf wäre die Hand? Oder binden Sie Ihre Möbel an eine Birke, weil Sie denken, der Baum wäre der Raum?«
    Der Jamba-Frosch antwortet nicht, sondern steht einfach nur da und schaut wie Honecker nach dem Mauerfall.
    »Äh. Nein!«
    »Na, dann passt ja alles. Dann tun Sie mir einen Gefallen und klingeln Sie einfach NIE WIEDER bei mir, einverstanden?«
    »Ich sag Ihnen was: sehr gerne.«
    »Wunderbar. Nur zur Sicherheit: Was machen Sie, wenn Sie Ihre Freundin besuchen wollen und im Treppenhaus bemerken, dass Ihr teures Designer-Kleidchen in Flammen steht?«
    Ich weiß, dass ich weit gehe, aber eine solche Lektion muss sein, sonst habe ich den gleichen Schlamassel morgen gleich wieder.
    »Is klar. Ich klingel nicht bei Ihnen«, lautet die genervte Antwort.
    »Richtig. Und wenn Sie mal Schüsse aus meiner Wohnung hören und Blut durch den Türspalt fließt? Was machen Sie?«
    »Nicht klingeln bei Ihnen!«
    »Atomkrieg? Erdrutsch? Grippe-Pandemie?«
    »Auf keinen Fall bei Ihnen klingeln!«
    »Super! Ich denke, das haben Sie begriffen. Dann noch einen schönen Abend!«
    »Ihnen auch.«
    Ich lasse die Tür ins Schloss fallen und mich selbst zurück auf die Couch. Natürlich trippt und trappt es wegen der plötzlichen
    Vermehrung des Tussentums nun doppelt so oft. Es trappt von links nach rechts und rechts nach links, an mir vorbei, über mich drüber und hinter mir weg. Dann höre ich einen Korken ploppen und ein lautes »Hihihihihihihiiii!«
    Wellberg, das ist keine Trittschalldämmung, das ist ein Lautsprecher! Es trippt und trappt, klickt und klackt noch eine ganze Stunde lang, während ich mir vorkomme wie eine Laborratte in einem Stressversuch. Als nach einer knappen Stunde und einem letzten Rumms endlich Schluss ist mit der Elsen-Party, mache ich mir erleichtert eine Flasche Bier auf und beobachte am Küchenfenster den vorläufigen Rückzug der 1. Tussendivision in ihrem roten Panzer. Dann drehe ich das Türschild des kleinsten Pubs der Welt auf »Open«, trinke weitere fünf Bier und erinnere mich dummerweise erst beim letzten daran, dass ich am Morgen ja meinen Arzttermin habe.
    DR. PARISI
    »Herr Peters? Hören Sie mich? Herr Peters?«
    Irgendjemand zieht an meinem Arm, tätschelt meine Wange. Ich nehme an, dass dieser irgendjemand zu der Stimme gehört, die gerade aus diesem tiefen Brunnen zu mir spricht. Ich öffne die Augen und schaue in das runde Gesicht einer besorgten Arzthelferin.
    »Herr Peters! Was machen Sie denn für Sachen?«
    Ich kann einfach nichts dagegen machen. Wenn jemand versucht, mir Blut abzunehmen, falle ich in Ohnmacht. Das war als Kind so, das war als Jugendlicher so und das ist auch jetzt noch so. Natürlich sage ich deswegen jedes Mal Bescheid, wenn ich meinen Arzt wechsle, doch die weiß gekleideten Helferinnen lachen mich dann immer nur aus und sagen Sachen wie »Ach, das geht schon!« oder »Ist nur ein ganz kleiner Pieks!« Nur ich allein weiß, dass sie zwei

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