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Millionär

Millionär

Titel: Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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Das würde ihm auch dauernd passieren.«
    »Wem?«
    »Ihm. Also mir.«
    DER SCHUBSER VON SÜLZ
    Der Stress ist mörderisch. Immer läuft man der Zeit hinterher. Doch wie soll er sich entspannen, wenn er wegen eines einzigen Arzttermins eine ganze Bürostunde verliert? Wenn er die gleiche Arbeit, für die er sonst drei Stunden hat, in nur zwei Stunden machen muss? Es ist schon kurz vor zehn, als ich die Tür zu Shahins WebWorld aufreiße und an meinen Rechner haste.
    »Sorry«, entschuldige ich mich atemlos, »er musste noch zum Arzt, kommt nicht mehr vor.«
    Shahin blickt aus einem neuen Buch hoch. »Wer?«
    »Ich! Mann! Dieser Parisi hat mich ganz rappelig gemacht.«
    »Wie gesagt. Mach dir keinen Kopf. Du kommst, wann du willst. Hab dir die Sieben freigehalten.«
    »Danke, Shahin. Ich weiß das echt zu schätzen.«
    Ich hab gerade mal Zeit, meine Mails abzurufen. Der Kundenservice von Sony-Ericsson schlägt mir vor, die Wörter »Arschkrapfen« und »Schnellfickerschuhe« manuell ins Handywörterbuch einzugeben. Diese schwedischen Schlaumeier! Wie man »Arschkrapfen« über Direkteingabe schreibt, weiß ich selbst, es ging darum, dass so ein wichtiges Wort nicht bereits ab Werk im Handy gespeichert ist. In der letzten mir verbleibenden Happy-Surf-Stunde informiere ich mich über den Shopping-Panzer meiner designierten Übermieterin Johanna Kicher-Else Stähler. Was ich schnell rauskriege: Es ist ein Hummer H2. Was die technischen Daten angeht - sagen wir so: Vor dem Biosupermarkt sollte sie damit vielleicht nicht parken, der Verbrauch liegt nämlich bei 19 Litern auf hundert Kilometer. Mal abgesehen davon, dass so ein Hummer auf der gleichen Distanz mal eben dreißig Kilo Kohlendioxid in die Atmosphäre bläst. Da genügt schon das Berühren des Zündschlüssels, um das Erdklima um drei Grad nach oben zu treiben. Eine einzige Runde um den Block und zehn Tierarten sterben aus. Aber was soll man sagen, wer 70000 Steine für ein Auto hinblättert, der kann wenigstens verlangen, dass es wegen der Gletscherschmelze die Niederlande wegspült. VOR der nächsten Fußball-EM!
    »Simon. Wir haben zwölf Uhr jetzt. Willst du für drei Euro die Stunde weitersurfen?«
    »Geizkragen!«
    »Bichareh!«
    Widerwillig logge ich mich aus, packe meine Tasche und verabschiede mich von Shahin.
    »Mahlzeit, Shahin!«
    »Tschüss Simon, bis morgen!«
    Meine »Mahlzeit« besteht heute aus einem zu Hause mit viel Liebe in den Ofen gestellten Schlemmerfilet Blattspinat. Ich ziehe mir gerade einen Teller aus dem Schrank, als es an der Tür klingelt. Mann!
    »Profi-Küchen Zack. Ich komme zum Ausmessen!«, trötet es zackig durch die Sprechanlage.
    »Wie bitte, was?«
    »Wegen der Küche!«
    Ich nehme kurz den Hörer zur Seite und schaue blöd in den Flur, um mich zu sammeln. Dann bewege ich ihn zurück ans Ohr.
    »Wo . haben Sie denn geklingelt?«
    »Na, auf der Klingel ohne Namen!«
    Okay. Ich hab's kapiert. Offenbar stimmt was mit den Drähten nicht. Typisch Zwirbel-Jupp. Halbes Jahr im Lappenclown-
    Kostüm Karneval feiern, aber keine Klingel angeschlossen kriegen!
    »Hallo?«
    »Jaha!«
    Ich drücke auf und stelle, natürlich rein zufällig, eine Tüte mit Pfandflaschen ins Treppenhaus, man muss ja schließlich wissen, wer da so kommt. Es ist ein junger blasser Kerl mit schmalem Gesicht und Werkzeugtasche, der sich energisch die Treppe hochschwingt.
    »Guten Tag, Hans von der Firma Profi-Küchen Zack!«
    »Ach .«
    Noch bevor ich reagieren kann, drückt sich Schmalhans Küchenmeister an mir vorbei und schreitet zielgerichtet in meine Küche. Für einen Augenblick stehe ich etwa so dämlich im Treppenhaus wie Tim Mälzer vor einer Tiefkühlpizza. Dann folge ich dem nassforschen Handwerker in die Küche, wo dieser in grübelnder Pose vor meinem Chaos aus Topftürmen und Pizzaschachteln verharrt. Schließlich regt sich Schmalhans Küchenschrauber doch noch und kratzt sich am Kinn.

»Die >Modoplus Manhattan< kriegen Sie hier aber nicht rein. Und 'nen Mittelblock schon gar nicht!«
    Ich starre ihn an.
    »Können Sie mir vielleicht in einem oder zwei kleinen Sätzen erklären, was um alles in der Welt Sie hier wollen?«
    Treffer. Denn jetzt starrt er mich an.
    »Ihre Küche ausmessen?«
    Ich deute stumm auf die 599-Euro-Küche, die mein Vermieter vor Jahren hat einbauen lassen.
    »Und was ist das, Ihrer Meinung nach?«
    »Ihre alte Küche?« »Falsch. Meine jetzige Küche. Es ist vielleicht keine tolle Küche und vielleicht ist sie auch nicht

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