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Millionär

Millionär

Titel: Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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besonders gut aufgeräumt, aber es ist meine Küche. Ich finde sie klasse und völlig ausreichend. Quizfrage: Warum sollte ich die von Ihnen vermessen lassen?«
    »Also, Ihre Frau .«
    »Ich hab keine Frau!«
    Reichlich verwirrt blickt sich der Küchenmensch bei mir um, als suche er in der Wohnung nach Indizien für eine Frau. Dann blättert er in seinem Auftragsbuch.
    »Aber ich bin hier schon richtig in der Sülzburgstraße 138, oder?«
    »In der Sülzburgstraße 138 ja, aber richtig nicht.«
    »Ich bin nicht richtig?«
    »Richtig! Denn wenn Sie richtig wären, hätte ich ja eine Küche bestellt.«
    »Haben Sie nicht?«
    »Nein!«
    »Und Ihre Frau?«
    »Ich habe keine Frau. Keine. Das buchstabiert sich Kröte, Einzeller, Inselaffe, Nichtschwimmer und Eimer. Keine Frau!«
    »Sie sind nicht Herr Stähler?«
    »Nein.«
    »Und es wohnt auch keine Frau Stähler hier?«
    »Schauen Sie sich in Ruhe um. Wenn Sie eine Frau finden, sagen Sie bitte Bescheid, ich bin nämlich Single.«
    Ganz offensichtlich steigt bei Küchenmeister Zack die Verwirrung mit jedem Wort von mir.
    »Mhhh .«
    Ich lege meine Hand auf seine Schulter und begleite ihn behutsam Richtung Tür.
    »Und wenn ich Sie wäre, dann würde ich jetzt schön um die Ecke ins Cafe gehen und einen lecker Milchcafe trinken. Danach können Sie dann ganz in Ruhe zurück in Ihre chaotische Firma fahren und den Auftrag stornieren.«
    »Aber ich bin mir relativ sicher, weil mein Kollege persönlich mit der Frau Stähler ...«
    Wir sind schon fast im Treppenhaus.
    »Aber das ist alles nicht schlimm. So was passiert. Wir alle werden mit so vielen Informationen bombardiert jeden Tag, Telefonanrufe, Mails, Pin-Codes, schlecht gemachte Trailer für deutsche Kinokomödien ... da passiert auch mal ein Übermittlungsfehler.«
    »Wo ist das Cafe, sagten Sie?«
    »Wenn Sie aus der Wohnung kommen, rechts und dann die Berrenrather Straße hundert Meter stadteinwärts.«
    »Okay. Danke. Und entschuldigen Sie das Missverständnis.«
    »Kein Thema. Schönen Tag!«
    »Ihnen auch.«
    Was für ein Idiot. Er hätte ja zumindest mal nach dem Pent-house fragen können. Oder ob es eine Frau Stähler gibt. Wer blöd fragt, kriegt halt auch blöde Antworten. Ich schließe die Tür und schmunzle mich zurück in die Küche, wo ich den Bräunegrad meines Schlemmerfilets überprüfe. Meinen Teller stelle ich zurück in den Schrank, weil das Schlemmerfilet ja schon einen Teller hat. Dann schaue ich noch einmal in den Ofen. Noch zwei Minütchen, dann werde ich es aus seiner Hitzehölle befreien und aufessen. Denke ich mir so. Doch es klingelt wieder an der Tür. »Maaaaaaaaaaannnnn!«, stöhne ich laut. Warum akzeptiert denn hier keine Sau, dass er seine Ruhe braucht!?
    »Jaaaa?«, nöle ich in die Sprechanlage, doch statt einer Antwort klopft es an der Tür.
    Ich öffne und stehe direkt vor der blondierten Königin der Unterschicht. Sie strahlt mich an, als träfe sie auf ihren 1977 im Ikea-Kinderparadies verlorenen Sohn.
    »Hiiiiiiiiiii! Ich bin Ihre nagelneue Nachbarin!«, schrillt es in von Sinnen gleicher Lautstärke durch den Hausflur. Ich drücke eine dünne Hand mit relativ viel Schmuck und zwinge mich zu einem freundlichen Gesichtsausdruck. Meine nagelneue Nachbarin sieht aus als käme sie gerade von einem Schneehasen-Fotoshooting beim Playboy: Pink-weiße Skijacke, bunte StrickBallonmütze mit Reh-Applikation und grelle Besorg's-mir-Boots mit goldenem Felleinsatz.
    »Ich wollte mich nur kurz vorstellen, weil ... ich zieh ja bald über Sie. Mein Name ist Stähler. Johanna Stähler.«
    Und mein Name ist Bond. James Bond. Gleich drücke ich auf den Knopf meiner High-Tech-Uhr und jage dir einen pulsierenden Polonium-Pfeil in die Häkelhaube. Ich nuschle ein leises »Simon Peters« in den Flur und schüttle ein eiskaltes Händchen dazu.
    »Ist Ihnen kalt oder haben Sie gerade was aus dem Eisfach geholt?«
    Ein blondes Fragezeichen legt sich über das Gesicht meiner Nachbarin.
    »Versteh ich nicht.«
    »Na, weil Sie so kalte Hände haben.«
    »Aber welches Eisfach? Ich ziehe doch erst ein.«
    »Vergessen Sie's.«
    »Wenn Sie meine Winterklamotten meinen: Ich bin doch auf dem Sprung nach St. Moritz, wegen so 'nem Meeting und weil ich nun mal 'ne verfrorene Person bin, hab ich mir gedacht: Johanna, zieh dich warm an!«
    Das würde ich ihr auch sonst empfehlen. Schon mal wegen der Stimme. Klingt irgendwie, als würde sie sich nach jedem Satz von irgendwoher Helium ziehen.
    »St. Moritz?«
    »Kennen

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