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Millionär

Millionär

Titel: Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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dieser Annabelle Kaspar gerne am Telefon gesagt, dass sich ihr alter Bekannter erinnert hat.
    »Hab einen schönen Feierabend.« Aset lächelt, ich trete mit Bier und Falafel aus dem winzigen Kiosk.
    »Du auch«, entgegne ich, schließe die Tür und trotte über den feuchten Asphalt in Richtung Wohnung. Eine Minute später stehe ich wieder im Kiosk.
    »Die wollte immer Ketchup auf die Falafel! Eine Studentin ist das! Oder - gewesen.«
    Asets Kopf taucht im Perlenvorhang hinter dem Tresen auf. Er strahlt.
    »Ketchup auf Falafel? Ja, da erinnere ich mich. War aber lange nicht mehr hier. Freundin von dir?«
    Ich bin ein wenig verdutzt über Asets Freude.
    »Na ja ... >Freundin< ist jetzt vielleicht ein bisschen übertrieben, aber .«
    »Dann warte kurz!«
    Aset verschwindet im Lagerraum, ich höre ihn Getränkekästen verschieben und Kartons öffnen. Schließlich taucht er mit einer einfachen beigen Stofftasche wieder auf und gibt sie mir.
    »Hier. Ich wollte schon wegschmeißen. Die hat sie vor fast einem Jahr liegen lassen, ganz beschwipst war sie von einer Party. Vielleicht kannst du ihr das geben?«
    Ich nehme die Tasche, sie ist leicht, fast so als wäre sie leer.
    »Geb ich ihr!«, sage ich und wünsche Aset nochmal einen schönen Feierabend. Auf der Straße schaue ich in die Tasche. Drin ist ein Fläschchen Glitter-Haarspray Gold, ein hellblauer Spitzhut, wie ihn Zauberfeen tragen, und ein Stoff-Frosch mit einem Klettband am Hintern.
    SCHIEFLAGE
    Es ist nach ein Uhr nachts und ich rotiere in meinem Bett wie eine irre Rennmaus in einem Hochgeschwindigkeits-Laufrad. Je länger ich mich hin und her werfe, desto sicherer bin ich mir, dass ich nie wieder in meinem Leben schlafen werde. Auch die roten Ziffern meines Retro-Radioweckers scheinen von Minute zu Minute größer und bedrohlicher zu werden. Wenn ich nicht aufpasse, findet man mich in ein paar Wochen tot in meinem Bett: erschlagen von einer riesigen Zwei. Wenn ich doch wenigstens Annabelle erreicht hätte! Mindestens dreißig Mal habe ich bei der Verbraucherhotline angerufen, um sie über den Frosch zu informieren. Immer waren irgendwelche Maier, Müller und Schmidts dran. Mit einem Auge und auf dem Bauch liegend schiele ich auf den Wecker. Schon halb drei! Wenn ich IN DIESER SEKUNDE einschlafe, dann könnte ich noch volle vier Stunden pennen. Warum habe ich mich auch breitschlagen lassen, die Luxustrulla-Möbelpacker ins Haus zu lassen? Das muss man sich mal reintun: Die Tante ist noch nicht mal im Haus, da bringt sie schon meinen Rhythmus durcheinander. Wenn ich nur mal abschalten könnte, entspannen. Wo er doch die Ruhe braucht.
    02:46 Uhr, Seitenlage. Seltsam, die Sache mit der FroschTüte. Vielleicht war's ja ein Geschenk? Oder 'ne Karnevalsverkleidung . Aber die hat man doch normalerweise an und nicht in 'ner Tüte!
    02:55 Uhr. Rückenlage ohne Kopfkissen. Wenn man sich's mal so überlegt, dann ist das völlig klar: Phil hat nur so viel Kohle wegen seiner großen Klappe. Eigentlich kann er gar nichts!
    02:59 Uhr. Rückenlage mit Kopfkissen. Faustschläge treffen das unbenutzte Nachbarkissen. Phil kann so was von nix, dass es ihm eigentlich peinlich sein müsste. Ich kann eigentlich auch nix. Aber warum zum Teufel hat er dann Geld und ich nicht? Mist! Gleich drei Uhr.
    03:00 Uhr. Bauchlage. Drei Uhr! Kein Wunder, dass ich wach liege, wenn ich dauernd auf die Uhr gucke. Ich dreh den Wecker um!
    ??:?? Uhr. Embryonal-Lage. Wie viel Uhr es jetzt wohl ist? Also, rein vom Gefühl her habe ich den Wecker so vor zehn Minuten umgedreht. Könnte aber auch schon ne Viertelstunde her sein. Mann!!!
    03:04 Uhr. Rückenlage mit zwei Kopfkissen. Wenn ich um halb vier immer noch wach liege, dann stehe ich auf und mach mir einen schönen Siebträgerkaffee mit einem brandneuen Pad.
    03:20 Uhr. Stabile Seitenlage. Ich könnte mich bei Gottschalk anmelden und wetten, dass ich an der Temperatur der Kaffee-pads erkenne, wann genau der Kaffee gemacht wurde!
    03:28 Uhr. Sterbebett-Lage mit auf der Brust verschränkten Armen. Noch zwei Minuten bis zum Kaffee. Das schaffe ich nie, dass ich bis dahin noch einschlafe.
    03:30 Uhr. Beine zur Decke. Ich will überhaupt gar keinen Kaffee. Moment mal ... zuckt da mein Auge? Das geht doch jetzt nicht auch noch nachts los, oder?
    03:47 Uhr. Kopf unter dem Kopfkissen. Wie lange geht eigentlich schon dieser Konflikt in Afghanistan? Und wollte ich nicht nachprüfen, ob in der Buchstabensuppe auch alle Buchstaben des Alphabets sind?
    03:50 Uhr.

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