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Millionär

Millionär

Titel: Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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Kunz reich zu machen. Da frag ich lieber jemanden, der das Geld echt gebrauchen kann.«
    »Ich weiß nicht .«
    »Bitte Flik. Wenn ich das Geld nicht kriege, dann .«
    »Dann was ...?«
    »Schon okay. Ich würd's mir auch nicht geben.«
    Wir schweigen für einen kurzen Augenblick, schließlich stehe ich seufzend auf und klopfe Flik auf die Schulter.
    »Mach dir keinen Kopf. Ich ... ich kriegs irgendwie anders.«
    Als Flik sein Glas abstellt und »Schatz?« in Richtung Schlafzimmer ruft, weiß ich, dass ich es von ihm bekomme.
    Gegen fünf Uhr schlüpfe ich ins Bett. Von oben höre ich noch immer vereinzelte Stimmen und Gekicher von der Party. Der Schäferhund ist entweder gegangen oder liegt mit Hüftschaden auf der Designercouch. Wenigstens läuft wieder Robbie Williams statt Roger Cicero. Ich spiele trotzdem kurz mit dem Gedanken, die Hauptsicherung im Keller rauszudrehen, schlafe dann aber doch bei dem süßen Gedanken ein, Johanna schon sehr bald die Kündigung zu überreichen. Am liebsten bei Kilometer 28 eines dreistündigen Dauerlaufs im Stadtwald.
    flash gordon
    Endlich Montag. Ich nehme meine alte 8 Uhr 46 Bahn und treffe Flik vor seiner Bank, wo er mir schweren Herzens die zehntausend Euro in einem Sparkassenumschlag überreicht. Umso motivierter bin ich, dem armen Kerl bald jeden einzelnen Cent zurückzuzahlen.
    »Was machst du denn jetzt damit?«, fragt Flik und es tut mir in der Seele weh, dass ich es ihm immer noch nicht sagen kann. Also sage ich nur »Ich investiere!«, umarme ihn kurz und fahre zum mehr als erstaunten Wellberg, dem ich den Geldpacken in die Hand drücke. Zum ersten Mal fühle ich so etwas wie einen kleinen Triumph. Und als dann noch Johanna grußlos an mir vorbeirauscht und in ihren Hummer steigt, gelingt es mir sogar zum ersten Mal, ihr einen schönen Tag zu wünschen.
    Eine halbe Stunde später reiße ich die Türen zur WebWorld auf, haste an einem stummen Shahin vorbei und lasse mich mit einem energiegeladenen »Okay« auf Stuhl von Rechner Nummer 7 fallen. Shahin, der mit irgendeinem Fischbuch sprachlos hinter seinem Tresen sitzt, schaut mir nach als wäre gerade Eisbär Knut mit einem Kamerateam in sein Cafe gekommen.
    »Simon?«
    »Keine Zeit!«
    Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis sich der blöde Browser öffnet und ich trommle hummertussengleich auf den Tisch dabei. Shahin, der sein Buch inzwischen weggelegt hat, nähert sich langsam meinem Platz.
    »Was ist los, Simon?«
    »Nichts! Lass mich in Ruhe. Ich muss arbeiten.«
    Und natürlich blitzt in meinem rechten Augenwinkel Shahins Kopf auf.
    »Doch, da ist was!«
    Den hab ich jetzt an der Backe, da hätte ich besser aufpassen müssen. Mist!
    »Okay! Ich sag's dir, wenn du mich heute den ganzen Tag umsonst surfen lässt!«
    »Uhhhhh!«
    Typisch: Jeder Cent Verlust führt zu körperlichen Schmerzen. Doch Shahins Neugierde ist stärker und nur deswegen macht er ein neues Angebot.
    »Okay, bis 16 Uhr frei surfen, wenn du's sagst!« »19 Uhr!« »17 Uhr!«
    »18 Uhr und keine Minute weniger!«
    Wir schlagen ein.
    »Okay. Was ist los?«
    »Ich werde Millionär, Shahin.«
    »Du?«
    »Ja, ich. Ich brauch exakt eine Million Euro und hab zwei Wochen Zeit. Und jetzt recherchiere ich, wie man Millionär wird. Also bitte lass mich in Ruhe, ich brauche jede Sekunde.«
    Die explizite Antwort hätte ich mir sparen können. Weil Shahin noch immer nicht über das Wort »Millionär« hinweggekommen ist, wie ich an seinem spitzbübischen Schmunzeln sehen kann.
    »DU wirst Millionär?«
    Ich fixiere meine Tastatur und beiße die Zähne zusammen. Warum geht er nicht einfach wieder hinter seinen 1000-und-eine-Nacht-Tresen und blättert in seinem Buch?
    »Ja. Ich werde Millionär. Und du nicht.«
    Ich versuche Shahin zu ignorieren und tippe das Wort »Millionär« in die Google-Suchzeile. Dann drücke ich die Entertaste. Es erscheinen mindestens zehn Links zu Günther Jauch. Hinter mir ringt Shahin nach Luft, doch ich mag gar nicht hinschauen.
    »Miiilllionär! Er gibt >Millionär< bei Google ein!«, prustet es aus ihm heraus.
    Ich hole tief Luft, schließe die Augen und zische »Shahin, es reicht!«
    Doch statt aufzuhören schnappt sich Shahin den Bürostuhl des Nachbarrechners und rollt neben mich.
    »Simon. Tipp doch mal: >Wie werde ich Millionär?««
    Shahin fängt sich einen ziemlich giftigen Blick meinerseits.
    »Willst du nicht vielleicht wieder lesen?«
    »Nein. Hier ist's viel spannender. Jetzt tipp doch mal >Wie werde ich Millionär?