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Millionär

Millionär

Titel: Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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nicht?«
    »Weil ich dat Haus verkaufe. Komplett mit allem Drum und Dran.« »Is nich' wahr?«
    Ich drücke die Zigarette aus.
    »Mir is dat übber der Kopp jewachsen mit dem Haus. Ich bin ja auch schon neunundfuffzich. Ich ziehe bei meine Sohn nach Wien. Da kann ich de Enkelcher sehen un et mer jut jehen lassen!«
    »Was . kostet denn . so ein . also dieses Haus?« »Ja, Se werden sich dat nit leisten können, Herr Peters.« »Ich würd's trotzdem gerne wissen.« »Ein Million.« »Was?«
    Karl-Heinz rettet mit einem weiteren Herrengedeck.
    »Han ich Kölsch geschwaadt? EIN MILLION! Is alles topsaniert, jute Lage, achthundert Quadratmeter Fläche ...«
    Schnapsgesicht!
    Eine Million.
    Während Zwirbeljupp so redet, kommt mir ein seltsamer Gedanke. Ich muss an mein 86er Pontiac Firebird-Tagebuch denken. An Johanna und an meinen Putzhandschuh. An den Snowboard-Urlaub und auch an Annabelle. Vielleicht sind ja nicht nur Wirte unterfordert. Vielleicht bin ich es ja auch! Vielleicht arbeite ja auch ich am unteren Ende meiner Möglichkeiten. Vielleicht sage ich deswegen:
    »Ich kaufe es!«
    Es ist als fiele die gesamte Kneipe in eine Zeitlupe. Wellbergs Gesichtsausdruck schwankt zwischen Amüsement und Schock. Ich nutze die Gesprächspause, um meine Aussage zu unterstreichen.
    »Ich kaufe es und schmeiß sie raus. Dann hab ich endlich meine Ruhe, kann wieder duschen, pennen und Dokus gucken!«
    Im Gegensatz zu Wellberg hab ich keine Ahnung, welcher Teil meiner Aussage einen Witz enthielt. Er prustet nämlich laut los.
    »SIE kaufen dat Haus! Für EIN Million? Entschuldijung, aber dat es wirklich jeck.«
    Zitternd vor Lachen wendet er sich an Karl-Heinz, der gerade mit der nächsten Runde anrückt.
    »Karl-Heinz. Häs de gehoot? Dä junge Mann hee op Hartz IV kauf mi Huus!«
    Schmunzelnd nimmt Karl-Heinz meine leeren Gläser weg und ersetzt sie durch neue. Dann klopft er mir auf die Schulter und reicht mir ein Kölsch.
    »Hier, meine Jung, mach die Fütze weg!«
    Nicht schon wieder Mitleid, meine Herrschaften! Ich schiebe das Glas beiseite und tippe den immer noch kopfschüttelnden Wellberg an.
    »Wann wollen Sie denn verkaufen?«
    »Jetz bleiben Se mal om Teppich. Se kriejen doch nit emal en Finanzierung für e Puppenhaus zusammen!«
    »In vier Wochen? In zwei? Noch früher?«
    Ein wenig ratlos wendet sich Wellberg an den zapfenden KarlHeinz.
    »Er meint et ernst, Karl-Heinz.«
    Doch der zuckt nur wortlos mit den Schultern und stellt seinen Kölsch-Kranz ab.
    »Herr Wellberg! Ich krieg das hin. Ich hab mindestens zweimal in diesem Jahr meine Miete pünktlich bezahlt!«
    »Stimmp. Seit de Arbeitsajentur de Miet übbernommen hat, kommp se pünklich!«
    Wellberg sieht nicht so aus, als würde er mir eine Chance geben. Ich würde mir auch keine geben, ehrlich gesagt. Wellberg sieht nicht mal so aus, als wolle er noch länger über das Haus sprechen.
    »Bei allem Respek. Ich seh nit, wie Sie in . ich sach emal, in en Position kommen könnten, die Ihnen erlaub, dat Haus zu kaufen.«
    Ich beiße mir von innen auf die Wangen und schaue angestrengt durch den Raum. Irgendwas muss ich mir einfallen lassen, dass er mir glaubt.
    »Ich vielleicht nicht, aber meine Eltern. Die haben so einiges auf der Bank, die könnte ich fragen!«
    »Wenn Ihr Eltern so viel an de Füß haben, Herr Peters, warum müssen Se dann so mit Ihrem Jeld knapsen?«
    Ein wenig betreten schaue ich zu Boden und lüge.
    »Weil . die immer noch denken, dass ich einen Job habe!«
    Zumindest ist Wellbergs Lächeln verschwunden.
    »Oh! Tut mer leid.«
    »Bitte, Herr Wellberg! Geben Sie mir eine Chance. Setzen Sie eine Frist und wenn ich das Geld dann nicht habe, dann . verkaufen Sie's irgendwem!«
    Wellberg nimmt einen besonnenen Schluck Kölsch, zündet sich eine Zigarette an und bläst den Rauch durch die Spirituosen, die über uns im Regal stehen.
    »Also jut, Herr Peters. Dat mit de Eltern hat mich übberzeuch. Trotzdem brauch ich en Sicherheit!«
    Aufgeregt rutsche ich auf meinem Hocker hin und her.
    »Jede Sicherheit, die Sie wollen!«
    Ich denke nicht, dass Wellberg sich über meine Eltern informiert. Das wäre schlecht, denn die fahren einen sieben Jahre alten Ford und wohnen in einer einfachen 3-Zimmer-Mietwohnung in Dortmund. Ich bin unglaublich aufgeregt.
    »Dann bräuch ich von Ihnen en Reservierungsjebühr von zehntausend Euro. Die verrechne mer, wenn Se kaufen. Wenn Se nit kaufen, is et Jeld kapodd.«
    »Zehntausend Euro? Die >kapodd< gehen, wenn ich >nit

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