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Millionär

Millionär

Titel: Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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oben anzuklicken. Gleich neben dem Link zu Rezepten, die in Frage kommen für den Sommerabend - vom »Toby Confit« bis zum Hasenpfeffer. Und neben dem anderen, in dem sie Rechtliches erörtern: Toby sei ihr Eigentum, und es sei erlaubt, Kaninchen zu schlachten und Spenden zu kassieren. Erpressung? Dazu müßte ein Mensch oder sein Besitz bedroht sein. Andere dagegen würden fragen, ob die Spenden steuerlich absetzbar seien. Antwort: Nein, man sei ja eben »keine Non-Profit-Organisation«.
    »Unfassbar!«, sage ich und klicke den Link zur Original Kaninchenseite. Dort springt mir ein süßes Kaninchenfoto ins Auge und die Überschrift: Toby has finally been saved!!!!!
    »Gott sei Dank!«, stöhnt Shahin. »Toby lebt!«
    Ich atme tief durch und lehne mich zurück.
    »Kannst du Seiten programmieren, Shahin?«
    »Kennst du nicht meinen nickname bei heise.de?«
    »Woher sollte ich den kennen, ich kenn ja nicht mal heise.de!«
    »Flash Gordon!«
    »Und das bedeutet?«
    »Dass ich dir auch Flash-Seiten bauen kann.«
    »Shahin, mal angenommen, ich würde auch so was machen wie savetoby.com. Mit irgendeinem anderen Tier. Bis wann hättest du die fertig programmiert?«
    »Ha! Willst du auch ein Tier fangen und essen?«
    »Bis wann, Shahin?«
    »Bis morgen, wenn wir fifty-fifty machen.«
    Irgendwie habe ich den Eindruck, dass Shahin seit einem Jahr auf exakt diese Frage gewartet hat.
    »Einverstanden!«
    Wir diskutieren insgesamt zwei Stunden über Funktion und Aussehen der Seite. Dann steht das Konzept. Bester Laune trete ich nach draußen auf die Straße, ziehe mein Handy aus der Jacke und wähle Fliks Telefonnummer. »Flik? Wegen der Geschäftsidee. Ich kann's dir jetzt sagen. Und: Hast du in deiner Mittagspause schon was vor?«
    rettetsascha.de
    Flik und ich stehen am Aachener Weiher, einem viereckigen City-Tümpel mit dem ein oder anderen Fleckchen Wiese herum. Ich habe Shahins Digitalkamera in der Hand und Flik Schweiß auf der Stirn.
    »Erklär's mir nochmal bitte, ich glaub, ich bin zu blöd!«, ächzt er.
    »Okay. Wir machen das ganz genau so wie die KaninchenJungs. Internetseite. Spenden-Button. Deadline mit dem großen Schlachtfest. Es gibt nur zwei Unterschiede: 1. wir nehmen einen Schwan, kein Kaninchen und 2. wir kidnappen ihn nicht, sondern ich mache nur ein Foto.«
    Trotzig stemmt Flik seine Hände in die Hüfte.
    »Moment mal. Wenn du ein Foto machst, wer fängt denn dann den Schwan?«
    »Du!«
    »Im Leben nicht.«
    »Flik! Du darfst nicht vergessen: Es geht um dein Geld!«
    Ein riesiger Typ mit winzigem Hund quatscht sich mit seinem Handy an uns vorbei und wir treten einen Schritt zur Seite. Flik wischt sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn und schaut ängstlich in Richtung eines Schwanenpaares am Ufer des Weihers. Schließlich wendet er sich mir wieder zu, mustert mich und sagt:
    »Warum nimmst du für die Aktion nicht einfach ein Foto aus dem Internet, also von einem Schwan?«
    »Weil ich keine Lust habe, von Paulas Jura-Schmierwurst wegen Verletzung des Urheberrechts verklagt zu werden.«
    »Warum nimmst du überhaupt einen Schwan?« »Ich hatte eben eine Zwei-Stunden-Diskussion darüber, ich hab keinen Bock mehr das zu erklären.«
    »Simon, ich möchte bitte mein Geld zurück.«
    »Was?«
    »Das Geld. Die zehntausend Euro. Du hast gesagt, es sei für 'ne tolle Geschäftsidee.«
    »Aber das hier ist eine tolle Geschäftsidee!«
    »Wir essen einen Schwan, wenn die Leute keine hunderttausend Euro spenden? DAS ist deine Geschäftsidee?«
    »Ach Schnuff!«
    »Halt die Klappe, du Idiot!«
    Flik hört gar nicht mehr auf, mit dem Kopf zu schütteln, vielleicht sollte er sich von Dr. Parisi mal auf Autismus testen lassen.
    »Du hast das Geld nicht mehr, oder?«
    Ich presse meine Lippen zusammen und senke den Blick. Dann sage ich kleinlaut:
    »Nein, ich hab's nicht mehr.«
    Flik schließt seine Augen und hält die Luft an. Seinen rasenden Puls kann man an den Schläfen förmlich sehen.
    »Das Geld steckt schon in der Webseite, Flik. Ich hab's schon investiert. Vertrau mir!«
    Er öffnet seine Augen.
    »In die Internetseite hast du investiert?«
    »Ja!«
    »Wer programmiert die denn?«
    »Shahin?«
    »Aus dem arabischen Webcafe in der Zülpicher Straße?«
    »Persisches Webcafe. Und es ist in der Moselstraße.«
    »Für zehntausend Euro?« »Hey, Flik! Sie nennen ihn Flash Gordon bei heise.de! Wo gehste denn hin?«
    Ich folge Flik zu einer feuchten Parkbank am Rande des Weges.
    »Ich muss mich

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