lache ich, »ich dachte halt, wir plaudern ein bisschen.«
»Auf Wiederhören.«
Aufgelegt. Unfuckingfassbar! Jetzt spinnen sie alle da oben in ihrem strandtuchgroßen Käseland!
Ich drücke auf Wahlwiederholung.
»Procter & Gamble Verbraucherservice, mein Name ist Walid Amin Fayed, was kann ich für Sie tun?«
»Mir sagen, was Bittscharäh bedeutet, verdammt noch mal!«
Aufgelegt.
»Procter & Gamble Verbraucherservice, mein Name ist Carmen Oh, was kann ich für Sie tun?«
»Mein Head & Shoulders riecht nach Krötenkotze und ich wohne in der Sülzburgstraße, kennen Sie?«
»Die Straße nicht, aber Sie!«
»Oh!«
0:3 gegen Holland. Dieses Mal lege ICH auf. Ich bleibe noch eine ganze Weile auf der Bank sitzen, bis ich den Rest des Weges zur WebWorld antrete.
die adler fliegen!
Das Sprichwort Pech im Beruf, Glück in der Liebe funktioniert offenbar auch andersherum, denn fast wirkt es so, als versuche das Schicksal, in wenigen Tagen all das wieder gerade zu biegen, was es mir in den letzten Jahren zu Krümeln gekloppt hat. Kurz: Unsere Seite whatsyourproblem.de entwickelt sich zu einem echten Web-Buster.
Nach meiner Callcenter-Smalltalk-Niederlage betrete ich Sha-hins Laden und platze mitten in einen RTL-Dreh. Shahin, der seinen guten Anzug vom Erfolgsseminar trägt, sitzt vor einem Rechner und erklärt der Kamera stolz sein Konzept. Unglaublich - er sagt tatsächlich »sein« Konzept! Es ist nicht zu übersehen, dass sich Shahin in der Rolle als kreativer Geschäftsmann gefällt. Gegen elf Uhr schließlich verabschiedet sich das Kamerateam und wir sind wieder allein.
»Stell dir vor, sie senden noch einen Bericht heute in RTL aktuell!«, berichtet mir ein aufgeregter Shahin mit funkelnden Augen. »Und morgen kommt ein Team von Pro7.«
»Zu Wetten dass ...!? haben sie dich aber noch nicht eingeladen, oder?«
»Sekunde, ich checke die Mails!«
Da uns letztendlich nichts Besseres passieren kann als derart viel Publicity, lasse ich Shahin seinen Spaß.
»Dieser Polizisten-Schauspieler schreibt, er will überweisen. Keine Bekloppte heute morgen vor seiner Tür!«
»Sehr gut!«
Die neuen Beschwerdeaufträge sind leider kompletter Müll: Ganz oben auf unserer Hitliste steht die zugeparkte GaragenEinfahrt, gefolgt von krakeelenden Nachbarn oder nicht geleerten Mülltonnen. 50-Euro-Bullshit-Aufträge, die uns nirgendwohin bringen und die ich allesamt absage. Dann gibt es noch die Psychopathenfraktion, die sich über Dinge erregt, die definitiv nicht zu ändern sind, wie zum Beispiel die Umstellung der Sommerzeit oder die Nähe der A3 zum Beerhovenpark. Und natürlich die Beleidiger. Sie nennen uns »Mafiosi«, »WildWest-Brüder« und »Online-Stasi«. Uns gehöre »der Arsch versohlt«, »das Internet weggenommen« (!), das »Hirn rausgeprügelt« und »die Lizenz entzogen«, und zwar in dieser Reihenfolge. Ein wenig erschrocken sind wir freilich über eine zweite Mail von eBay. Ich schiebe sie höchstpersönlich in den Papierkorb aus Angst, dass wir wegen Missbrauch des Slogans verklagt werden sollen. Erst gegen Mittag kommt der erste gute Auftrag des Tages rein. Ich winke Shahin zu meinem Rechner und wir lesen die Mail gemeinsam.
22.11.06 11:46
whatsyourproblem. de 3,2,1 ... keins! -
Deutschlands Diskreter Online-Problemlöser
Pseudonym: Bommel
Kontakt:
[email protected] Problem lösen bis spätestens: baldigst Erfolgshonorar: €10000
Anhang: none
Liebe Problemloser,
bei RTL haben sie gesagt, ihr löst Probleme von Prominenten und Leuten, die sich selbst nicht beschweren können. Ich bin eine ziemlich bekannte Kinderbuchautorin (»Bommel und der Elefantenfuß«, »Bommel auf großer Fahrt« sowie »Bommel und der Riesenkeks«). Ich würde auch gerne in Ruhe mein viertes Buch schreiben (Abgabetermin schon mehrfach verschoben! Stress!!!), wenn nicht direkt gegenüber von meinem Arbeitszimmer dieser nervende Kindergarten wäre. Diese ständig schreienden Quälgeister machen mich noch ganz wahnsinnig im Kopf. Ist mir wirklich unverständlich, warum Kinder stundenlang einen Ball gegen die Wand schießen können, ohne dass ihnen langweilig wird oder mit einer Schaufel auf die immergleiche Stelle hauen. Die blöden Erzieherinnen sitzen daneben, rauchen und tun so, als wäre nichts. Nun ist es so, dass ich mich als Kinderbuchautorin ja schlecht beschweren kann über Kinderlärm im Hof. Die Schlagzeilen mag ich mir gar nicht vorstellen. Wie auch immer: Die Kinder müssen irgendwie weg. Da ich